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Kaschmir wird als Dauerkonflikt zwischen Indien und Pakistan wahrgenommen. Wenig bekannt ist, dass China als dritte beteiligte Macht ein Fünftel des Territoriums beherrscht. Nach langer Zeit relativer Ruhe kam es in diesem Jahr an der indisch-chinesischen Kontrolllinie bei militärischen Zwischenfällen zu Toten und Verletzten.

Der mehrheitlich von Muslimen bewohnte Fürstenstaat Jammu und Kaschmir war ein britischer Schutzstaat. Bei der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im August 1947 wollte der feudale Maharadscha, ein Hindu, unabhängig bleiben. Die einflussreiche Partei National Conference strebte ebenfalls die Unabhängigkeit an, war allerdings sozialistisch und antifeudalistisch ausgerichtet. Hingegen betrieb ihre Gegenspielerin, die konservative Muslim Conference, den Anschluss an Pakistan.

Nach einer lokalen Rebellion muslimischer Einwohner gegen die Herrschaft des Maharadscha im August 1947 eskalierte im Oktober der Konflikt: Hindus verübten Massaker an Muslimen. Am 3. Oktober riefen Muslime ein freies Azad Jammu und Kaschmir aus, und am 22. Oktober rückten mit politischer und militärischer Unterstützung Pakistans Stammeskrieger aus dem Nachbarland ein, um ihren Glaubensgenossen zu Hilfe zu kommen. Sie verübten brutale Rachemassaker an Hindus und Buddhisten.

Der bedrängte Maharadscha musste am 25. Oktober Indien um Unterstützung bitten. Nach Unterzeichnung des Anschlusses an Indien am Folgetag organisierte die indische Armee am 27. Oktober eine Luftbrücke und rettete die kurz vor dem Fall stehende Hauptstadt Srinagar.

Der Konflikt mit vorwiegend irregulären pakistanischen Freiwilligen weitete sich im Mai 1948 zum regulären indisch-pakistanischen Krieg aus. Er endete am 1. Januar 1949 mit einem Waffenstillstand und der faktischen Zweiteilung des Gebiets. Ein weiterer indisch-pakistanischer Krieg (August/September 1965) brachte keine wesentlichen Veränderungen des Status quo.

Die Volksrepublik China annektierte 1962 die Hochgebirgsregion Aksai Chin (Grafik: mawibo media)

Indien kontrolliert seit 1949 das fruchtbare Kaschmirtal, das Gebiet um die zweitgrößte Stadt Jammu und die buddhistische Hochgebirgsregion Ladakh. Es bildete seit 1957 einen indischen Bundesstaat; die Autonomierechte wurden ihm 2019 einseitig aberkannt. Als Azad Jammu und Kaschmir wird ein pakistanisch verwalteter westlicher Streifen mit dem Hauptort Muzaffarabad bezeichnet. Die nördlichen Gebirgsregionen bilden ein Sonderterritorium unter direkter pakistanischer Bundesverwaltung mit Namen Gilgit-Baltistan.

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