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Jede Krabbe kennt ihren Strandabschnitt. Aber eben nur diesen. Sie kennt ihn bis zum Fels, der die Sicht auf den restlichen Küstenverlauf versperrt. Wann oder mit welcher Wucht die nächste Flut darüber hereinbricht, vermag das Schalentier nicht vorherzusagen. Es weiß nur, dass die Wassermassen kommen werden. Einen Austausch mit Krabben hinter dem steinernen Hindernis ist schwer, spärlich oder nicht vorgesehen.

In der deutschen Sicherheitsarchitektur verhielt es sich bislang ebenso. Ressort- und Kästchendenken waren vorherrschend. Die Schwierigkeiten, das gesamte Ausmaß der Flüchtlingskrise einzuschätzen und zu bewältigen, oder der Fall Amri offenbarten dringenden Handlungsbedarf. Mittlerweile gibt es zwischen den Bundesministerien auf Arbeitsebene in den sogenannten Werkstattgesprächen einen engeren Austausch über sicherheitsrelevante Entwicklungen. Für den Blick über den Fels, die strategische Vorausschau, werden überdies mehr Kapazitäten geschaffen. Doch statt nun in einer gemeinsamen Anstrengung alle Kräfte und Expertise zu bündeln, Lücken des anderen zu schließen und einander zu ergänzen, verhalten sich die Akteure häufig noch wie lebende Krabben im Korb eines Fischers. Im Bemühen, aneinander hochkrabbelnd dem Behältnis zu entkommen, reißen sie sich entweder gegenseitig fortwährend in die Tiefe oder behindern sich. Im Ergebnis kommt so keines der Tiere zum Ziel. Wäre es da nicht klüger, sich in der Enge zu arrangieren, neue Strukturen und Verhaltensmuster zu entwickeln, gar eine stabile Leiter zu bilden, um über den Rand des Korbes blicken zu können?

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