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Bei vielen Politikexperten macht sich gegenwärtig angesichts einer Zunahme internationaler Konflikte und einer neuen Komplexität der internationalen Beziehungen eine gewisse Ratlosigkeit breit. Ratlosigkeit in der Politik fordert die Politikwissenschaft besonders heraus. Bei den politischen Akteuren wird oft außer Acht gelassen, dass aus der Sicht von Washington viele Entscheidungen von Präsident Donald Trump politisch gewollt und nachvollziehbar sind. Teilweise kommen bei Trump Momente von Abschottung und Isolationismus zum Tragen, die schon immer Teil US-amerikanischer Außenpolitik gewesen sind. Zugleich ist die US-amerikanische Gesamtsituation in den Blick zu nehmen, um abzuschätzen, wie seine Entscheidungen zustande kommen und wie tragfähig sie sind.

Rückblick: Die Monroe-Doktrin

Zwischen der Unabhängigkeitserklärung der USA im Juli 1776 und der Wilson-Deklaration vom April 1917 liegen vor allem Jahrzehnte, die dem inneren Aufbau und der innenpolitischen Konsolidierung der USA dienten. Entsprechend ist auch die Monroe-Doktrin vom Dezember 1823 zu verstehen, in der US-Präsident James Monroe betont, dass sich die USA nicht in europäische Konflikte einmischen. Monroe warnte vor einem neuen, europäischen Kolonialismus und einer Re-Kolonialisierung Lateinamerikas durch Europa (Panamerikanismus). Zugleich ging es darum, sich deutlich von Großbritannien und dem British Empire abzugrenzen. Gleichwohl behielten die Beziehungen zwischen Washington und London bis in die Gegenwart einen eigenständigen Charakter, der sich von den Beziehungen Washingtons zum restlichen Europa und zu Lateinamerika abhebt.

Präsident Thomas Woodrow Wilson, der 28. Präsident der USA, setzte mit seiner Zehn-Punkte-Erklärung vom Januar 1917 die Monroe-Doktrin vorübergehend außer Kraft, er erklärte am 6. April 1917 den Kriegseintritt der USA. (Foto: Archiv White House)

Diese politische Sichtweise Washingtons wird geprägt durch die Unabhängigkeitserklärung der USA, der als ein Akt der Befreiung und Emanzipation von Europa zu verstehen ist. Zugleich besteht das politische Streben der USA darin, unabhängig von anderen Mächten und Einflüssen zu bleiben. Bestimmend ist vor allem in den Südstaaten und in dem sogenannten Bibelgürtel das Bild eines US-amerikanischen Einwanderers bzw. Farmers, der sein Land, welches er bewirtschaften will, früher selbst absteckte und auch noch heute durch eigene Schusswaffen selbst kontrolliert. Aus dieser Haltung vieler US-Amerikaner heraus resultiert ein bis in die Gegenwart anhaltendes Desinteresse vieler US-Amerikaner an der Welt außerhalb der USA, verbunden mit einem großen Nichtwissen über Geschichte und Geografie fremder Länder und Völker.

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