Am 3. Oktober 2025 wurde in Cartagena, Spanien die S-82 „Narciso Monturiol“ feierlich getauft. Es ist das zweite Boot der neuen S-80-Plus-Klasse, die Spaniens Marine, die Armada Española, nach jahrelangen Verzögerungen erwartet und für sie den Übergang von den über 40 Jahre alten Agosta-Booten zu einer zeitgemäßen Plattform markiert. Verteidigungsministerin Margarita Robles sprach von einem „Meilenstein für die nationale Verteidigung und industrielle Souveränität“. Der tatsächliche Stapellauf erfolgt in den kommenden Wochen, danach beginnen die Seeerprobungen.

Die S-82 „Narciso Monturiol“ kurz vor der feierlichen Schiffstaufe (Foto: Navantia)

Technik erklären, Erprobung starten

Die 81 Meter langen und rund 3.000 Tonnen verdrängenden U-Boote verfügen über ein Bioethanol-basierendes AIP-System (Air Independent Propulsion), das ab der dritten Einheit serienmäßig vorgesehen ist. In Verbindung mit moderner Sonar- und Führungstechnik erlaubt dies längere getauchte Operationen und eine verbesserte Anpassung an unterschiedliche Einsatzprofile. Damit positioniert sich die spanische S-80-Klasse im oberen Leistungssegment konventioneller U-Boote. Die Sonar- und Führungssysteme wurden von Navantia in Kooperation mit Lockheed Martin entwickelt.

Navantia sprach von einem „Gamechanger“ für Spaniens Industrie, was für den Beobachter den symbolischen Wert des Ereignisses deutlich macht: Mit der S-80 hat Spanien erstmals ein vollständig eigenständiges U-Boot entwickelt und damit nach langer Entwicklungszeit den Anschluss an die Spitzengruppe konventioneller U-Bootbauer geschafft. Gerade dieser lange Weg ist bemerkenswert: Das erste Boot der Klasse, die S-81 „Isaac Peral“, wurde nach fast 20 Jahren Entwicklung erst Ende 2023 in Dienst gestellt.

An der Veranstaltung nahmen der Chef der Verteidigung, Admiral Teodoro López Calderón, der Chef der Marine, Admiral General Antonio Piñeiro Sánchez, die Staatssekretärin für Verteidigung, Amparo Valcarce, und der Chief Operations Officer (COO) von Navantia, Gonzalo Mateo-Guerrero, teil. (Foto: Navantia)

Internationale Einschätzungen

Das französische Fachmagazin Mer et Marine würdigt den Erfolg, verweist gleichzeitig aber auf die jahrelangen Verzögerungen und betont den Wettbewerb zum französischen Scorpène. Spanien habe zwar „technische Autonomie errungen“, doch bleibt Naval Group beim Exportgeschäft ein direkter Konkurrent.

Britische Beobachter heben die Beteiligung von Babcock International am Waffensystem hervor. Strategisch wird betont, dass die NATO von einem modernen konventionellen U-Boot im Mittelmeer profitiert, da Spanien Einsatzprofile abdeckt, was britische und US-amerikanische Nuklearboote nicht effizient leisten können.

Russische Medien kommentieren die S-80 mit Skepsis – sie verweisen auf die lange Entwicklungszeit und die Unterstützung aus den USA. Gleichwohl wird anerkannt, dass die Boote durch ihr leises AIP und modernste Sensorik „zu den besten nicht-atomaren U-Booten weltweit“ zählen. Geopolitisch registriert Moskau die neue Fähigkeit als Zuwachs für die NATO im Mittelmeer, auch er nicht als grundlegende Veränderung im Kräftegleichgewicht gesehen wird.

Die Schiffstaufe der S-82 „Narciso Monturiol“ (Foto: Navantia)

Bedeutung und Ausblick

Mit der S-80-Plus-Klasse tritt Spanien in den Kreis jener Staaten ein, die eigene U-Boote entwickeln und bauen können. Industriepolitisch stärkt das Programm Navantia und die regionale Wirtschaft, technologisch bringt es die Armada Española auf Augenhöhe mit führenden AIP-Nationen. Die „Narciso Monturiol“ steht damit sinnbildlich für den schwierigen, aber gelungenen Weg Spaniens zu maritimer Eigenständigkeit – und für neue Dynamik im europäischen U-Boot-Markt. Für die Marine bedeutet das Programm eine deutliche Modernisierung, für die Industrie Navantia einen Schub an Kompetenzen und Eigenständigkeit.

Die pathetischen Zuschreibungen von Politik und Marine, bei der Zeremonie bezeichnete Admiral Piñeiro das U-Boot als „ultimatives Abschreckungsmittel“, spiegeln Stolz und Erwartung wider. Nüchtern betrachtet markiert die „Narciso Monturiol“ vor allem den erfolgreichen Anschluss an ein bewährtes Technologiefeld. Die kommenden Erprobungen und die Einsatzreife werden zeigen, ob das spanische Prestigeprojekt auch im internationalen Wettbewerb bestehen kann.

Hans Uwe Mergener