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Der Organisationsbereich Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) verantwortet die Deckung des Sachbedarfs der Streitkräfte und das Nutzungsmanagement zum Erhalt der Einsatzreife von Material, das in der Bundeswehr eingeführt ist.

Partner der Streitkräfte

Der Organisationsbereich umfasst das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit seinem Geschäftsbereich, bestehend aus sechs Wehrtechnischen und zwei Wehrwissenschaftlichen Dienststellen, dem Marinearsenal und der Deutschen Verbindungsstelle des Rüstungsbereiches USA/Kanada. Er steht den Streitkräften als verlässlicher Partner zur Seite.

Kernaufgabe des BAAINBw ist die Sicherstellung einer bedarfs- bzw. forderungsgerechten Ausstattung der Bundeswehr mit moderner Technik, leistungsfähigem und sicherem Gerät und rüstungsbezogenen Dienstleistungen zu wirtschaftlichen Bedingungen. Dazu zählt auch der Bereich der Informationstechnik. Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung, Erprobung, Beschaffung und das Nutzungsmanagement von Wehrmaterial. In einigen Fällen kann dabei auf marktverfügbares Gerät zurückgegriffen werden, häufig jedoch ist eine spezielle Weiter- oder Neuentwicklung von Wehrmaterial erforderlich. Die Produktpalette, mit der sich das BAAINBw befasst, reicht von hochkomplexen Waffen- und Informationstechnik-Systemen, Panzern, Flugzeugen, Schiffen bis zur Bekleidung der Einsatzkräfte.
Die Beauftragung, Entwicklung und Erprobung komplexer technischer Lösungen kostet Zeit.

Nicht jede neue Idee aus der Entwicklung besteht im ersten Versuch den Praxistest. Eine realistische Zeitplanung in Verbindung mit einem effizienten Management der Rüstungsprojekte sind dabei unabdingbar.

Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus

Das seit Oktober 2012 bestehende BAAINBw setzt im Ausrüstungs- und Nutzungsmanagement auf drei wesentliche Säulen: Beschaffung und Nutzung komplexer Dienstleistungen, Deckung betriebsbedingter Bedarfe der Bundeswehr über den Einkauf der Bundeswehr sowie Bereitstellung materieller Lösungen und Dienstleistungen nach dem Customer Product Management (CPM).

Das BAANBw ist in Koblenz beheimatet, weitere Standorte sind Lahnstein und Bonn (Foto: mawibo media)

Das Beschaffungsverfahren CPM betrachtet und betreut Produkte und Dienstleistungen ganzheitlich über ihren gesamten Lebenszyklus. Diese integrierte Betrachtungsweise des kompletten Ausrüstungs- und Nutzungsprozesses erfordert neben der Wahrnehmung aller Aufgaben des Beschaffungswesens auch die Übernahme der sogenannten „Materialverantwortung für die Einsatzreife“. Damit sind die umfassenden Aufgaben von der Analysephase über die gesamte Nutzungssteuerung des Materials aller militärischen Organisationsbereiche bis hin zu dessen Aussonderung in einer Behörde zusammengeführt.

Trendwenden

Um die angekündigte Vollausstattung der Truppe zu erreichen, wird deutlich mehr dringend benötigtes Material für die Bundeswehr zu beschaffen sein. Die von Bundesministerin a. D. Dr. Ursula von der Leyen eingeleiteten Trendwenden Personal, Material und Finanzen haben naturgemäß auch unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeit des BAAINBw und seiner Dienststellen.

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Zur operationellen Stärkung des Amtes wurden von 2016 bis heute eine Reihe organisatorischer Veränderungen vorgenommen.

Organigramm des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (Grafik: mawibo media)

Die bereits laufende Umsetzung der Maßnahmen aus der Agenda Nutzung hat zum Ziel, die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr zu erhöhen und den Herausforderungen der ressourcenschonenden, einsatzorientierten Verteidigungspolitik der vergangenen Jahrzehnte im Bereich der Nutzung zielorientiert zu begegnen. Dieses wird neben weiteren Maßnahmen durch die Optimierung der Versorgungskette (Supply Chain Management) für Ersatz- und Austauschteile mit Rückkehr in eine Bevorratungslogistik, das Datenmanagement (Harmonisierung der IT-Landschaft; Data Governance SASPF) und die Effizienzsteigerung bei der Instandsetzung einschließlich leistungsorientierter Vertragsgestaltung (Performance Based Contracting) gewährleistet.

