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Unser zunehmend unwägbares sicherheitspolitisches Umfeld wird sich auch in einer möglicherweise „neuen“ Normalität nach Auslaufen der COVID-19-Wellen kaum verbessern. Wir sollten nicht Gefahr laufen, von einer pandemischen in eine sicherheitspolitische Krise zu fallen. Für die kontinentale Mittelmacht Deutschland bleibt auch in Zukunft die Dimension Land bestimmend. Da sich die Dimensionen Land, See, Luft, Cyber und Weltraum aber zunehmend verschränken, wird die Bundeswehr als Ganzes im künftigen Operationsumfeld multinational und multidimensional zur Lage- und Gefechtsführung befähigt sein müssen.

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Generalleutnant Alfons Mais ist Inspekteur des Heeres (Foto: Bundeswehr/Maximilian Schulz)

Seit dem Gipfelbeschluss von Warschau 2016 verfolgt die NATO wieder verstärkt die prägnante Formel: „Bedrohung bestimmt den Bedarf“. Der Nachholbedarf in Bezug auf rasche Einsatzbereitschaft und die Herausforderungen des hochintensiven Gefechts von organischen Großverbänden ist enorm. Es muss eine Balance zwischen den Aufgaben des Internationalen Krisenmanagements und denen der Landes- und Bündnisverteidigung gelingen.

Potenzielle Gegner der Allianz werden in strategischen Papieren wieder deutlicher benannt, auch weil diese in der Lage sind, schnell aus einem intelligenten Transfer verfügbarer moderner Technologien militärischen Nutzen zu ziehen, unterhalb formeller Konfliktschwellen hybride Destabilisierungsoperationen zu führen und auf dem Weg sind, die Modernisierungsanstrengungen europäischer Streitkräfte auszumanövrieren.

Der Bedarf an militärischen Fähigkeiten schlägt sich in den Vorgaben der NATO an ihre Mitgliedstaaten nieder. Das Mittel und Werkzeug dafür ist der NATO-Verteidigungsplanungsprozess (Defence Planning Process, NDPP). Dieser im vierjährigen Rhythmus wiederkehrende Prozess legt in Abstimmung mit den beteiligten Nationen die militärischen Fähigkeitsziele fest, zu deren Beistellung sich die Mitgliedstaaten gegenüber dem Bündnis verpflichten.

Das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr bildet diese Verpflichtung als nationale Ambition ab. Auch in COVID-19-geprägten Zeiten muss gelten: Gute Planung darf nie entkoppelt von der Gegenwart sein, sie darf sich durch diese aber auch nicht behindern lassen. Deshalb hier der Blick nach vorne.

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