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Zum ersten Mal haben Drohnen der französische Luftwaffe bewaffnete Tests durchgeführt. Vom französischen Luftwaffenstützpunkt Niamey aus im Niger, wo die unbemannten Luftfahrtzeuge und deren Bediener stationiert sind, haben die französischen Streitkräfte der „Operation Barkhane” bewaffnete Drohnen gestartet. Bisher wurden die Drohnen dort nur zur Aufklärung eingesetzt. Um die Schussfähigkeit der Drohnen zu validieren, wurden im Dezember 2019 drei erfolgreiche Versuchsmissionen durchgeführt, bei denen gelenkte Bomben erfolgreich von französischen MQ-9 Reaper eingesetzt wurden.

Der erste Versuchsflug wurde am 15. Dezember 2019 durchgeführt (Video: MoD Frankreich)

In einer Presseerklärung vom 19. Dezember teilte die französische Verteidigungsministerin Florence Parly mit: „Die bewaffneten Drohnen werden die Sicherheit unserer Soldaten am Boden erheblich verbessern und unsere Ressourcen angesichts eines immer schwerer greifbaren Feindes stärken“. Die Ministerin fügte hinzu: „Bewaffnete UAVs haben mehrere Vorteile, darunter ihre Unauffälligkeit, Ausdauer und die Fähigkeit unserer Streitkräfte, schneller und effektiver zu reagieren und zu entscheiden“.

Die bewaffneten Drohnen sollen schon in den kommenden Tagen den Streitkräften der “Operation Barkhane” zur Verfügung stehen, teilte das französische Verteidigungsministerium mit, ohne ein konkretes Datum zu nennen. Derzeit werden die französischen UAVs zur Aufklärung eingesetzt. Ihre Bewaffnung ermöglicht es, Luftschläge durchzuführen und dadurch auf den kostspieligen und riskanten Einsatz einer Patrouille von Kampfflugzeugen oder Hubschraubern zu verzichten. Dem Verteidigungsministerium zufolge kommt es jedoch nicht in Frage, dass die Drohnen autonom agieren können. „Die Position Frankreichs ist klar: Die Entscheidung, eine Waffen einzusetzen, muss eine menschliche Entscheidung sein“, wird vom Ministerium mitgeteilt, unabhängig davon, „ob bei der Aufklärung, der Bewertung der Ziele und vor allem bei der Entscheidung über den Einsatz“.

Für Frankreich bedeutet die neue militärische Fähigkeit jedoch keine Änderung der Militärdoktrin. Dazu ließ die Verteidigungsministerin Parly mitteilen: „Die Einsatzregeln für bewaffnete UAVs sind genau die gleichen wie die für Kampfflugzeuge“, sagte Parly. „Diese Drohnen werden weiterhin im Einsatzgebiet der betreffenden Operation unter strikter Einhaltung des Gesetzes über bewaffnete Konflikte betrieben“, fügt die Pressemitteilung der Ministerin hinzu, die bereits in einer Rede Ende 2017 die Bewaffnung der französischen Drohnen ankündigt hatte.

Die französischen MQ-9 Reaper sind befähigt bis zu vier 250 kg schwere lasergelenkte Bomben – die GBU-12 – einzusetzen. (Foto: MoD Frankreich)

Die Drohnen der Klasse MALE (medium altitude, long endurance), die derzeit in der “Operation Barkhane” zur Bekämpfung islamistischer Terrorgruppen eingesetzt werden, sind amerikanische MQ-9 Reaper-Drohnen von General Atomics Aeronautical Systems. Die französische Luftwaffe verfügt über zwei Systeme mit je drei UAVs, von denen eines permanent in Niamey stationiert ist. Zwei weitere Systeme sollen Anfang 2020 ausgeliefert werden. „Jede Drohne wird die Fähigkeit haben, vier 250 kg schwere lasergelenkte Bomben – die GBU-12 – zu tragen, die bereits von Kampfflugzeugen verwendet werden“, betont das Ministerium und weist darauf hin, dass der neue Reaper-Block-5-Standard es den französischen Streitkräften auch ermöglichen wird, ab Ende 2020 Hellfire-Luft-Boden-Raketen und ab 2021 GBU-49-Bomben abzufeuern.

Christian Kanig