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Mitte Dezember kündigte das U.S. Marine Corps (USMC) an, dass alle Marine Corps Utility Task Vehicles (UTV; basierend auf dem Polaris MZRZ) erhebliche Produktverbesserungen erhalten werden. Diese dienen der Sicherheit sowie der Steigerung der Fahrzeug-Leistungsfähigkeit.

Verantwortlich für das Programm sind die Ingenieure und Logistiker des Light Tactical Vehicle Programme Office beim Programme Executive Officer (PEO) Land Systems.

In die Überlegungen floss das Feedback der USMC-Nutzer ein. Außerdem ließ man sich von Wüstenrennen der zivilen Automobilindustrie inspirieren. Erkenntnisse, die das USMC dort gewinnen konnte, flossen dann in die Forschung und Tests ein und werden jetzt in der Beschaffung umgesetzt.

Zu den multiplen Verbesserungen gehören unter anderem Änderungen am Querlenker, neue Notlaufreifen, Unterbodenschutz, ein Straßenverkehrssatz, ein Kupplungsverbesserungssatz und ein Witterungsschutz. Jason Engstrom, der leitende Systemingenieur für das UTV bei PEO Land Systems, betonte in einer Meldung auf der offiziellen Seite des USMC: „Wir haben das Fahrzeug als [handelsübliche, COTS] Lösung gekauft, deshalb ist es logisch, dass wir nicht alles ab Werk bekommen, was wir wollen.“ Seit der Einführung der UTVs im Jahre 2017 wurde ihre Nutzung immer weiter ausgedehnt und die Fahrzeuge wurden für Zwecke eingesetzt, die bei der ursprünglichen Beschaffung nicht berücksichtigt worden waren. Aufgrund der Nutzung in den Einsätzen erfolgen fast täglich neue Nutzungsvorschläge durch die Marines.

Produktverbesserungen

Eine der ersten Maßnahmen ist der Einbau anderer Querlenker, eine entscheidende Komponente des Fahrwerkssystems. Aufgrund des Einsatzes des UTVs in unterschiedlichsten Geländen waren die ursprünglichen Querlenker häufig verbogen. Die größte Gefahr waren Felsbrocken und Steine, und denen sahen sich die Marines fast immer ausgesetzt. Ein verbogener oder beschädigter Querlenker kann ein Fahrzeug außer Kraft setzen. Der neue Querlenker besteht nun aus einem Material, das doppelt so robust ist wie das ursprüngliche. Zusätzliche wurde die Bodenfreiheit um 6 cm erhöht.

Neben dem Querlenker wurde der Unterboden des Fahrzeuges fast immer in Mitleidenschaft gezogen. Daher erhalten die Fahrzeuge auch einen besseren Unterbodenschutz. Bei Tests in Australien zeigte sich, dass große, dicke Äste auf dem Boden sich aufstellen und die Kunststoffbodenplatte durchbohren können. Dies ist ein Sicherheitsrisiko, sagt Engstrom. Daraufhin wurden unterschiedlichste Materialien getestet, um einen besseren Schutz zu erreichen – möglichst ohne zusätzliches Gewicht, denn jedes Gramm mehr bedeutet weniger Nutzlast.

Bei den UTV-Reifen ließen sich die Marines von der Offroad-Rennsportbranche inspirieren, in der die „Tireballs“ erfunden wurden, eine neue Art der Run-Flat-Technologie. In jedem Reifen befinden sich 16 aufblasbare Zellen. Wird eine davon durch einen Dorn oder Nagel beschädigt, gibt es immer noch 15 weitere Zellen mit ausreichend Luft, um weiterzufahren. Neben den Tireballs wurden neue Reifen von BF Goodrich ausgewählt, die haltbarer sind als die vorherigen. Außerdem kommen sie besser mit den unterschiedlichen Untergründen zurecht und bieten eine bessere Leistungsfähigkeit. Die Offroad-Rennfahrer in Baja California verwenden diese Reifen-Kombination für 1.000-Meilen-Rennen in der Wüste. Engstrom sagte dazu: „Wir haben beschlossen, dass es ein gutes Upgrade für die Marines ist.“

Ein „Environmental Protection Cover“ wird den Marines zukünftig Witterungsschutz, vor allem Schutz gegen die Sonneneinstrahlung, bieten.

