Während des Forums der Verteidigungsindustrie beim NATO-Gipfel in Den Haag haben die Verteidigungsminister Dänemarks und Schwedens in einem Memorandum of Understanding (MoU) ihren Beitritt zur multinationalen Fähigkeit zur Luft-Luft-Betankung von Flugzeugen erklärt, wie die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) am 24. Juni mitgeteilt hat. Damit wächst die Zahl der Mitglieder der von den Niederlanden und Luxemburg mit Unterstützung der Europäischen Verteidigungsagentur EDA gegründeten Multinational MRTT Fleet (MMF) auf acht. Kurz nach der Gründung waren Deutschland, Norwegen, Belgien und Tschechien der Initiative beigetreten. Am 5. Juni hatten Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark in einem Letter of Intent ihre Absicht zum Eintritt in die MMF angekündigt. Der formale Beitritt Finnlands und Norwegens steht noch aus.

Die erste A330 MRTT der Multinationalen MRTT Unit MMU betankt zwei Eurofighter. (Foto: NATO)

Multinational MRTT Unit MMU

Die beteiligten Länder haben als operativen Verband die Multinational MRTT Unit MMU aufgestellt, die am 23. März 2023 ihre erste Einsatzfähigkeit (IOC) gemeldet hat. Der Verband ist in Eindhoven stationiert und unterhält eine vorgeschobene Basis in Köln. Derzeit verfügt er über neun A330 MRTT; das zehnte Luftfahrzeug ist bereits bestellt und soll 2026 ausgeliefert werden (ESuT berichtete).

Die A330 Multi-Role Tanker Transport (MRTT) basiert auf dem zivilen Flugzeug A330-200, das von Airbus Defence and Space hauptsächlich in Getafe / Spanien nach den militärischen Anforderungen umgebaut und ausgerüstet wird. Betankt wird vor allem aus einem internen Tank, aus dem 110.000 Liter abgegeben werden können. Zur Ausrüstung gehören Tankschläuche, Fangtrichter, ein Tankausleger (optional), Kommunikations- und Steuereinrichtungen. Über die Schläuche können bis zu 1.590 Liter pro Minute und über den Tankausleger bis zu 4.540 Liter pro Minute abgegeben werden. Die mit diesem Tankausleger ausgestatteten Maschinen verfügen über einen Arbeitsplatz für den dafür zuständigen Boom Operator.

Der Innenraum kann sowohl mit zusätzlichen Treibstofftanks ausgestattet als auch für Fracht-, Personentransporte und MEDEVAC-Einsätze konfiguriert werden.

Auswirkung des Beitritts

Mit dem Beitritt Dänemarks wurden zwei weitere A330 MRTT erforderlich, die unmittelbar nach der Beitrittserklärung Dänemarks bestellt worden sind. Die NSPA hat als federführende Organisation die beiden Maschinen bei Airbus Defence and Space bestellt. Die beiden Flugzeuge sollen 2028 und 2029 geliefert werden. Auf Wunsch Dänemarks soll ein weiterer MMU Stützpunkt in dem Land entstehen.

Es wird erwartet, dass nach den jüngsten Beitritten noch mehr Flugzeuge bestellt werden. Im Gespräch sind drei weitere Maschinen.

„Die Flugzeuge werden von Airbus in Europa hergestellt und von der Multinational Multi-Role Tanker Transport Unit (MMU) betrieben, die derzeit in Eindhoven (Niederlande) und Köln (Deutschland) stationiert ist. Mit dem Beitritt Dänemarks wird ein dritter Stützpunkt in diesem Land eingerichtet, wodurch die Flexibilität und Reichweite der MMF-Flotte auf dem gesamten Kontinent weiter erhöht wird.”, sagte André Van Nispen, NSPA MMF Programme Manager.

Bewertung

Die NSPA bewertet den Beitritt neuer Nationen und die Bestellung weiterer A330 MRTT als bedeutenden Meilenstein für die MMF-Initiative. Nicht nur wegen des stetigen Wachstums der Flotte, sondern auch wegen der Entscheidung Schwedens und Dänemarks, sich an ihr zu beteiligen, schreibt die NSPA. Im aktuellen geopolitischen Szenario, in dem Europa weiter auf seine strategische Autonomie hinarbeiten muss, mache diese Entscheidungen den Unterschied aus. Das MMF-Programm sei ein perfektes Beispiel für Pooling und Sharing, für die Zusammenarbeit bei einer sehr anspruchsvollen Fähigkeit wie der Luftbetankung, auf die Airbus stolz ist.

Jean-Brice Dumont, Leiter des Geschäftsbereichs Air Power bei Airbus erklärte: „Das MMF-Programm ist nach wie vor ein Vorzeigebeispiel für multinationale Verteidigungszusammenarbeit, das kosteneffiziente und hochverfügbare Fähigkeiten zur Unterstützung der Ziele von NATO und EU bereitstellt.“

Gerhard Heiming