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ES&T: Herr Botschafter Heusgen, mit dem Jahresende ist die erste Hälfte der zweijährigen Amtsperiode Deutschlands im Weltsicherheitsrat der Uno vorbei. Welche Halbzeitbilanz ziehen Sie?

Heusgen: Wie sagt man so schön – das Glas ist ungefähr halb voll und halb leer. Um mit dem halbleeren Glas anzufangen: Deutschland kann natürlich nicht die weltpolitische Konstellation von heute auf morgen ändern. Was will ich damit sagen? Viele Probleme, viele Krisen dieser Welt können im Sicherheitsrat nicht wirklich gelöst werden, weil die Antipoden sich nicht auf eine Linie einigen können. Deshalb geht es bei vielen Themen nicht weiter.

Auf der anderen Seite gelingt doch einiges, oft nur in kleinen Schritten. Deswegen ist das Glas durchaus auch halb voll. Ein Beispiel: Wir haben als Sicherheitsrat in den letzten Monaten den Friedensprozess in Kolumbien weiter begleitet. Der Sicherheitsrat war vor Ort und hat sich mit Nachdruck für die Umsetzung des Friedensplans ausgesprochen. Dadurch konnten wir einen unterstützenden Beitrag leisten. Der Sonderbeauftragte des Generalsekretärs für Syrien – das ist einer der dramatischsten Konflikte der letzten Jahre – kam jetzt einen kleinen Schritt weiter: Das Verfassungskomitee wurde endlich institutionalisiert und hat Ende Oktober seine Arbeit aufgenommen. Im Sudan haben wir nach Jahrzehnten des Konflikts Hoffnung auf eine positive Entwicklung. Im Südsudan, wohin der Sicherheitsrat vor Kurzem gereist ist, haben wir die Hoffnung, dass bald eine Regierung der nationalen Einheit zustande kommen könnte.

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