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Estland hat die ersten leichten Präzisionslenkflugkörper Spike SR erhalten. Nach der Einsatzprüfung und Ausbildung des Personals haben die estnischen Verteidigungskräfte das Waffensystem vor internationalem Fachpublikum und dem Spike-User-Club im scharfen Schuss vorgeführt. Aus einem Kampfstand feuerten die estnischen Infanteristen zwei Flugkörper auf Ziele in 1.500 m bzw. 1.800 m Entfernung. An den Hartzielen konnte die Wirkung der Tandem Heat-Gefechtsköpfe abgeschätzt werden. Die Treffer demonstrierten, dass die Soldaten das System schon nach kurzer Ausbildung im Griff haben. Zur Vorführung gehörte auch die Präsentation der Mittel für die Ausbildung im Lehrsaal und im Gelände.

Estland hat die ersten leichten Präzisionslenkflugkörper Spike SR erhalten., Foto: Rafael

Im Juni 2019 hatte Estland bei Eurospike, dem Joint Venture von Diehl Defence, Rheinmetall Defence und Rafael Advanced Defence Systems, einen Rahmenvertrag über sieben Jahre geschlossen. Für 40 Millionen Euro bestellte die estnische Regierung eine nicht bezeichnete Anzahl von Raketensystemen. Eine erste Tranche von 18 Systemen, die im Jahr 2020 geliefert werden sollte, wurde sofort abgerufen.

Das bestellte System besteht aus Raketen mit Gefechtskopf und integrierten Bedien- und Feuerleiteinheiten (Integrated Control Launch Units, ICLU). Letztere sind wiederverwendbar. Das System ist in einem 98 cm langen Behälter verpackt und kann so leicht zu Fuß transportiert werden. Für die Bedienung reicht eine Person.

Estland hat Spike SR mit kurzer Reichweite bestellt. Der schultergestützte, rund zehn kg schwere Lenkflugkörper ist für die moderne Infanterie-Kriegsführung ausgelegt. Die erhöhte Reichweite ermöglicht die Bekämpfung vor allem gepanzerter Zeile im Entfernungsbereich bis 2.000 Meter.

Die Bundeswehr hat Spike LR mit ICLU unter dem Namen Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörper-System (MELLS) gestartet. MELLS kann mit seiner Hohlladung gepanzerte Fahrzeuge bis zu einer Entfernung von vier km bekämpfen. Die Datenübertragung über Lichtwellenleiter und elektro-optische Sensoren (mit Infrarot-Detektor) ermöglichen die Betriebsarten Fire-and-Forget und Fire-and-Observe.

Gerhard Heiming