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Der ukrainische Innenminister Arsen Avakov hat am 19. November mit seinem französischen Amtskollegen Christophe Castaner ein Regierungsabkommen über den Erwerb von zwanzig 32-Meter-Küstenpatrouillenbooten des Typs FPB 98 MK II der Ocea (Sables d’Olonne) gezeichnet.

Die 32 Meter langen und 6 Meter breiten Aluminium-Patrouillenboote sind für Überwachungsmissionen in der exklusiven Wirtschaftszone konzipiert. Sie erreichen mehr als 30 Knoten, können ca. eine Woche in See stehen und bei 12 Knoten über 1.000 Seemeilen zurücklegen (russische Medien berichten über 35 Knoten Höchstgeschwindigkeit, und 1.200 Seemeilen). Ausgelegt für zwölf Mann Besatzung. Mit Artillerie 30 mm bestückbar.

Die Boote sollen „für den Schutz der Meeresgrenzen verwendet werden, Überwachungs- und Steuerungsoperationen, Suche und Rettung, im Kampf gegen Sabotage und Geheimdienste“, so das ukrainische Innenministerium.

Die Lieferung soll zwischen 2021 und 2023 erfolgen. Die Boote werden dem Grenzschutz und damit dem ukrainischen Innenministerium unterstehen.

In einem Tweet gibt der ukrainische Innenminister Arsen Avakov an, dass der Vertrag sich auf 136,5 Millionen Euro beläuft. Weiter wurde bekannt, dass die Ukraine 15 Prozent direkt zahle, der Rest werde über ein Darlehen zu Sonderkonditionen vermittelt durch das französische Wirtschafts- und Finanzministerium abgewickelt. Die Summe decke die Lieferung der Boote sowie Ersatzteile für zwei Jahre Wartung und die Ausbildung von Besatzungen und Wartungspersonal ab. 15 Boote sollen in Frankreich gebaut werden, fünf in Nikolaev. Das Einsatzboot sowie die Bewaffnung sollen ebenfalls aus der Ukraine stammen.

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Ocea lieferte FPB98 bereits nach Algerien (21), nach Benin und Surinam. Andere Typen gingen nach Nigeria und an die Philippinen. Ein Datum zur Vertragszeichnung mit der Werft wurde nicht bekannt gegeben.

Die NATO Außenminister hatten sich bei ihrem Brüsseler Treffen am 20. November 2019 für eine weitere Unterstützung der Ukraine sowohl als Allianz als auch durch bilaterale Bemühungen zur Modernisierung der Streitkräfte und der anderen Institutionen des Verteidigungsbereiches ausgesprochen. Da hatte Paris bereits reagiert und die wohl seit Juni laufenden Verhandlungen mit Kiew unter Dach und Fach gebracht.
Dass die Boote unbewaffnet nach Odessa geliefert werden, kann durchaus als Geste an Russland verstanden werden.

Der Webseite des ukrainischen Innenministeriums ist zu entnehmen, dass Airbus bereits 2020 zehn Hubschrauber an die Ukraine ausliefern wird. Womit die (überfällige) Modernisierung der staatlichen ukrainischen Sicherheitskräfte wohl langsam in Gang zu kommen scheint.

Hans Uwe Mergener