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Die Schweiz sucht immer noch nach einem neuen Kampfflugzeug. 2014 scheiterte die Beschaffung des Saab Gripen am Nein des Bürger-Votums. Nun haben die Schweizer für ein neues Kampfflugzeug gestimmt, aber nicht für einen konkreten Typen. Dabei ging es um das Programm Air2030. Dafür will die Schweizer Regierung rund sechs Milliarden Franken bereitstellen. Mindestens 30 neue Kampfflugzeuge sollen dafür beschafft werden. Zu dem Programm gehört auch die Erneuerung der bodengestützten Luftverteidigung, die mit zwei Milliarden Franken veranschlagt ist. Das ist das bisher größte und umfassendste Beschaffungsprogramm für die Schweizer Streitkräfte.

Experten halten diese Investition für dringend notwendig. Ginge man diesen Weg nicht, müsste eine Nutzung der bestehenden Boeing F/A-18-Flotte von 5.000 auf 6.000 Stunden erhöht und damit verlängert werden. Die F/A-18-Flotte ist seit über 20 Jahren in der Schweiz im Einsatz. Die für die Verlängerung der Nutzungszeit nötigen Investitionen stehen, so heißt es, in keinem Verhältnis zu erreichten Verbesserung der Luftfahrzeuge. Es wäre aber die einzige Alternative zu einer Neubeschaffung, um die Fähigkeitslücke bis 2030 schließen, so die Schweizer Regierung.

Zweite Offerte liegt vor

Das Airbus-Angebot für den Eurofighter ist mit den Regierungen der Nationen, in denen Eurofighter hergestellt wird, und den Industriepartnern Leonardo und BAE Systems abgestimmt.

Die neuen Offerten für die neuen Kampfflugzeuge und für die bodengestützten Luftverteidigungssysteme größerer Reichweite liegen der Regierung in Bern jetzt vor. Damit beginnen für die Rüstungsagentur der Regierung , die armasuisse, die Arbeiten an den Evaluationsberichten, die im 1. Quartal 2021 abgeschlossen werden sollen.

Für das neue Kampfflugzeug haben sich vier Herstellerfirmen beworben, Airbus aus Deutschland mit dem Eurofighter, Dassault aus Frankreich mit dem Rafale, sowie aus den USA die Firma Boeing mit der F/A-18 Super Hornet und Lockheed-Martin mit der F-35A. Saab hatte seine Teilnahme mit dem Gripen E nach Flugerprobungen im Jahr 2019 bereits zurückgezogen. In der zweiten Offerte waren die durch die Regierungsstellen angeschriebenen Hersteller aufgefordert, ein für die Schweiz optimiertes Angebot zu unterbreiten.

Deutschland selbst hatte erst vor wenigen Tagen den Vertrag über die Beschaffung von 38 Eurofighter der neuesten Tranche 4 unterschrieben. Das Angebot an die Schweiz richtet sich auf eine typengleiche Beschaffung. Berlin hat der Schweiz angeboten, damit die Grundlage für eine noch engere politische, wirtschaftliche und sicherheitstechnische Kooperation zu legen. Damit unterstützt die Bundesregierung dieses Angebot in besonderer Weise.

Die Offerten enthalten unter anderem folgende Elemente:

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  • Preis für 36 und 40 Flugzeuge inklusive definierter Logistik und Bewaffnung als verbindlicher Ausgangspunkt für die Detailverhandlungen mit dem gewählten Kandidaten nach der Entscheidung;
  • Angebote zur Kooperation zwischen den Streitkräften und den Beschaffungsbehörden der Schweiz und jenen des Lieferlandes;
  • angestrebte oder bereits angebahnte Offset-Projekte.

Bodengestützten Luftverteidigung größerer Reichweite

Am 18. November 2020 sind auch die zweiten Angebote, die die in Frage kommenden Herstellerfirmen für die neuen Systeme der bodengestützten Luftverteidigung größerer Reichweitean die Regierung gerichtet haben,  bei armasuisse eingetroffen. Aus Frankreich bewirbt sich das Eurosam-Konsortium mit dem System Aster 30 SAMP/T. Aus den USA ging Raytheon mit Patriot ins Rennen. Wie auch beim neuen Kampfflugzeug waren die angeschriebenen Hersteller aufgefordert, die für die Schweiz vorteilhafteste Offerte zu unterbreiten.

Die Offerten enthalten unter anderem folgende Elemente:

  • Preis für die Systeme der bodengestützten Luftverteidigung größerer Reichweite zur Abdeckung von mindestens 15.000 km2 inklusive definierter Logistik und Bewaffnung als verbindlicher Ausgangspunkt für die Detailverhandlungen mit dem gewählten Kandidaten nach der Entscheidung;
  • Angebote zur Kooperation zwischen den Streitkräften und den Beschaffungsbehörden der Schweiz und jenen des Lieferlandes;
  • angestrebte oder bereits angebahnte Offset-Projekte.

Nächsten Schritte im Programm Air2030

Mit den Informationen aus der zweiten Offerte und den Erkenntnissen aus den verschiedenen Erprobungsaktivitäten wird der Gesamtnutzen jedes Systems ermittelt. Die Resultate fließen zusammen mit einer umfassenden Risikoanalyse in eigenständige Evaluationsberichte, in welchen der jeweilige Gesamtnutzen des neuen Kampfflugzeugs bzw. des neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung größerer Reichweite den Beschaffungs- und Betriebskosten für 30 Jahre gegenübergestellt wird. Die Evaluationsberichte sollen im 1.Quartal 2021 abgeschlossen werden. Die Entscheidung, welches System gekauft wurde, soll durch den Bundesrat für beide Projekte im 2. Quartal 2021 getroffen werden.

Mit einer Stückzahl von mehr als 660 Bestellungen ist der Eurofighter das mit Abstand meistgenutzte Flugzeug für die Sicherung des Luftraums über Europa. Er wird gemeinschaftlich von den vier Partnernationen Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien betrieben und stetig weiter entwickelt.

Die Auslieferung neuer Kampfflugzeuge und eines Systems der bodengestützten Luftverteidigung größerer Reichweite erfolgt voraussichtlich zwischen 2025 und 2030.

André Forkert