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Das Javelin Joint Venture (JJV, Lockheed Martin und Raytheon) hat das erste F-Model des Panzerabwehrraketensystems Javelin fertiggestellt. 2019 war JJV beauftragt worden, ein erstes Los mit 511 Javelin F-Model herzustellen. Jetzt beginnen die Abnahmetests. Nach erfolgreichem Abschluss ist die Auslieferung an die Truppe im Herbst 2020 vorgesehen. Der Rahmenvertrag nennt ein gesamtes Produktionsvolumen von 2.100 Stück. Mit der neuesten Version und weiteren zu erwartenden Leistungssteigerungen wird die Lebensdauer bis 2050 angegeben.

Javelin – US-Bezeichnung FGM-148 – wurde 1996 als mittleres Panzerabwehrraketensystem in die U.S.-Streitkräfte eingeführt und seitdem immer wieder u.a. hinsichtlich Leistung des Gefechtskopfes und der Reichweite verbessert. Die jetzt in Produktion gegangene Version F ist die sechste Leistungssteigerung des Systems. Ein neuer Mehrzweck-Gefechtskopf mit vorfragmentierten Splittern und Hohlladung kann erfolgreich gegen konventionelle und reaktive Panzerung und gegen leicht gepanzerte / ungepanzerte Ziele eingesetzt werden. Die Reichweite wurde auf 4.000 Meter gesteigert. Dazu erhielt die leichter gewordene Lenk- und Abschusseinheit (Command Launch Unit, CLU) eine verbesserte Optik, die das Erkennen und Verfolgen von Zielen auf diese Entfernung erleichtert.

Für den fire-and-forget-Flugkörper wird das Ziel mit der Tageslicht- oder (gekühlter) Wärmebildoptik aufgeklärt. Nach Grob-Anvisieren wird auf den bildgebenden Sensor des Suchkopfs umgeschaltet und das Ziel markiert. Nach Abfeuern steuert sich der Flugkörper ins Ziel. Zwei Angriffsarten sind möglich: direkt, mit Flughöhe bis 60 m auf Front-, Heck oder Seitenflächen und überhöht, mit Flughöhe 160 Meter und steilem Anflug auf die Oberseite des Fahrzeugs.

Insgesamt sind bisher rund 45.000 Javelin-Flugkörper bestellt worden. Auf der Nutzerliste stehen elf NATO-Staaten, -aspiranten und -freunde, Australien, Taiwan  und drei Staaten der MENA-Region. In Afghanistan, Irak und auf anderen Kriegsschauplätzen ist Javelin bisher über 5.000mal eingesetzt worden.

Erster ausländischer Kunde könnte Polen sein, die kürzlich Vertragsverhandlungen über 180 Raketen und 60 Abschussgeräte abgeschlossen haben.

Gerhard Heiming