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Mit Beratung des Vorhabens Main Ground Combat System (MGCS) in den Ausschüssen des Deutschen Bundestages für Verteidigung (BMVg) und Haushalt am 11. März 2020 können jetzt die Studien für das bodengebundene Hauptkampfsystem der Zukunft in Auftrag gegeben werden.

Das BMVg beabsichtigt, das MGCS als Kooperationsvorhaben mit Deutschland und Frankreich als gleichberechtigten Partnern durchzuführen, die sich mit je 50 Prozent am Finanzbedarf und den Arbeitsanteilen unter Berücksichtigung der relevanten nationalen Industrie beteiligen.

Für die 18-monatige System-Architektur-Definitionsstudie (SADS) Teil 1 beträgt der Finanzbedarf je Nation (höchstbegrenzt) rund 75 Millionen Euro. Ziel ist die Definition, Entwicklung und Realisierung eines neuen hochmodernen Kampfpanzersystems, um bis zum Beginn einer Außerdienststellung der in Nutzung befindlichen Kampfpanzerflotten (Leopard 2 und Leclerc) ab 2035 eine Auslieferung erster Systeme zu erreichen. Für die Durchführung der SADS Teil 1 haben sich die Unternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) auf deutscher Seite und Nexter auf der französischen Seite darauf verständigt, eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden. Damit ist für die SADS Teil 1 eine binationale Auftragnehmerstruktur erreicht.

Der Leopard 2 wird derzeit zum A7+ nachgerüstet. Seine Ablösung durch das MGCS ist ab 2035 vorgesehen. (Foto: KMW)

Der Zeitplan sieht vor, dass bis 2024 in einer Technologiedemonstrationsphase (TDP) nach Harmonisierung der Multiplattformkonzepte die Systemarchitektur definiert und ein Systemmanagement aufgebaut werden. Bilaterale F&T Aktivitäten dienen der Vorbereitung erforderlicher Zukunftstechnologien für die spätere Integration in den Gesamtsystemdemonstrator und die Realisierung von Technologiedemonstratoren.

Konzept des Multiplattformsystems MGCS (Artists impression: Nexter)

Im Zeitraum 2024 bis 2027 werden in einer Gesamtsystemdemonstratorphase (GSDP) die GSD gebaut, die Komponenten auf ihre Leistungsfähigkeit und Systemverträglichkeit getestet. Am Ende steht die Leistungsbeschreibung als eine Grundlage für die Einleitung der Serienproduktion. Für 2028 ist der Beginn der Realisierungsphase geplant, vermutlich mit zunächst der Produktion von Nachweisexemplaren, die von den Beschaffungsbehörden und der Truppe auf Erfüllung der militärischen Forderungen und auf die Eignung für den Einsatz geprüft werden. Nach Freigabe beginnt die Serienproduktion. Das erste Serienfahrzeug soll 2035 ausgeliefert werden. Nach Einführung in die Truppe und Ausbildung der Besatzungen, Bediener und der taktischen Führer soll die Anfangsbefähigung für den Einsatz (Initial Operating Capability, IOC) 2040 erreicht werden. Das wäre immerhin über 55 Jahre nach Einführung des Kampfpanzers Leopard 2 und 25 Jahre nach Auslieferung des ersten Schützenpanzers Puma.

Auswahl möglicher Komponenten für das MGCS (Graphik: Rheinmetall)

Die deutsch-französische Zusammenarbeit soll dabei die Grundlage einer möglichst breiten europäischen bzw. NATO-Kooperation bilden. Für das MGCS hat Deutschland die Führung übernommen. Beide Nationen sollen aber gleichermaßen von der Zusammenarbeit profitieren und für die zukünftig beabsichtigte Nutzung der Arbeitsergebnisse ausreichende Rechte am geistigen Eigentum erhalten.

Durch die Investition in dieses Projekt wird es der deutschen Verteidigungsindustrie ermöglicht, sich durch die Entwicklung und Anwendung zukunftweisender Landsystemtechnologien auch langfristig als weltweit führende Landsystemindustrie zu positionieren. Mit dem MGCS wird die nationale Schlüsseltechnologie „geschützte/gepanzerte Fahrzeuge“ im Sinne der Strategie der Bundesregierung erhalten und gestärkt. Das Vorhaben MGCS System hat das Potenzial, mittelfristig das größte europäische landbasierte Rüstungsprojekt für die Entwicklung eines europäischen Landkampfsystems zu werden.

In weiteren Durchführungsabsprachen ist noch mit Frankreich der Umfang, der Inhalt und die vertraglichen Umsetzungen der Leistungen zum Start gemeinsamer Forschungs- und Technologie (F&T)-Aktivitäten im IV. Quartal 2020 abzustimmen.

Der damit verbundene Finanzbedarf von 2020 bis 2022 wird nach den Ausführungen des BMVg voraussichtlich in einem ersten Schritt (IA2) etwa 50 Millionen Euro je Nation und in einem zweiten Schritt (IA3) weitere 124,0 Millionen Euro umfassen. Für rein nationale F&T-Aktivitäten (für nationenspezifische Anteile und Unterstützungsleistungen) wird von BMVg zudem ein Haushaltsmittelbedarf in Höhe von rund 56 Millionen Euro für 2020 bis 2022 errechnet.

Um bis 2035 eine Auslieferung erster Systeme sicherzustellen, wird der weitere in 2023 bis 2027 erforderliche deutsche Finanzbedarf für weitere F&T-Aktivitäten sowie die Untersuchungen mit einem Gesamtsystemdemonstrator (GSDP) auf etwa 501,5 Millionen Euro geschätzt.

Für 2020 bis 2027 ist auf der Basis der vorstehenden Jahresscheiben für die Durchführungsabsprachen insgesamt von einem derzeitigen Finanzbedarf in Höhe von 746,5 Millionen Euro auszugehen.

Zusammen mit dem Finanzierungsanteil, den Frankreich trägt, belaufen sich also die Entwicklungskosten für das MGCS bis zum Realisierungsbeginn (2028) auf 1,5 Milliarden Euro.

Gerhard Heiming