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Der britische Flugzeugträger verließ am 30. August seinen Heimathafen Portsmouth, um erneut – wie vor einem Jahr – in Zusammenarbeit mit der US Navy und dem US Marine Corps die Decklandeverfahren der F-35B weiter zu erproben bzw. zu konsolidieren. Diesmal unter Einbeziehung eigener, nach Ankunft an der US Ostküste einzuschiffender Trägerflugzeuge.

Während der dreimonatigen Mission, die die Bezeichnung „Westlant 2019“ trägt, wird die „QE“, wie der Träger gerne genannt wird, vom Type 45-Zerstörer „HMS Dragon“, der Type 23-Fregatte „HMS Northumberland“ sowie dem Tanker „RFA Tideforce“ begleitet. Sieben britische F-35B, von Royal Navy- und Royal Air Force-Piloten geflogen, werden für fünf Wochen gemeinsamer Übungen vor der ostamerikanischen Küste nachgeführt werden.

Die Jets und das Personal stammen von der Royal Air Force Base Marham. Auf der (jagd-) fliegerischen Seite sind beteiligt: das Einsatzgeschwader 617 Squadron (Marham), der Umschulungsverband 207 Squadron (Marham) sowie das Royal Navy-Royal Air Force gemeinsame Test- und Erprobungs-Geschwader 17 Squadron mit Sitz Edwards Air Force Base, Kalifornien, USA. Es wird erwartet, daß die britischen F-35B Mitte Oktober vor Ort einsatzbereit sind, um, dann von Bord des Trägers aus, die Übungen im Seegebiet zwischen Norfolk (Virginia) und Mayport (bei Jacksonville, Florida) aufnehmen zu können. Das US Marine Corps ergänzt die britischen Jets mit bis zu vier weiteren F-35B, um ein langsames Herantasten an den Betrieb einer vollen bordgestützten Fliegergruppe zu ermöglichen, die die Royal Navy mit 24 Flugzeugen vorsieht.

Dem Verband gehören außerdem mit Auslaufen 9 Drehflügler der Typen Merlin Mk2 sowie Mk4 (Agusta Westland AW 101, auch als EH 101 bezeichnet) und Wildcat (Agusta Westland AW 139 / verbesserter Sea Lynx) an. Mit Ausnahme des alternden Pumas sind mittlerweile alle britischen Militärhubschrauber für den Betrieb von Flugzeugträgern der Queen Elizabeth-Klasse zertifiziert.

Des Weiteren ist ein Kontingent Royal Marines 42 Commando, die Lima Company, spezialisiert in Combat Search and Rescue, eingeschifft.

Auf dem Wege zur vollen Einsatzbereitschaft

Legten die ersten Starts und Landungen (damals noch von US Flugzeugen) im September 2018 (s. ESuT 2/2019, S. 69) den Grundstein für Flugdeckoperationen des britischen Trägers, werden nun die weiteren Schritte zur Herstellung seiner vollen Operationsfähigkeit unternommen. Trotz Rückschlägen (im Juni Wassereinbruch) und noch nicht abgeschlossener Komplettausrüstung (so sind zum Beispiel noch nicht alle Phalanx-Flugkörperabwehrsysteme eingerüstet), werden die Meilensteine zum Erreichen der vollen Einsatzfähigkeit angegangen bzw. abgearbeitet. Ein größerer liegt im Dezember 2020 bzw. im frühen 2021 mit der ‚Initial Operational Capability‘ (IOC) – hier gehen die Angaben ein wenig auseinander. Dem folgt der erste operative Einsatz im Jahr 2021 (CSG21), der nach jetzigem Kenntnisstand in den östlichen Mittelmeerraum, den Nahen Osten und den Pazifik gehen wird. CSG21 wird mit Abstand die größte und mächtigste Task Group sein, die die Royal Navy für einige Zeit zusammengestellt hat. Die „HMS Queen Elizabeth“ soll von zwei  Zerstörern Typ 45, zwei Fregatten Typ 23, einem Jagd-Uboot, einem Tanker der Tide-Klasse und der „RFA Fort Victoria“ begleitet. Die F-35B der 617-Staffel und eine USMC-Staffel sollen eingeschifft werden. Angesichts dieses Umfangs wirft man bereits heute Fragen nach der Verfügbarkeit von Einheiten auf – insbesondere unter dem Gesichtspunkt Landesverteidigung und des Aufrechterhaltens anderer Aufgaben im Vereinigten Königreich.

Erste CAP-Einsätze

Zum systematischen Abarbeiten der wichtigen Ausbildungseinheiten erwartet „HMS Queen Elizabeth“ während dieses Einsatzes nicht nur die Zusammenarbeit mit Überwassereinheiten der US Navy und einem amerikanischen Jagd-Uboot. Flugzeuge der US Navy, des US Marine Corps und der US Air Force werden bei der Ausbildung der Fliegerleiter und anderer Flugoperateure des Schiffes zu unterstützen. Neben der Qualifizierung von Royal Navy- und Royal Air Force-Piloten für Trägeroperationen werden Taktiken erprobt sowie Einsätze mit Bomben und Raketen simuliert. 617 Squadron wird außerdem Combat Air Patrol (CAP) üben. Ein für die Royal Navy wichtiges Geschehnis. Denn seit 2006, mit dem Ausphasen des Sea Harrier, verfügt sie nicht mehr über diese Fähigkeit.

Die volle Betriebsfähigkeit (‚Full Operational Capability‘- FOC) der „QE“ mit britischen Jets ist für 2023 vorgesehen.

Diplomatie auf dem Wasser

Die dreimonatige Mission dient natürlich auch dazu, das größte Kriegsschiff Europas Partnern vorzuführen. Zusätzlich zu den Arbeitsbesuchen in Norfolk und Mayport wird der Einsatz einen offiziellen Besuch im kanadischen Hafen von Halifax beinhalten. Die Royal Canadian Navy ist nicht erst seit der jüngsten Entscheidung für die Type 26-Fregatte ein wichtiger Partner. Im November macht die „QE“ Annapolis (Sitz der US Naval Academy) eine Aufwartung, um ein weiteres Treffen des Atlantic Future Forums auszurichten. Ähnlich wie im letzten Jahr, als das Schiff New York besuchte. Zur diesjährigen Tagesordnung ist zu erfahren, dass es um die sich verändernde Natur der Kriegsführung und gemeinsamen Bedrohungen, denen sich beide Verbündete im In- und Ausland ausgesetzt sehen, gehen soll.

Die „HMS Queen Elizabeth“ wird Anfang Dezember zurückerwartet. Womöglich fällt ihr Einlaufen parallel zu dem am 3. und 4. Dezember in London stattfindenden NATO-Jubiläumsgipfel. Dass sie bei der Rückkehr auf ihr dann eventuell gerade zu seinen ersten Seefahrten ausfahrendes Schwesterschiff „HMS Prince of Wales“ trifft, könnte ebenfalls Bestandteil des Drehbuches sein.