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Interview mit Vizeadmiral Andreas Krause, Inspekteur der Marine

ES&T: Herr Admiral Krause, welche Hauptbedrohung sehen Sie im Moment für die Marine?
Krause: Ich sehe im Augenblick keine Bedrohung für die Marine. Ich sehe veränderte Rahmenbedingungen, die uns dazu zwingen, auch in der Marine Fähigkeiten aufzubauen, die diesen Rahmenbedingungen entsprechen. Zu diesen Rahmenbedingungen gehört natürlich das Gebaren Russlands. Darüber sprechen wir schon viele Jahre. Zu den Herausforderungen gehören auch die Veränderungen, die wir derzeit in China erleben. Das bedeutet, dass wir eine Marine entwickeln müssen, die über ausreichende Fähigkeiten verfügt, um mit den möglichen Bedrohungen tatsächlich umgehen zu können. Das müssen wir unter der politischen Prämisse leisten, dass wir gleichrangig für Landes- und Bündnisverteidigung und für internationales Krisenmanagement zur Verfügung stehen sollen.

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Im Gespräch: Der Chefredakteur der ES&T, Rolf Clement, mit dem Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause (Fotos: Bundeswehr)

ES&T: Haben Sie das Gefühl, dass sich Russland in der Ostsee stärker präsentiert?
Krause: Ja.

ES&T: Mit bedrohlichem Charakter?
Krause: Russland ist Russland. Aus meiner Wahrnehmung erkennt Russland zunehmend auch die Notwendigkeit, auf See wieder präsent zu sein. Das war ja jahrelang ein etwas vernachlässigter Bereich. Wenn wir jetzt sehen, wie die russische Marine – oder die gesamten russischen Streitkräfte und Seestreitkräfte – gerüstet werden, dann stellt man schon fest, dass hier ein großer, großer Aufwand betrieben wird. Das betrifft weitreichende Flugkörper ebenso wie moderne U-Boote. Es betrifft aber auch moderne Seestreitkräfte im Allgemeinen.

ES&T: Nun ist die Marine weltweit im Einsatz, zum Beispiel vor dem Libanon oder am Golf. Es gibt immer wieder Meldungen, dass die Marine nicht so einsetzbar ist, wie man sich das wünscht.
Krause: Da kommt es auf den Maßstab an. Für die Einsätze, in die wir derzeit losgeschickt werden, sind wir vernünftig ausgerüstet, vernünftig ausgebildet und haben das Material und die Menschen, die man dazu braucht. Das hat dazu geführt, dass wir in den vergangenen Jahren nicht einen Einsatz, den uns die Politiker aufgetragen haben, nicht haben durchführen können. Ganz im Gegenteil – es sind neue Einsätze dazugekommen, wie jetzt zum Beispiel die Beteiligung an der EU-Operation „Irini“. Alle Einsätze, in denen wir jetzt sind, führen wir seit Jahrzehnten durch – man kann wirklich sagen als verlässliche Partner. Das steht erst mal unwidersprochen auf der einen Seite.

Auf der anderen Seite steht natürlich der

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