Schon zu Zeiten des Kalten Krieges spielte die Bundesrepublik Deutschland eine wichtige geopolitische Rolle. Im Verteidigungsfall hätten umfangreiche Kräfte der Verbündeten durch die Bundesrepublik geführt werden müssen. Wenn nun seit der Annexion der Krim durch Russland die NATO die Landes- und Bündnisverteidigung wieder in den Fokus ihrer Bemühungen stellt, ist die Ostgrenze der NATO wiederum nur erreichbar, wenn Truppen durch Deutschland geführt werden. Deutschland ist jetzt nicht mehr Zielland, sondern Durchgangsland. Für die NATO ist es eine Drehscheibe geworden.
Vor allem das aggressive Verhalten Russlands mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014 und das hybride Vorgehen in der Ostukraine sind Entwicklungen, die zu einem Wiederaufleben des Kernauftrages der NATO – den Schutz des Bündnisgebietes – geführt haben. Damit hat sich der Auftrag der Bundeswehr auch wieder stärker auf die Landes- und Bündnisverteidigung fokussiert.
Die NATO hat für die Wahrnehmung dieser Aufgabe zusätzliche Instrumente geschaffen und andere geschärft. Es gilt weiterhin der Dreiklang konsequente Abschreckung, kollektive Verteidigung sowie politischer Dialog. Der NATO Readiness Action Plan umfasst verschiedene Maßnahmen, auf die sich die NATO-Minister verständigt haben. Dazu gehören u.a. die Enhanced NATO Response Force mit einer rotierenden NATO-Speerspitze (Very High Readiness Joint Task Force, VJTF) in Brigadestärke als Kern einer verstärkten Division bei Bedarf. Jeweils eine Rahmennationengruppe mit einer Führungsnation stellt die Speerspitze. Diese umfasst vor allem das Land Component Command zur Führung von Landoperationen. Deutschland führte 2019 die VJTF-Land an und wird die Führung 2023 erneut übernehmen. Zusätzlich setzt Deutschland in Litauen eine von vier Battlegroups, die vor allem in den baltischen Staaten, auch z.B. in Polen, als sogenannte Enhanced Forward Presence vorgehalten werden. Die USA halten seit 2017 eine zusätzliche Brigade in Polen rotierend bereit.
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