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Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat mit der Veröffentlichung des Verhandlungsverfahrens am 23. Dezember 2019 eine Ausschreibung für die Anmietung von drei zivilen Hubschraubern H145 mit bis zu 1300 Flugstunden (FH) im Jahr 2021 gestartet. Die Angebotsabgabe ist für den 20. Januar 2020 terminiert. Die Vertragslaufzeit soll vom 1. Januar 2021 bis zum 31. Dezember 2021 dauern, wobei der Flugbetrieb am 4. Januar 2021 beginnen soll.

Gefordert ist ein Vermieter, der mindestens drei zum zivilen Luftverkehr zugelassene Hubschrauber H145 (Regelraum EASA) zeitlich befristet (stundenweise) zur Durchführung von Flügen in Absprache mit dem Mieter, der Bundeswehr, in betriebsbereitem, lufttüchtigem Zustand auf dem Militärflugplatz in Laupheim bereitstellen kann. Es werden bis zu 1.300 Flugstunden, davon 260 Nachtflugstunden, im Jahr 2021 gefordert. Pro Woche sind mindestens zwei Flugfenster für Nachtflüge vorzusehen.

„Im Rahmen der Aus- und Weiterbildung von Hubschrauberführeroffizieren/-innen (HFO) der Deutschen Luftwaffe, im Anschluss an den Erwerb der Musterberechtigung H145M, muss eine ausreichende Anzahl Flugstunden bereitgestellt werden, um das Personal unmittelbar weiter zu professionalisieren und es zeitnah nach Erreichen des notwendigen Qualifikationsniveaus auf dem Einsatzmuster H145M für den Einsatz zu befähigen,“ so teilte das BAAINBw mit.

Die Bereitstellung der zusätzlichen Flugstunden auf dem H145 soll, so ist es den veröffentlichten Angaben zu entnehmen, zeitnah nach der Umschulung auf den H145M eine bruchfreie Qualifikation des zukünftigen Einsatzpersonals ermöglichen, um den Personalbedarf für die Operation „Resolute Support“ belastbar decken zu können.

Neben der Bereitstellung der Maschinen soll der Auftragnehmer auch für die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit/Lufttüchtigkeit während der Nutzung, Betreuung, Wartung und Instandsetzung zuständig sein. Ebenso müssen erforderliche Verbrauchsmaterialien und „Ground Support Equipment“ (Boden-, Prüf- und Sonderwerkzeuge) vom Vermieter zur Verfügung gestellt und im Hubschrauber mitgeführt werden.

Es ist zu vermuten, dass die Ausschreibung der zusätzlichen Flugstunden notwendig wird, da die Bundeswehr mindestens zwei der 15 in Laupheim stationierten H145M LUH SOF (Light Utility Helicopter Special Operations Forces) in den Einsatz verlegen will. Diese Maschinen wären dann über einen längeren Zeitraum bei Resolute Support in Afghanistan gebunden und stünden nicht für den Ausbildungs- und Übungsbetrieb in Deutschland zur Verfügung.

H145M geht nach Afghanistan

Bei Resolute Support sollen ab 2021 die derzeit durch die CH53 der Luftwaffe geleisteten Einsätze durch die Heeresflieger mit dem Transporthubschrauber NH90 sowie dem H145M Hubschrauber der Spezialkräfte der Luftwaffe übernommen werden. Bislang ist geplant, drei NH90 und einen Airbus H145M im Norden Afghanistans zu stationieren – mit je einer Maschine jeden Typs als Reserve. Der Einsatz ist planerisch derzeit auf 18 Monate beschränkt.

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Im Einsatz soll die H145M zusammen mit der NH90 ein Team bilden und deren Einsatz – z.B. beim FwdAirMedEvac Einsatz – sichern.

Zusätzlicher Flugstundenbedarf am Horizont

Die jetzt ausgeschriebene Anmietung erfolgt vermutlich vor dem Hintergrund, dass 2021  mindestens zwei H145M Maschinen in Laupheim nicht zur Verfügung stehen werden, aber die Ausbildung und In-Übunghaltung der Piloten bruchfrei weiterlaufen muss.

Hinzu kommen die großen Probleme beim Erhalt der Flugberechtigung auf dem Muster CH-53 der Luftwaffe. Dem Vernehmen nach werden bereits jetzt freie Flugstunden auf dem H145M genutzt, um CH-53 Piloten reale Flugstunden zu ermöglichen.

Während die Verfügbarkeit des H145M durchgängig bei rund 95 Prozent liegt, sollen nur wenige der CH-53 Maschinen einsatzbereit sein. Ausnahmen bilden lediglich die Maschinen im Auslandseinsatz.

Neben dem Einsatz in Afghanistan wird derzeit in der Bundeswehr noch ein zweiter möglicher Einsatz diskutiert bzw. geprüft. Dieser könnte sowohl die CH-53 als auch die H145M Maschinen betreffen. Gut informierten Kreisen nach ist bereits ein entsprechender Prüfauftrag seitens des BMVg an die Einheiten ergangen. Ein konkreter Einsatzort wurde aber nicht genannt. Jüngsten Presseberichten zufolge kämen zum Beispiel die Ausweitung der Mali-Einsätze oder ein zusätzliches Engagement in Syrien in Betracht.

Parallel wird für den H145M eine Simulationslösung geprüft. Die Luftwaffe will aus Kosten- und Zeitgründen aber wohl keinen eigenen Simulator beschaffen. Daher finden derzeit Gespräche mit der Lufthansa Aviation Training statt. Die Firma Reiser Simulation and Training liefert einen entsprechenden Hubschrauber-Simulator mit Wechsel-Cockpit für die Muster H145 und H135 an die Lufthansa aus. Der Level D-Simulator für Training im Bereich Helicopter Emergency Medical Services soll im August 2020 am Standort Frankfurt in Betrieb gehen. Mit wenig Aufwand wäre dieser wohl auf eine H145M (Light) Variante hochrüstbar. Hier könnten dann zumindest für die Piloten alle Verfahren, ohne Nutzung des „hinteren Kampfraumes“, trainiert werden. Andere Alternativen zur Nutzung eines Simulators bestehen über die ADAC HEMS Academy am Flugplatz Bonn/Hangelar in Sankt Augustin sowie bei Airbus Helicopters in Donauwörth. Auch der Simulator in Sankt Augustin stammt von Reiser Simulation and Training.

André Forkert