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Der Mangel an abstandsaktiven Schutzsystemen stellte für die deutschen Kampfpanzer eine bereits seit Jahren bekannte Schwäche dar, die auch von uns zuletzt im Januar 2017 wieder benannt wurde, als türkische Leoparden aufgrund dieses fehlenden Schutzes durch IS-Kräfte zerstört wurden. Nun verkündeten deutsche Repräsentanten auf dem International Armored Vehicles Forum in London, dass diese riskante Fähigkeitslücke der deutschen Leoparden nun endlich geschlossen werden soll: Mit dem Trophy Active Protection Systems von Rafael, wie unter anderem die Jerusalem Post berichtet.

Die Prinzipien der abstandsaktiven Schutzsysteme sind dabei ebenso wenig neu wie die Schwächen der Kampfpanzer. Da gelenkte und ungelenkte Panzerabwehrwaffen in der Regel eine vergleichsweise geringe Geschwindigkeit (150 m/s bis 400 m/s) aufweisen, lässt die zur Verfügung stehende Zeit zwischen Abfeuern und Auftreffen des Wirkmittels am Fahrzeug die Möglichkeit zu, die Geschosse aktiv zu bekämpfen und durch Gegenmaßnahmen zu zerstören. Bei diesen Systemen wird im Grundsatz eine anfliegende Bedrohung detektiert, verfolgt und mit einer Gegenmaßnahme (Blast oder Projektile) so bekämpft, dass die Wirkung der Hohlladung keine wesentlichen Schäden verursacht. Die Bekämpfung findet in einem Abstand zum zu schützenden Fahrzeug statt, um so auch mögliche Kollateralschäden zu begrenzen. Der Schutz durch solche Systeme erfordert die Installation von mehreren Sensoren, Abfeuerungseinrichtungen und/oder Wirkkörpern.

Der Schutz der Gefechts- und Transportfahrzeuge gegen Hohlladungsgefechtsköpfe ist dennoch eine besondere Herausforderung. Da die Verwendung herkömmlicher Schutzmaterialien (Stahl, Keramik, Verbundwerkstoffe), aber auch aktiver mit Sprengstoff wirkenden Schutzelementen hinsichtlich des Volumens und der Gewichte bei Fahrzeugen nur schwer realisierbar ist, ohne die Mobilitätseigenschaften wesentlich zu beeinflussen. Dieser Art der Bedrohungen kann mit abstandsaktiven Schutzsystemen begegnet werden, die nach dem Hardkill-System arbeiten.

Beim Trophy von Rafael werden mit einem Radar Bedrohungen erfasst, verfolgt und mithilfe eines Feuerleitcomputers mit einer Serie von kleinen Hohlladungen ausschaltet. Trophy wird in Israel erfolgreich auf Kampffahrzeugen (Merkava) eingesetzt. Die U.S. Army beschafft Trophy für ihre Abrams. Deutschland ist also in guter Gesellschaft, wenn 2022 die Ausstattung der Leoparden mit dem israelischen System beginnt.

Die Beschaffung erfolgt für die VJTF (L) 2023. Insgesamt sollen 17 Leoparden mit Trophy ausgerüstet werden. Die Integration soll dem Vernehmen nach 2019 beginnen, die Truppe soll damit ab 2022 üben können.

Dorothee Frank

Das Video von Rafael zeigt die Funktionsweise von Trophy.