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Interview mit dem Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause

ES&T: Herr Admiral Krause, in der Öffentlichkeit werden die Einsätze der Bundeswehr vor allem mit dem Heer oder der Luftwaffe in Verbindung gebracht. Wo ist die Marine im Einsatz?

Krause: Wir sind seit vielen Jahren in vielen Einätzen. In letzter Konsequenz sind wir mit der Marine eigentlich an allen Einsätzen der Bundeswehr beteiligt. Auch in Afghanistan ist die Marine, auch in Mali ist die Marine, das sind dann Einzelpersonen. Wir sind vor der Küste des Libanon, wir sind nach wie vor am Horn von Afrika, wir sind in der Operation „Sophia“ nach wie vor präsent. Zusätzlich zu diesen normalen Einsätzen kommen natürlich dann auch die ständigen Präsenzverbände der NATO, an denen wir teilnehmen und die wir oftmals auch führen. Zurzeit führen wir einen der beiden Minenabwehrverbände der NATO. Wir sind als einzige Marine im Bündnis derzeit an allen vier Einsatzverbänden beteiligt. Darüber hinaus bin ich froh, dass wir jetzt ein bisschen mehr Raum gefunden haben, die Übungen im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung im Nordflankenraum entsprechend bedienen zu können.

ES&T: Wie viele Marinesoldaten sind im Einsatz?

Krause: Die Zahlen ändern sich täglich. Aber es sind immer zwischen 500 und 600 Soldaten. Das entspricht zurzeit einem Anteil von knapp 15 Prozent aller im Einsatz stehenden Bundeswehrsoldaten. Wir zählen die einsatzgleichen Verpflichtungen dazu, also nicht nur die mandatierten Einsätze. Durch die derzeitige Aussetzung unserer Beteiligung an der Operation „Sophia“ im Mittelmeer, an der wir mit einem Schiff beteiligt waren, ist die Zahl geringer. Gleichwohl sind wir bei der Operation weiter dabei und können, wenn die politische Entscheidung das verlangt, innerhalb von kürzester Zeit wieder vor Ort sein.

ES&T: Welche Einsätze sind militärisch aus Ihrer Sicht die herausforderndsten?

Krause: Am herausforderndsten und am wichtigsten ist derzeit die Teilnahme an den ständigen Einsatzverbänden der NATO und die Übungen im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung, denn das wurde in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt. Die Einsatzrealität der Deutschen Marine war seit Anfang/Mitte der 1990er Jahre im Wesentlichen durch Operationen gekennzeichnet, die alle eine hohe politisch-strategische Bedeutung gehabt haben, die aber von den Besatzungen ihr Kerngeschäft, also kämpfen zu können, nicht abverlangt hat. 

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