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Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Auflösung des Warschauer Paktes 1991 brachen Freude und Optimismus aus. Das Ende des Kalten Krieges war da. Schon bald begannen die westlichen Regierungen, die Friedensdividende an ihre Bürger auszuzahlen.  Abrüsten, Einsparen war die Devise.

Bis dahin musste man ständig alle Möglichkeiten der Aufklärung nutzen. Dazu gehörten neben Open Skies und Informationsbeschaffung durch den diplomatischen Dienst auch die Fernmelde-Elektronische Aufklärung (FmEloAufkl), und zwar land-, luft- und seegestützt.

Die Streitkräfte unterhielten in der Zeit des Kalten Krieges insgesamt acht Betontürme mit Antennen- und Empfangsanlagen entlang des Eisernen Vorhangs als Einsatzstellung. Dort wurden unter Verwendung modernster Aufklärungselektronik die Truppen des Warschauer Paktes ständig genauestens beobachtet und in der jeweiligen Auswertezentrale eine Bedrohungslage geführt, die auch der politischen Führung zur Verfügung gestellt wurde. Jederzeit musste mit einem Angriff auf einen oder mehrere NATO-Staaten unterhalb der Schwelle eines nuklear geführten Krieges gerechnet werden. Durch FmEloAufkl kann man Vorbereitungen eines solchen Angriffes rechtzeitig erkennen, um die Abwehr zu organisieren.

Um die Electronic Order of Battle auch für Seegebiete erstellen zu können, nutzte die Marine drei Flottendienstboote, die speziell für Aufgaben der FmEloAufkl ausgestattet wurden und fünf speziell für die FmEloAufkl ausgerüstete See-Aufklärungsflugzeuge mit entsprechender Antennen- und Elektronikausstattung. Hauptsächlich, um die Ostseeanlieger des Warschauer Paktes und ihre Flotten genauer kennenzulernen. Die Aufklärungsergebnisse flossen in die bereits erwähnte Bedrohungslage ein.

Für die Durchführung der Fernmeldeelektronischen Aufklärung waren die Aufklärungsmittel der Bundeswehr den Teilstreitkräften nach deren individuellen Bedürfnissen zugeordnet, angepasst in Auslegung und Dislozierung. Das Grundgerüst bestand aus acht Einsatzstellungen der Luftwaffe mit den Bezeichnungen A bis H, und Q. Die Fernmeldetürme der Luftwaffe (A, B, C, E, F) befassten sich mit der Sprechfunk- und Elo-Aufklärung und beherbergten zum Teil auch Aufklärungskräfte des Heeres. Die Sektoren D, H, und Q klärten im Verbund mit abgesetzten HF-Peilern Tastfunk im Kurzwellenbereich (HF ) auf. Die Inhalte der HF-Erfassung beinhalteten auch eine strategische Komponente. Darüber hinaus gab es für den Fall, dass die Türme aufgegeben werden mussten, mobile Erfassungstrupps der Luftwaffe mit einer leistungsfähigen beweglichen Aufklärungsfähigkeit. Das Heer verfügte neben drei Fernmeldetürmen in Grenznähe auch über mobile FmEloAufkl-Komponenten bei der Truppe. Im Feldheer verfügte die Fernmeldetruppe EloKa auf Korpsebene über drei EloKa-Bataillone und auf der Ebene der Divisionen über insgesamt elf selbstständige EloKa-Kompanien. Ziel war es, anhand der elektronischen Signatur des Gegners dessen Identität, Truppenzugehörigkeit, Stärke, Aufstellung, Position und Bewegung zu ermitteln und gegebenenfalls auch elektronische Gegenmaßnahmen einzusetzen.

