![Bild-2-airbus Dassault und Airbus streiten um ihre Anteile an dem Milliarden-Projekt FCAS. Dassault beansprucht einen größeren Anteil am Produktionsvolumen und eine stärkere Rolle bei der Systemführung, als bisher vereinbart; Airbus beharrt auf den zuvor getroffenen Vereinbarungen. [Grafik: Airbus]](/wp-content/uploads/2025/10/Bild-2-airbus.jpg)
Streit um FCAS zwischen Airbus und Dassault
Das ambitionierte Rüstungsprojekt „Future Combat Air System“ (FCAS), französisch auch „Système de Combat Aérien du Futur“ (SCAF) genannt, steht vor einer Bewährungsprobe, wie französische Medien berichten. Das von Deutschland, Frankreich und Spanien getragene Programm soll ab 2040 den Eurofighter und die Rafale ersetzen – doch die industrielle Allianz aus Airbus und Dassault Aviation droht zu zerbrechen.
In scharfem Ton erklärte Airbus-Chef Guillaume Faury am 29. Oktober 2025, Dassault könne „das Programm verlassen, wenn es nicht zufrieden ist“. Damit reagierte er auf Kritik von Dassault-Chef Éric Trappier, der sich über die „mangelnde Führungsrolle Frankreichs“ und die komplexe Steuerung des Projekts beklagte. Faury war bislang stets um Beschwichtigung bemüht, doch der Konflikt zwischen den beiden Flugzeugriesen schwelt seit Monaten. Bereits im September hatte Trappier erklärt, Dassault sei „durchaus in der Lage, allein ein Kampfflugzeug der sechsten Generation zu entwickeln“ – eine Spitze gegen Airbus, das im SCAF-Konsortium die Interessen Deutschlands und Spaniens vertritt.
![Dassault und Airbus streiten um ihre Anteile an dem Milliarden-Projekt FCAS. Dassault beansprucht einen größeren Anteil am Produktionsvolumen und eine stärkere Rolle bei der Systemführung, als bisher vereinbart; Airbus beharrt auf den zuvor getroffenen Vereinbarungen. [Grafik: Airbus]](/wp-content/uploads/2025/10/Bild-2-airbus-1024x489.jpg)
Europas Verteidigungsvision auf der Kippe
Das FCAS-Programm ist das Kernstück einer gemeinsamen europäischen Verteidigung. Es umfasst weit mehr als ein neues Kampfflugzeug: Geplant ist ein System aus bemannten und unbemannten Plattformen, einem „Combat Cloud“-Netzwerk, neuen Sensoren und einem Hochleistungstriebwerk. Das milliardenschwere Projekt soll Europas technologische Souveränität sichern – insbesondere gegenüber den USA und ihrem F-35-Programm. Schon jetzt setzen viele NATO-Staaten auf den amerikanischen Jet.
Die Spannungen zwischen Airbus und Dassault gefährden mehr als nur die Zusammenarbeit zweier Unternehmen. Sollte eine der Firmen aussteigen, gerät das gesamte Projekt ins Wanken. Analysten warnen, dass Europa ohne FCAS auf Jahrzehnte von US-Technologien abhängig bleiben könnte.
Nach offiziellen Angaben soll Anfang 2026 die industrielle Phase 2 starten – mit dem Bau eines ersten flugfähigen Demonstrators, dessen Erstflug für 2029 geplant ist. In der vorangegangenen Phase 1B arbeiteten rund 2.000 Ingenieure an Studien und Konzepten für das System. Doch interne Reibungen und nationale Rivalitäten bremsen den Fortschritt.
Symbol für Europas Spagat zwischen Kooperation und Konkurrenz
Hinter dem Streit steht ein altbekanntes Spannungsfeld: Frankreich beansprucht die Führungsrolle im Programm, da Dassault die Rafale entwickelt hat und Paris als politischer Initiator gilt. Airbus wiederum pocht auf gleichberechtigte Mitbestimmung, da es zwei der drei beteiligten Nationen – Deutschland und Spanien – repräsentiert. Die Folge: Blockaden, Misstrauen und unterschiedliche Vorstellungen, wie das Projekt weiterentwickelt werden soll. Während Dassault eine schlanke, zentral geführte Struktur bevorzugt, will Airbus die Arbeit auf mehrere Teams verteilen, um das Gleichgewicht zwischen den beteiligten Unternehmen zu wahren.
Europa steht damit vor einer Grundsatzfrage: Kann es seine ambitionierten Verteidigungsprojekte jenseits nationaler Egoismen umsetzen? Die nächsten Monate werden entscheidend sein – nicht nur für Airbus und Dassault, sondern für eine gemeinsame europäische Rüstungspolitik.
Der Streit um FCAS stärkt die USA
Das FCAS-Projekt zeigt die Schwierigkeiten bei der europäischen Verteidigungskooperation, wenn technologische Visionen mit der industriellen Rivalität konfrontiert werden. Sollte keine Einigung gelingen, könnte das Projekt eines europäischen Kampfflugzeugs der Zukunft platzen – und die USA blieben weiterhin dominanter Rüstungspartner des Kontinents.
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