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Die Luftverteidigung der NATO soll deutlich verbessert werden. In einer virtuellen Sitzung am 22. und 23. Oktober 2020 haben die Verteidigungsminister der NATO dazu zwei Programme auf den Weg gebracht: bodengestützte Luftverteidigung (Ground Based Air Defence, GBAD) und die Abwehr von Raketen, Artillerie- und Mörserbeschuss (Counter Rockets Artillery and Mortar, C-RAM). Die Programme gehören zu den 13 High Visibility Projects (HVP). Mit diesem Programm hat die NATO die Schwerpunkte der internationalen Zusammenarbeit für gemeinsame Fähigkeiten definiert.

Die Verteidigungsminister Belgiens, Dänemarks, Deutschlands, Ungarns, Italiens, Lettlands, der Niederlande, Sloweniens, Spaniens und Großbritanniens haben eine Absichtserklärung (Letter of Intent, LoI)) unterzeichnet mit dem Ziel, eine innovative Lösung gegen das gesamte Spektrum der Luft- und Raketenbedrohungen zu finden.

In einem systematischen modularen Ansatz sollen die teilnehmenden Bündnisstaaten vielseitige, skalierbare Lösungen erhalten, mit der auf die Bedrohung zugeschnittene GBAD-Kräftepakete zusammengestellt werden können. Diese Lösungen werden das gesamte Spektrum sehr kurzer bis mittlerer Reichweite abdecken. Ein solcher Ansatz soll die Fähigkeit der beteiligten Bündnispartner, einzelne nationale Module nahtlos in multinationale GBAD-Streitkräftepakete zu integrieren, erheblich stärken. „Dieser innovative, modulare Ansatz wird zu einer dramatischen Erhöhung der operativen Flexibilität, der Skalierbarkeit und der Interoperabilität der bodengestützten Luftverteidigungskräfte führen“, sagte der stellvertretende NATO-Generalsekretär Mircea Geoană.

Die GBAD-Systeme der NATO, Foto: NATO

Nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung werden nun geeignete Komponenten für GBAD identifiziert. Ziel ist es, 2022 mit einem Memorandum of Understanding (MoU) die Entwicklung und anschließende Beschaffung einzuleiten. Ab 2024 sollen die ersten Module zur Verfügung stehen. Die vier Verteidigungsminister Deutschlands, Griechenlands, Ungarns und Großbritanniens haben sich in einer Absichtserklärung auf das Projekt C-RAM darauf festgelegt, Optionen für die multinationale Entwicklung und Beschaffung von Fähigkeiten in diesem Bereich zu untersuchen. Schwerpunkt soll auf innovativen Lösungen wie z.B. gelenkter Energie liegen.

In Deutschland haben Rheinmetall und MBDA lasergestützte Waffen bis zur Serienreife entwickelt, die für diese Initiative genutzt werden können. C-RAM-Fähigkeiten sind für die Bereitschaft der NATO von zentraler Bedeutung. Die Entwicklung und Beschaffung wirksamer Lösungen zur Verteidigung der Bündnisstreitkräfte gegen Raketen-, Artillerie- und Mörserbedrohungen wird dazu beitragen, Personal, Einrichtungen und Ausrüstung wirksam zu schützen. „Diese C-RAM-Initiative wird die Fähigkeiten zur Durchführung von Operationen hoher Intensität erheblich steigern und gleichzeitig den Schutz des Personals, der Einrichtungen und der Ausrüstung vor Angriffen mit Raketen- und Mörserartilleriegeschützen sowie vor konventionellen Luftangriffen verbessern“, sagte der Stellvertretende NATO-Generalsekretär Mircea Geoană.

Der Zeitplan ist synchron zu GBAD und sieht für 2022 ein MoU zur Einleitung von Entwicklung und Beschaffung von Lösungen und ab 2024 die Einführung modularer Systeme vor. Diese multinationalen Initiativen werden für kostengünstigere und widerstandsfähigere Lösungen sorgen und gleichzeitig die Interoperabilität zwischen den beteiligten Bündnispartnern erhöhen.

Gerhard Heiming