Bréguet Atlantic

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Seit Ende der 1990er Jahre ist bekannt, dass ein Ersatz für die Bréguet Atlantic zu finden ist. (Foto: Adrian Pingstone)

Eines der besonderen Aufklärungsmittel war die Bréguet Atlantic SIGINT (Signals Intelligence). Um dieses Aufklärungsmittel beneideten uns viele Nationen, denn es lieferte durch die an den COMINT- und ELINT-Konsolen (Communication bzw. Electronic Intelligence) den eingesetzten Erfassern nicht nur die begehrten Parameterdaten (Grundlagendaten), sondern auch höchst brisante Zustandsdaten über den Gegner, die eine sehr gute Vorwarnfähigkeit ermöglichten. Erreicht wurde diese essenzielle Fähigkeit durch Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften, die hochmoderne, leistungsfähige Empfangs- und Auswerteelektronik zum Einbau in die Bréguet Atlantic SIGINT bereitstellten und im Gegenzug Teilhabe an den Aufklärungsergebnissen erhielten. Viele der aufgezeichneten Daten konnten allerdings – heute fast unvorstellbar – erst nach der Landung am Boden ausgewertet werden. Weitere Einzelheiten findet man unter „Bréguet Atlantic SIGINT HMA“ im Netz.

In den 1990er Jahren wurde klar, dass die Bréguet Atlantic dem Ende ihrer Lebensdauer entgegenflog.

Flottendienstboote außer Dienst

Nach der Auflösung des Warschauer Paktes verloren Heer und Luftwaffe ihre strategischen Aufklärungsmittel an der Grenze, deren Verlust die Indienststellung von SAR Lupe (weltweite Radarbildaufklärung und optische Aufklärung aus dem Weltraum) bis heute nicht kompensieren kann. Die Einsatzstellungen A bis Q wurden nach und nach außer Betrieb gesetzt, da wir unsere von der Sowjetherrschaft befreiten Nachbarn ja nicht weiter belauschen wollten. Die Flottendienstboote waren nicht (sub-)tropentauglich, da sie für Einsätze in Nord- und Ostsee konzipiert waren, nicht jedoch für Nordafrika oder Somalia.

Die Flottendienstboote wurden daher zur Piratenjagd in die Subtropen geschickt (Somalia), und eine Nachfolgelösung für die nicht mehr versorgbare Bréguet Atlantic BA 1150 SIGINT wurde mit Hochdruck gesucht. Weder für die Flottendienstboote noch für die Bréguet Atlantic sind derzeit Ersatzlösungen absehbar.

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Die Flottendienstboote der „Oste“-Klasse sind als hocheffiziente Frühwarn-, Fernmelde- und Aufklärungseinheiten konzipiert, laufen aber ebenfalls dem Ende ihrer Lebensdauer entgegen. (Foto: Bundeswehr/PIZ Marine)

Daher gibt es zurzeit bei der Bundeswehr keine nennenswerte Fähigkeit zur strategischen weltweiten FmEloAufkl mehr. Über weite Strecken ist die Bundeswehr damit auf Partner-Informationen angewiesen, die von befreundeten oder verbündeten Nationen oder der NATO zur Verfügung gestellt werden. Die Flottendienstboote sind technisch bedingt in heißen Zonen der Erde nicht einsetzbar. Damit ist die eigenständige, unabhängige Informationsgewinnung – Grundlage allen außenpolitischen Handelns eines souveränen Staates – für Deutschland seit Längerem nur noch eingeschränkt möglich. So haben z.B. die sich abzeichnenden Ereignisse auf der Krim und der Krieg in der Ostukraine die politische Klasse in Deutschland auf dem falschen Fuß erwischt.

Mangelnde Aufklärungsfähigkeiten

Es spricht vieles für die Annahme, dass die Qualität des russischen Aufmarsches entlang der östlichen Grenze der Ukraine unseren politischen Entscheidungsträgern bei Verfügbarkeit eines für luftgestützte, weiträumige Überwachung und signalerfassende Aufklärung geeigneten Aufklärungsmittels, wie z.B. Euro Hawk, nicht so lange verborgen geblieben wäre.

Die Identität der Raketenbatterie 9k37 (BUK), die Flug MH-17 abgeschossen hat (durch russische oder ukrainische Truppen), wäre mit einer solchen hochfliegenden Plattform wahrscheinlich feststellbar gewesen.

