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Betrachtungen der Entwicklungsaktivitäten sowjetisch-russischer Kampfpanzer (KPz) im Nachkriegszeitraum beschränken sich häufig auf die Modelle der T-Reihe (T-54/55/62/64/72/80/90). Man stößt inzwischen auch auf Informationen über weniger bekannte Konzeptstudien und Prototypen, die als Nachfolgemodelle für die eingeführten KPz gedacht waren, jedoch nie das Stadium einer Serienreife erreichten. In diesem Beitrag werden die weniger bekannten Entwicklungsaktivitäten der sowjetisch-russischen Konstruktionsbüros (KB) vorgestellt.

In den 1980er Jahren gab es in der Sowjetunion insgesamt noch fünf Entwicklungs- und Produktionsstätten für KPz. Bereits im Jahr 1989 wurde im Tscheliabinsk Tractor Plant die Produktion des KPz T-72 und 1990 in den Leningrader Kirowwerken die Produktion des KPz T-80 beendet. Anfang 1991 waren noch drei Produktionsstätten aktiv (Nischni Tagil, Omsk und Charkow), und nach dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 verblieben nur noch die Werke Nischni Tagil und Omsk in Russland.

Entwicklungsprojekte in den 1970er Jahren

Im Jahr 1971 wurde das staatlich finanzierte Entwicklungsprogramm „Perspektivy“ aufgelegt. Die daraus resultierenden Fahrzeuge sollten ab 1981 die eingeführten Modelle T-64 und T-72 ablösen. Im Rahmen dieses Programms entstand in Leningrad das Objekt 225, in Tscheliabinsk das Objekt 780 und in Charkow das Objekt 450.

Das Objekt (Obj.) 225 war ein Turmpanzer mit einem geschätzten Gewicht von 41,6 t, mit Dreimann-Besatzung und einem Ladeautomat, insofern folgte dieses Grundkonzept dem KPz T-64, als Antrieb war eine Gasturbine vorgesehen.

Das Obj. 780 besaß schon mehrere innovative Konstruktionsideen, da die komplette Dreimann-Besatzung im Turm untergebracht war. Der Fahrer war im Zentrum des Turmes in einer drehbaren Kabine platziert. Als Hauptwaffe war eine 125-mm-Panzerkanone (PzK) vorgesehen. Der Ladeautomat überragt in der Breite das Fahrwerk und zeigt eine ähnliche Bauweise wie beim Obj. 225. Das Gewicht wurde auf ca. 50 t geschätzt.

Ein wirklich revolutionäres Konzept wurde Anfang der 1970er Jahre mit dem Obj. 450 (T-74) vorgestellt. Hier war die Hauptwaffe (PzK 125 mm) in einer extrem kleinen Scheitellafette gelagert. Kommandant und Fahrer waren vor der Oberlafette im Fahrgestell untergebracht, der Richtschütze in der Unterlafette unterhalb der Waffe. Zum Laden musste die Hauptwaffe in eine 12-Uhr-Position gebracht werden, dabei wäre eine relativ einfache Munitionszuführung aus dem hinter der Oberlafette platzierten Ladeautomaten (in der Wanne) möglich gewesen.

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