Optimierung der Beschaffungs- und Nutzungsorganisation

So billigte im September 2019 die Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer die Umsetzung von Maßnahmen zur Optimierung der Beschaffung und Nutzung mit dem Ziel, dass die benötigte Ausstattung schneller, einfacher und zielgenauer bei den Soldatinnen und Soldaten ankommt und diese Ausstattung auch einsatzbereit bleibt. Die mit der Umsetzung der Maßnahmen betraute ministerielle Arbeitsgruppe „Umsetzung Untersuchung Beschaffungs- und Nutzungsorganisation sowie Optimierung Beschaffungswesen“ prüft 58 Maßnahmen mit den inhaltlichen Schwerpunkten:

Konzentration auf die Projektarbeit in der Rüstung und Nutzung, Verbesserung der Steuerungsfähigkeit, Stärkung und Flexibilisierung der Personalressourcen und Verbesserung der Rahmenbedingungen der Projektarbeit.

Liegenschaft Koblenz-Rauental (Foto: BAAINBw)

Neue Erkenntnisse werden ebenso in dem laufenden Umsetzungsprozess berücksichtigt wie die Belange der Personal- und Interessenvertretungen und Gleichstellungsbeauftragten im Rahmen einer begleitenden Beteiligung. Nach derzeitiger Bewertung kann die Mehrheit der Maßnahmen bis Ende 2021 abgeschlossen werden, wobei einige Maßnahmen erst zu einem späteren Zeitpunkt ihre Wirkung entfalten werden. Insgesamt wird die Umsetzung der Maßnahmen zu einer nachhaltigen Verbesserung des Beschaffungsprozesses und des Nutzungsmanagements führen.

Bislang wurden bereits einige Zwischenziele des Projekts erreicht und einzelne Maßnahmen wirksam umgesetzt. Hierbei sind insbesondere anzuführen:

  • Einrichtung der Position bzw. Rolle der stellvertretenden Abteilungsleitung und Beauftragter/Beauftragte für die Nutzung in den projektführenden Abteilungen Kampf, Luft, Land-Unterstützung, See und Informationstechnik zur gestärkten Wahrnehmung der Nutzungsrolle der Projekte/Vorhaben,
  • Einrichtung der Stabsstelle Lufttüchtigkeit als Basis zur künftigen Etablierung einer Continuing Airworthiness Management Organisation im Organisationsbereich AIN (CAMO AIN) zur Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit von Luftfahrzeugen der Bundeswehr im EMAR/DEMAR-Regelungsraum (European/German Military Airworthiness Requirements),
  • Einrichtung einer „Entscheidungsstelle Customer Product Management“ zur Beratung und abschließenden Entscheidung zu etwaigen projektkonkreten prozessualen Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb der Verfahrensregelung CPM.
  • Zukünftig sollen Fähigkeitsforderungen noch stärker auf ihre Realisierbarkeit im vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen sowie auf ihre Kosten-Nutzen-Relation ausgerichtet werden (Vorzug schnell verfügbarer bzw. am Markt verfügbarer 80-prozentiger Lösungen). Dazu wird das Forderungscontrolling mittels erarbeiteter Checklisten, Prüffragen und schneller Entscheidungsmechanismen in bestehende Prozesse und Gremienstrukturen verankert.
  • Um die „Befähigung zur Ausschöpfung des rechtlichen Rahmens“ zu erhöhen, wurde das Vertragsmuster für zu schließende Beschaffungsverträge mit einem Auftragswert bis 25 Millionen Euro grundlegend überarbeitet. Es enthält nun Empfehlungen zu Klauseln in Form eines Baukastensystems, die individuell an den Beschaffungsgegenstand angepasst werden können.

Insgesamt wird die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen – beispielsweise auch die bereits abgeschlossene Erweiterung der organisatorischen Kompetenzen des BAAINBw – zu einer deutlichen Leistungssteigerung der Beschaffungs- und Nutzungsorganisation führen und dazu beitragen, die Arbeit an den Schnittstellen zur Industrie effizienter zu gestalten.