Nach langen Überlegungen, Untersuchungen, Studien, u.a. durch eine Arbeitsgruppe bei der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG), zeichnete sich ab, dass ein unbemanntes Luftfahrzeug (damals Uninhabited Air Vehicle, UAV Remotely Piloted Vehicle, RPV genannt) zahlreiche Vorteile bieten würde. Eine solche Lösung versprach, inzwischen eingetretene Defizite in kurzer Zeit ausgleichen zu können. Solcherlei Überlegungen wurden aber von den (fliegenden) Experten auf das schärfste bekämpft, und ihnen war jedes Argument recht, die UAV-Variante zum Absturz zu bringen. Dennoch sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die in großer Höhe (über 19.000 m) und bis zu 35 Stunden nach dem „Konzept der Datenableitung“ operierende Euro Hawk eine bemannte Version bei Weitem übertreffen würde. Die Entwicklung der SIGINT-Nutzlast für die Euro Hawk wurde bei der EADS unter der Bezeichnung „ISIS “ beauftragt.

Euro Hawk als Ersatz

Man beschloss, den Nachteil in Kauf zu nehmen, dass die Euro Hawk bis zur Verfügbarkeit einer Lösung für das Flugsicherheitsprinzip „See and Avoid“ und einer Enteisungsanlage eine nur eingeschränkte Flugzulassung erhalten würde.

Der spätere Einsatz sollte ohnehin überwiegend oberhalb des kontrollierten Luftraumes und nicht im zivilen Luftraum über europäischem Hoheitsgebiet erfolgen, sondern an interessanteren Orten weltweit. Die Erprobungsstelle Wehrtechnische Dienststelle 61 in Manching war von Anfang an beteiligt und begleitete auch die Demonstrationsflüge vom Marinefliegerhorst in Nordholz, Ostfriesland.

Die beim Demonstrationsflug in Nordholz 2007 anwesenden Vertreter der Europäischen Flugsicherung waren sehr beeindruckt und wollten sich für sinnvolle Einsatzregelungen im europäischen Luftraum stark machen, um so den Einsatz von UAV künftig zu erleichtern. Eine hinreichende europäische Reglung war damals in Kürze absehbar, wirkungsvolle Work around Procedures standen zur Verfügung. Auch andere Probleme galten als beherrschbar, wie das Fehlen von Tragflächen-Enteisungsvorrichtungen, und rund 50 Global Hawk, die bei mehr als acht verschiedenen Nationen seither Millionen Flugstunden absolviert haben, bestätigen die Einschätzung nachhaltig.

Da die Euro Hawk nur über eine vorläufige Flugzulassung für Testflüge verfügte, erfolgte der Start in Nordholz in einem durch die örtlich zuständige Flugsicherung eingerichtetes Flugbeschränkungsgebiet (TRA). Nach dem Start ging das Luftfahrzeug in einen Kurvenflug über und schraubte sich innerhalb der winzigen TRA in den Himmel. Nach zwei Minuten war die Maschine nicht mehr auszumachen. Wenig später hatte sie eine Flughöhe oberhalb der Dienstgipfelhöhe aller zivilen Flugzeuge erreicht, wo ihnen neben anderen Global Hawks höchstens der amerikanische U2-Aufklärer hätte begegnen können, also ein Flugobjekt sozusagen aus gleicher Familie.

Im Einsatz sollte die Euro Hawk dann Kurs in das Einsatzgebiet nehmen und nach 30 Stunden Marsch und Aufklärungsflug auf einer Global Hawk-Basis einer befreundeten Nation landen. Dort sollte sie betankt werden, um dann für den nächsten Einsatz erneut zu starten. Nach Hause nach Nordholz sollte sie nur zurückkehren, wenn Wartungsarbeiten erforderlich wären, die zweckmäßigerweise in Nordholz durchzuführen wären. Das gleiche Verfahren passte für die anderen Maschinen. Für Sicherheit wäre gesorgt gewesen: Sollte die Verbindung zur Bodenstelle unterbrochen werden, flöge die Drohne zunächst selbstständig weiter. Die autonome Flugführung würde nach vorher programmierten Verfahren abgewickelt, einschließlich eines eventuellen Missionsabbruchs und der automatischen Rückkehr zum nächsten erreichbaren oder vorbestimmten Basisplatz nach den dort geltenden Anflugverfahren. Wenn die Verbindung wiederhergestellt werden kann, ist der Missionsabbruch eventuell nicht nötig. Das Vehikel wäre jedenfalls auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Die Einsatzsteuerung, die je nach Emitter-Aufkommen in der Empfangsanlage das Empfangssystem optimal steuert, sodass optimierte Ergebnisse erwartet werden können, kann sich im Prinzip an jedem beliebigen Ort befinden, von der aus die Bodenstelle ausreichend unterstützen kann.

