Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am 15. Oktober die Beschaffung von 150 Schützenpanzern Rad (SPz) Schakal mit einem vom Schützenpanzer Pumas abgeleiteten Turm auf einem Boxer-Fahrmodul und optional weiterer 60 bis 200 Boxer gebilligt. Das Vorhaben ist mit rund 3,7 Milliarden Euro veranschlagt. Die Auslieferungen sollen bis 2031 abgeschlossen werden. Vertragspartner ist die ARTEC, ein Joint Venture von Rheinmetall Landsysteme, Rheinmetall Defence Nederland und KNDS Deutschland, das 1999 für die Entwicklung und Herstellung des Gepanzerten Transportkraftfahrzeugs GTK Boxer gegründet worden ist.
OCCAR schließt 18. Änderungsvertrag: 222 SPz Schakal fix, Optionen für 248
Die europäische Beschaffungsagentur OCCAR wird die Beschaffung im 18. Änderungsvertrag zum Boxer-Serienproduktionsvertrag vereinbaren. Mit diesem Änderungsvertrag wird auch die Beschaffung von 72 SPz Schakal für die Niederlande vereinbart inklusive einer Option über weitere 48 Fahrzeuge.
Insgesamt werden über den 18. Änderungsvertrag 222 SPz Schakal fest bestellt, mit Optionen über 248 weitere Fahrzeuge.
Zum Vertragsumfang gehören Ersatzteilpaketen, Sonderwerkzeuge und Ausbildungsmittel sowie die Vorbereitung für D-LBO. Darüber hinaus soll eine Drohnenabwehrfähigkeit integriert und die Musterintegration einer akustischen Schützendetektion (Acoustic Platform for Vehicles, APV) vorgenommen werden. Unter den Optionen finden sich Verbesserungen des Schutzes von Besatzung und Plattform, Maßnahmen zur strategischen Luftverladbarkeit, die Umrüstung des Turm-MG auf MG5 und Ausbildung.
Common Drive Modul B0 und Puma Turm
Mit dem Schakal soll erstmals ein Boxer mit dem neuen Common Drive Modul B0 ausgeliefert werden. Das Fahrmodul B0 wird im Rahmen des Vertrages serienreif gemacht und qualifiziert. Mit dem neuen Fahrmodul wird die Tragfähigkeit für ein Gefechtsgewicht von 40 Tonnen erhöht. Dafür wird das Fahrwerk überarbeitet und neue Reifen integriert. Bei den Triebwerken kann zwischen der 530-kW-Version (8V 199 TE20) und der 600-kW-Version (8V 199 TE21) gewählt werden. Die modernisierte Elektrik entspricht dem NGVA-Standard. Die digitale Architektur kann auf einen Gigabit-Datenbus zurückgreifen. Zudem soll der Schutz überarbeitet werden. Das Fahrmodul B0 ist abwärtskompatibel. Das heißt, vorhandene Missionsmodule können auf den eingeführten und auf den neuen Fahrmodulen genutzt werden.
Kernelement des Missionsmoduls ist ein an den Boxer angepasster Turm des Schützenpanzers Puma. In den besatzungslosen, fernbedienten Turm ist eine stabilisierte 30-mm-Maschinenkanone MK30-2/ABM integriert, die tempierbare Air-Burst-Munition verschießen kann. Aus einem Zweifachwerfer können Panzerabwehrlenkflugkörper Spike LR eingesetzt werden, die als Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem (MELLS) in die Bundeswehr eingeführt sind. Ein koaxiales Maschinengewehr vervollständig die Bewaffnung. Im Schakal kann neben Kommandant, Richtschütze und Fahrer eine Infanteriegruppe mit sieben Soldaten untergebracht werden.
Für die Beobachtung und Aufklärung dient die Optronic Digital Waffenstation (WAO), ein stabilisiertes, elektro-optisches Zielerfassungssystem mit großer Reichweite. WAO Digital verfügt über hochauflösende Infrarot- und Tageslichtsensoren, die stufenlos zoomen können und vollständig stabilisiert sind. Durch Fusion der Bilder aus den Tag- und Nachtsichtkanälen kann die Beobachtungsleistung gesteigert werden.
SPZ Schakal für die Mittleren Kräfte des Heeres
Mit dem SPz Schakal sollen zwei der neun ausgeplanten aktiven Panzergrenadierbataillone ausgestattet werden. Die Mittleren Kräfte erhalten dadurch die geforderte strategische Verlegbarkeit und Mobilität.
Der erste SPz Schakal wird Ende 2027 erwartet. Vorab soll ein Serienmuster des Fahrmoduls B0 für die Qualifizierung geliefert werden. Nach Abschluss der integrierten Nachweisführung und Serienfreigabe soll die Serie im Zeitraum Mitte 2028 bis Mitte 2031 zulaufen. Die Vorbereitung der Serienfertigung wird mit einer Vorauszahlung in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionen Euro unterstützt.
Gerhard Heiming

















