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„Das Heer tappt in eine Komplexitätsfalle!“ – mit diesen Worten eröffnete vor einiger Zeit ein in der Logistik tätiger Stabsoffizier der Bundeswehr seinen Vortrag bei einem wehrtechnischen Symposium.

In dem Vortrag wurden mit beeindruckender Klarheit und Offenheit die Problemfelder angesprochen, die mit der Einführung hochkomplexer Waffensysteme mit innovativer Technologie bei der Truppe verbunden sind. Untermauert wird diese Aussage durch zahlreiche Pressemeldungen aus dem Jahr 2018, dass moderne und komplexe Großgeräte (Panzerfahrzeuge, Kampfjets, Hubschrauber) bereits nach der Neuauslieferung zahlreiche Fehler und Mängel aufweisen und die Einsatzbereitschaft bei den hochkomplexen Waffensystemen insgesamt deutlich zu niedrig ist.

Damit stellt sich zwangsläufig die Frage, warum heute hochkomplexe Waffensysteme mit zum Teil innovativen Technologien offenbar signifikante Probleme bezüglich der Zuverlässigkeit und dem Erreichen der Truppentauglichkeit bzw. Einsatzfähigkeit/Einsatzreife haben.

Erfahrungen zur Zuverlässigkeit

Bereits bei Projekten aus der Vergangenheit ist offensichtlich, dass es eine hohe Herausforderung darstellt, wenn komplexe Systeme den Erfordernissen der Einsatztauglichkeit unter extremen Randbedingungen (Klima/Temperaturen, Vibrationen/Schwingungsbelastung, elektromagnetische Verträglichkeit, Feuchtigkeit, Verschmutzung usw.) erfüllen sollen. Erinnert sei an die Vorhaben Kampfpanzer 70 (Abbruch), Panzerhaubitze 155-1 (Abbruch) und Panzerschnellbrücke 2 (Abbruch) und die zahlreichen, abgebrochenen US-Vorhaben (FCS und GCV). Demgegenüber konnte die Entwicklung weniger komplexer Fahrzeuge mit großem Erfolg zu Ende geführt werden (SPz Marder, KPz Leopard 1und 2, TPz Fuchs, SpähPz Luchs). Erwähnenswert ist, dass für den SPz Marder derzeit eine fast 60-jährige Nutzungsdauer geplant ist. Im Vergleich zu diesen Systemen weisen die in jüngerer Zeit eingeführten, hochmodernen Kampffahrzeuge einen weitaus höheren Anteil an elektronischen, optronischen Baugruppen bzw. einen hohen Digitalisierungsgrad in Verbindung mit einem hohen Datenverarbeitunganteil (inklusive Software) auf. 

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