ISIS als SIGINT-Fähigkeit

Die Fähigkeiten der vorgesehenen Payload, der erfolgreich völlig neu entwickelten ISIS (Integriertes SIGINT Aufklärungs System) konnten bereits 2007 bei Demonstrationsflügen präsentiert werden. Aus der extrem großen Einsatzflughöhe ist mithilfe von ISIS die Erfassung von Funk- und Radarsignalen von über 400 Kilometern entfernten Funkstellen möglich. Dies ermöglicht bei geeigneter Auswertung eine umfassende Darstellung von Dislozierung, Stärkeänderung, Bewegung, Qualität sowie Absichten gegnerischer Kräfte und bildet damit eine unverzichtbare Voraussetzung für den Erfolg eigener militärischer Operationen. Dies kann die Überlegenheit im Informationsraum bedeuten und damit den Schlüssel zum Erfolg deutscher Luft-, Land- und Seestreitkräfte im Einsatz darstellen. Die zurzeit nur von ISIS auf Euro Hawk darstellbaren Fähigkeiten sind auch für alle Verbündeten inklusive der US-Streitkräfte von überragendem Wert. Darüber hinaus wird damit eine gewisse Unabhängigkeit unserer Regierung, des Deutschen Bundestages und der deutschen Streitkräfte vom Informationsverhalten befreundeter Nationen und von NATO-Partnern erreicht.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière stoppte seinerzeit das Projekt Euro Hawk, nachdem deutlich wurde, dass sich durch die deutsche Regelungslage und mangelnde Bereitschaft der entsprechenden Behörden eine Zulassung für den Luftverkehr nicht realisieren ließe. (Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert)

Selbst die US-Streitkräfte verfügen derzeit noch nicht über solche Fähigkeiten. Deren RC-135 Rivet Joint SIGINT-Flieger (von Boeing) benötigt bis zu 27 Mann Besatzung. Eine eigene Lösung per UAV haben sie noch nicht, ist aber inzwischen in Entwicklung. (Könnte man eventuell bei Airbus kaufen.)

Ausschließlich bürokratische Beschränkungen haben bisher verhindern können, dass ISIS auf Euro Hawk zur Wirkung kommen kann. Um die seit Jahren schmerzhaft klaffende Fähigkeitslücke endlich zu schließen, hat die Bundeswehr mit mehr als einer Dekade Verspätung den tauglichen Versuch unternommen, mit der Planung „ISIS auf Triton“, genannt Pegasus, eine für Einsätze äußerst wichtige Komponente für die Cyber- und Informationsraum-Überlegenheit zu realisieren.

Pegasus

Mit der Bereitschaft der USA, Triton, eine für die U.S. Navy weiterentwickelten Version der Global Hawk, an Deutschland zu liefern, kann mit ISIS auf Triton ein neues Zeitalter für die deutschen Streitkräfte eingeläutet werden.

Die vom Hersteller Northrop Grumman weiterentwickelte Version der Global Hawk (die Basisversion der Euro Hawk) verfügt nun über eine höhere Nutzlast und die notwendigen technischen Einrichtungen und Änderungen für eine gesicherte Flugzulassung.

Vor dem Anbruch des digitalen Zeitalters mussten alle empfangenen Signale manuell (d.h. durch Personal) bearbeitet werden. Zu bearbeitende Signale waren aber in der Regel alte Bekannte, die mit ihrem Parameterspektrum bereits in der Emitter Parameter Grenzwertliste erfasst waren. Zunächst wurden die Signale durch einen Erfasser mithilfe eines Such- und Aufklärungsempfängers vermessen, beurteilt, klassifiziert, ggf. untersucht und zugeordnet. Für die Analyse konnte man verschiedene, mit speziellen Betriebsarten versehene Analyseempfänger (mit Oszilloskopen zur Ermittlung und Darstellung signalspezifischer Eigenschaften) einsetzen. Ein zusätzliches Hilfsmittel stellte das Audio dar. Von unbekannten Signalen wurde eine superschnelle Breitbandaufzeichnung zur späteren technischen Analyse angefertigt.