Schlussendlich wurde auch ein Straßenverkehrssatz eingeführt, mit Blinker, Hupe und Rückspiegel. Marines der III. Marine Expeditionary Force hatten sich diese Funktionen aus Sicherheitsgründen gewünscht, insbesondere für den Übergang von Trainingsbereichen auf die Straße, die auch von zivilen Autofahrern genutzt wird.

Es ist geplant die Produktverbesserungen während der turnusgemäßen Wartungen durchführen zu lassen.

Interesse der Bundeswehr

Auch die deutschen Streitkräfte planen die Beschaffung des MRZR. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat am 18. Oktober 2019 auf der europäischen Ausschreibungsplattform TED den Beginn des Teilnahmewettbewerbes für ein „Taktisches luftlandefähiges Utility Terrain Vehicle (LL-UTV)“ veröffentlicht.

Das Beschaffungsvorhaben beinhaltet einen Rahmenvertrag mit einer Laufzeit von 7 Jahren über die Herstellung und Lieferung von maximal 148 hochgelände- und luftlandefähigen, ungeschützten 4-sitzigen Einsatzfahrzeugen LL-UTV. Die Mindestabnahme im 1. Los beträgt 65 Fahrzeuge, die restlichen sind eine Option.

Die Ausschreibung gibt vor, dass der Bewerber Vertragshändler oder Vertragswerkstatt oder in einer anderen Form durch die Polaris Defence Inc. zertifiziert ist. Dies lässt nur den Schluss zu, dass es sich bei der Ausschreibung – auch wenn dies so direkt nicht in den öffentlichen Unterlagen steht – um einen Polaris MRZR handelt.

Polaris MRZR-D4

Der Polaris MRZR-D4 (D steht für Diesel, und 4 steht für die Anzahl der Sitze) verfügt über einen 4-Takt-SOHC-Dreizylinder-Turbodiesel mit 933 cc Hubraum und ca. 60 PS, wahlweise mit Zwei- oder Vierradantrieb (zuschaltbar). Die Maße betragen (L/B/H) 355 x 151 x 187 cm. Wobei der Überrollbügel klappbar ist und die Höhe so weiter reduziert werden kann. Das Fahrzeug hat ein Leergewicht von 950 kg und kann je nach Konfiguration zwischen vier und sechs Soldaten aufnehmen und bietet eine Nutzlast von 680 kg sowie eine Anhängelast von 680 kg dynamisch. Alleine die hintere Stauraumbox (82 x 124,5 x 51,8 cm) fasst bis zu 226 kg.

MRZRs sind bereits in über 20 Nationen im Fuhrpark – in Deutschland beispielsweise bei der GSG 9 der Bundespolizei. Neben dem USMC (Einführung 2017) nutzt das United States Special Operations Command den MRZR bereits seit 2013 im Rahmen des Light Tactical All-Terrain Vehicle-Programmes. Den Polaris MRZR gibt es wahlweise als Zwei- oder Viersitzer (MRZR 2 und MRZR 4) jeweils in Benzin- oder Dieselvarianten. Laut Polaris hat die Turbodieselmotor-Variante eine bis zu 80 Prozent höhere Reichweite als die Benziner-Variante.

André Forkert

U.S. Marines des 3rd Battalion, 8th Marine Regiment, als Teil des Forward Unit Deployed Program der 3rd Marine Division, führen 6. Juni 2017 Fahrausbildung mit den UTVs auf dem Gelände der Eagle Point Training Area, Südkorea durch. (Video: U.S. Marine Corps / Cpl. David A. Diggs)