In einer Flugvorführung hat ein deutsches Industriekonsortium erstmals live demonstriert, wie Militärflugzeuge mit Hilfe elektromagnetischer Störmaßnahmen ungehindert Einsätze in Krisengebieten mit aktiven Luftabwehrsystemen fliegen können. Bei der Demonstration vor Vertretern der Bundeswehr haben Airbus, bKEC, Hensoldt, IBM, MBDA, Plath, Rohde & Schwarz und Schönhofer in einem realitätsnahen Szenario den Einsatz von Großgerät, Sensoren, Effektoren und Software bei der Evakuierung deutscher Staatsbürger aus einem Krisengebiet vorgeführt, wie aus einer Mitteilung von Rohde & Schwarz vom 30. Juni hervorgeht.
Die Aktualität eines solchen Szenarios hat sich vor wenigen Tagen bei der Evakuierung von Bürgern aus Israel gezeigt.
Das Szenario
In dem Szenario stellte das russische Luftabwehrraketensystem SA-8 die feindliche Luftabwehr dar. Auf einer Turboprop-Pilatus PC-12 wurde ein elektromagnetisches Überwachungs- und Störsystem in Stellung gebracht, das als Stand-off-Störsender die SA-8 erkannte, klassifizierte und mit elektronischen Gegenmaßnahmen störte und kampfunfähig machte. Der mit einem Stand-in-Störsender ausgestattete ferngesteuerte Demonstrator SHARCS (Sensor Hosting Autonomous Remote Craft System) leistete Unterstützung, indem er gleichzeitig die Kommunikation unterbrach und so die Reaktion der feindlichen Streitkräfte verzögerte. Ohne funktionierende feindliche Luftabwehr konnte die simulierte A400M unbemerkt in das Krisengebiet fliegen, landen und die Bürger evakuieren.
Nach Angabe von Rohde & Schwarz zeigte die Demonstration, wie effektiv elektromagnetische Kampftruppen (EC) während Einsätzen operieren und die eigenen Streitkräfte schützen können. Da EC ohne Munition und nicht-kinetisch operiert, entstehen auch keine Schäden.
Luftgestützte Wirkung im elektromagnetischen Spektrum (luWES)
Die in der Demonstration vorgestellte Fähigkeit sei ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Verteidigungsprojekts „luftgestützte Wirkung im elektromagnetischen Spektrum” (luWES), in dessen Rahmen die Bundeswehr EC-Fähigkeiten aufbaut, schreibt Rohde & Schwarz. Die Entwicklung der dafür erforderlichen Technologien sei das erklärte Ziel des Industriekonsortiums. Unter dem Motto „EC made in Germany for Germany” wollen sie die deutsche Luftwaffe in die Lage versetzen, diese Fähigkeiten unabhängig und souverän einzusetzen. Nach der Flugdemonstration wird der nächste Schritt die Weiterentwicklung der einzelnen luWES-Komponenten sein.
luWES werde ein „System of Systems“ bilden, das aus komplementären und modularen Subsystemen besteht, die den Streitkräften elektromagnetischen Schutz aus der Luft bieten.
- Der Stand-off-Störsender arbeitet aus großer Entfernung und ermöglicht es, feindliche Radar- und Kommunikationssysteme außerhalb ihrer direkten Reichweite zu stören.
- Der Begleitstörer arbeitet zusammen mit bemannten Missionsplattformen. Er schützt diese aktiv in feindlichem Gebiet, indem er feindliche Radar- und Raketensysteme kontinuierlich stört.
- Der Stand-in-Störer dringt direkt in die Wirkungsreichweite des Feindes ein.
gwh