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2017 wurde entschieden, Triton als Trägerplattform mit dem Aufklärungssystem ISIS für die Bundeswehr zu beschaffen. Voraussichtlich im Jahr 2025 soll die Bundeswehr damit über ein luftgestütztes Signalerfassungssystem zur weiträumigen Überwachung und Aufklärung verfügen. (Foto: BMVg)

Bei Pegasus erfolgt dieser Schritt in ISIS mit Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) automatisch. Der Betrieb der Aufklärungsmittel weist dabei folgende Abläufe auf: Wenn die Signale einem Kommunikationssystem (z.B. Truppenfunk) zugeordnet werden können, werden sie an einen Sprachauswerter zur weiteren Auswertung übergeben, sofern dies nicht ein Spracherkennungssystem erledigen kann. Dieser ermittelt den Inhalt und verfasst eine Meldung. (COMINT).

Der Großteil der Signale stammt aber oft von Radargeräten, Führungs-, Leit- oder Navigationssystemen oder Ähnlichem. Der Erfasser konnte sie oft schon am Klang erkennen und sie so schnell identifizieren und vermessen. ISIS kann das selbstverständlich auch.

Zuordnung militärischer Einheiten

Anhand des durch ständige Beobachtung erworbenen Wissens und der Erfahrung kann man die erfassten Geräte den zugehörigen militärischen Einheiten zuordnen und z.B. durch (Kreuz-)Peilung orten. So erfährt man, wo sich ein Bataillon, Regiment oder eine Brigade befindet und kann gegebenenfalls auch den Standort des verantwortlichen Gefechtsstandes ermitteln. Das deutsche Heer besaß und besitzt die dazu notwendige Ausrüstung. Der Bediener erhält vom System eine Liste der aufgetretenen Signale mit den gemessenen Eigenschaften und der Zuordnung. Nur in Zweifelsfällen ist Handarbeit nötig.

Mit einer modernen Erfassungsanlage wie ISIS entfallen die meisten manuellen Schritte. Das Spektrum wird automatisch abgesucht, die Identität bekannter Emitter festgestellt, eine Peilung veranlasst, Anomalien erkannt, die Erfassung geloggt, wichtige Feststellungen an die Erfassungs- und Auswertezentrale weitergeleitet. Das System kennt auch die Signalzusammenhänge und nutzt Methoden der KI und des Deep
Learning. Nur Problemfälle und unbekannte Signale bedürfen weiterhin der Aufmerksamkeit eines menschlichen Erfassers, der sich aber nicht unbedingt an Bord des Luftfahrzeuges befinden muss.

Das unbemannt fliegende FmEloAufklärungs-System Pegasus bietet hier enorme Vorteile, u.a. weil die Limitierung durch Arbeitsplätze an Bord entfällt und die Erfassungs- und Auswertekapazität am Boden praktisch beliebig groß bemessen werden kann. Die Praktikabilität derartiger Abläufe und die hohe Qualität der Ergebnisse wurden bereits bei den Demonstrationsflügen 2007 in Nordholz unter Beweis gestellt. Die amerikanische Luftwaffe war sehr beeindruckt, sie ließ sogleich eine eigene Version von ISIS entwickeln.

Mit Triton MQ-4C hat die Bundeswehr nun einen Träger ausgesucht, der sich für die signalerfassende luftgestützte weitreichende Überwachung und Aufklärung eignet und frei ist von den technologischen Begrenzungen, die eine deutsche Zulassung bisher verhindert haben. Zugleich sind die Integrationsbedingungen weitgehend identisch denen des Euro
Hawk, sodass kaum Risiken für die Verwirklichung verbleiben. Die für eine dauerhafte Flugfreigabe zuständigen Dienststellen haben dies inzwischen bestätigt. Das für Euro Hawk entwickelte und für Pegasus weiterentwickelte ISIS beinhaltet alle notwendigen Komponenten zur Erfüllung der zunehmend wichtigen Aufgabe der signalerfassenden luftgestützten weitreichenden Überwachung und Aufklärung.

Autor: Oberstleutnant a.D. Johannes Naumann ist einer der Direktoren des Board of Directors des deutschen Chapters Red Baron Roost der Assossiation of Old Crows in Bonn, die sich besonders für die Berücksichtigung des Elektronischen Kampfes einsetzen.