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Nach der Vertagung der Entscheidung im Januar, kam nun unerwartet Schwung in die Auswahl: Der französischen Naval Group wurde am 2. Juli der Gewinn des Bieterwettbewerbs in Rumänien über den Bau von vier Mehrzweckkorvetten sowie zur Überholung von zwei Type 22-Fregatten (ex „HMS London“ – „Regina Maria“, ex „HMS Coventry“ – „Regele Ferdinand“) mitgeteilt. Im Paket, dessen Kosten ursprünglich mit 1,6 Milliarden Euro beziffert wurden, sind auch ein Ausbildungs- sowie die Entwicklung eines Wartungszentrums für die rumänische Flotte enthalten.

Im Mittelpunkt stehen vier Korvetten der Gowind-Reihe, ausgestattet mit dem Führungs-/ Informationssystem SETIS sowie Fähigkeiten zur Luftziel-, Seeziel- und U-Boot-Bekämpfung (soweit bekannt: Rumpf- und Schleppsonar von Thales, MICA-VL und Exocet von MBDA).

Naval Group setzte sich gegen Damen (Niederlande) und die italienische Fincantieri durch. Das Triester Unternehmen, mit denen Naval Group ein Joint Venture beabsichtigt (wir berichteten), setzte den Parisern mit einer Berufung des Ausschreibungsverfahrens zu – dies noch nach Absichtserklärung zur Zusammenarbeit vom 14. Juni. Die Verträge sollen nun ausgehandelt und in den kommenden Monaten finalisiert werden.

Die erste Korvette wird bis 2022 erwartet, der Auftragswert beläuft sich auf 1,2 Milliarden Euro (vier „Gowind“ plus zwei Überholungen; inwieweit die beiden Zentren einberechnet sind, bleibt offen). Das gesamte Programm soll innerhalb von sieben Jahren abgeschlossen sein.

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Naval Group, die davon ausgeht, dass das Programm in den nächsten fünf Jahren mehr als 400 Arbeitsplätze konsolidieren wird, wird mit der Werft Santierul Naval Constanta (SNC) in Constanta an der Westküste des Schwarzen Meeres zusammenarbeiten. Gemäß einem Kommuniqué des französischen Verteidigungsministeriums (3. Juli 2019) werden die „wesentlichen Ausrüstungsanteile von den Standorten der Naval Group Lorient und Toulon-Ollioules geliefert“. Gleichzeitig „wird lokalen Partnerschaften ein großer Stellenwert eingeräumt:

  • Die Designstudien, die für rumänische Besonderheiten erforderlich sind, erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Icepronav-Designbüro (Anmerkung des Verfassers: Icepronav Engineering SRL Galati ist ein privates Unternehmen für Design, Forschung und technologische Entwicklung im Schiffbau in Rumänien, seit 2002 zur International Contract Engineering (ICE)-Gruppe in Großbritannien gehörend, die 98,3% der Anteile des Unternehmens besitzt.)
  • Das Kommunikationssystem wird von der Firma Interactive als Know-how-Transfer erstellt. (Anmerkung des Verfassers: Interactive, 1966 gegründet, Hauptsitz Bukarest, ist ein privates Unternehmen für Kommunikations- und Informationssysteme einschließlich Soft- und Hardware-Entwicklung und Systemintegration von Battle-Management-Systemen. Es stellt sich selbst als das führende Unternehmen für C4ISR-Lösungen in der rumänischen Verteidigungsindustrie vor.)
  • Der Bau der Plattformen und die Endmontage werden im Technologietransfer bei Constanta SNC durchgeführt.“ – so das Kommuniqué weiter. Naval Group stellt dies in der eigenen Pressemitteilung nicht so detailliert dar. Was ein Indiz auf eventuelle regierungsseitige Eingriffe sein könnte.

Die Ausschreibung für vier Korvetten und die Modernisierung zweier Fregatten wurde 2016 erstmalig aufgelegt. Sie geriet mehrfach ins Stocken (bereits im Oktober 2018 wurde an Naval Group vergeben) – aufgrund von Korruptionsvorwürfen und aufgrund von Einsprüchen der konkurrierenden Unternehmen. Alle Wettbewerber integrierten die Zusammenarbeit mit rumänischen Werften in ihre Offerten. Damen (Angebot in Höhe von 1,25 Milliarden Euro) mit Damen Shipyards Mangalia (in Mangalia) und Șantierul naval Galați (in Galati), Fincantieri (Angebot in Höhe von 1,3 Milliarden Euro) mit Vard in Tulcea und Braila.

Hans Uwe Mergener