Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat mit der Entscheidung vom 20. Juni 2025 zur Bereitstellung eines Darlehens von 540 Millionen Euro für den Bau einer neuen Militärbasis in Rūdninkai, Litauen, einen entscheidenden Grundstein für die dauerhafte Stationierung der deutschen „Brigade Litauen“ gelegt. Die Finanzierungszusage unterstreicht die europäische Dimension des Projekts.

Das EIB-Engagement ist Teil einer umfassenderen Investition in die litauische Infrastruktur, die für die Unterbringung und Unterstützung der rund 5.000 deutschen Soldaten und zivilen Angehörigen der Bundeswehr in der neuen Basis unerlässlich ist.

Die „Brigade Litauen“: Ein Symbol der Zeitenwende

Am 22. Mai 2025 wurde in Vilnius, Litauen, die Panzerbrigade 45, die sogenannte „Brigade Litauen“, offiziell in Dienst gestellt. Dies markiert einen Wendepunkt in der deutschen Verteidigungspolitik: Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg stationiert Deutschland eine vollwertige, kampfbereite Brigade dauerhaft im Ausland. Die Entscheidung dafür fiel als Reaktion auf Russlands Invasion der Ukraine im Februar 2022. Als klares Bekenntnis Deutschlands zur Bündnisverteidigung wird eine sichtbare Stärkung der NATO-Ostflanke geleistet.

Die Brigade wird schrittweise aufgebaut. Bis Ende 2027 wird sie mit ihren rund 4.800 Soldaten und 200 zivilen Mitarbeitern, ihre volle operative Einsatzbereitschaft erreichen. Sie wird mit Schützenpanzern Puma und Kampfpanzern Leopard 2A7 ausgestattet sein. Ihre zentrale Aufgabe ist die kollektive Verteidigung an der NATO-Ostflanke, die Erhöhung der Abschreckung und die Verkürzung der Reaktionszeiten im Krisenfall. Die bereits bestehende NATO Enhanced Forward Presence (eFP) Battlegroup unter deutscher Führung in Litauen wird als multinationales Bataillon in die Brigade integriert.

Die Militärbasis Rūdninkai: Das physische Fundament

Die Notwendigkeit einer neuen, zweckmäßigen Infrastruktur für eine Brigade dieser Größenordnung ist offensichtlich. Die künftige Militärbasis in Rūdninkai, rund 35 Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt, ist dafür konzipiert, die deutschen Kräfte umfassend zu beherbergen. Die EIB-Finanzierung, die Teil eines Gesamtinvestitionsvolumens von geschätzten 1,2 Milliarden Euro ist (wobei Litauen einen erheblichen Eigenanteil trägt), ermöglicht den Bau von Kasernen, Verwaltungs- und Schulungsgebäuden, medizinischen Einrichtungen, Trainingsgeländen und logistischen Strukturen. Der Baubeginn ist für 2026 angesetzt, die Operationsfähigkeit wird für Anfang 2028 erwartet.

Die strategische Lage der Basis nahe des Suwałki-Korridors, der die baltischen Staaten mit dem restlichen NATO-Gebiet verbindet, unterstreicht ihre Bedeutung für die Verteidigungsplanung des Bündnisses. Sie signalisiert nicht nur die Entschlossenheit Deutschlands, sondern des gesamten Bündnisses, jeden Teil des Territoriums zu verteidigen.

Hintergrund und Implikationen

Die Stationierung der Brigade ist eine direkte Konsequenz der veränderten Bedrohungswahrnehmung in Europa. Sie ist Ausdruck der deutschen Erkenntnis, dass die Landes- und Bündnisverteidigung wieder oberste Priorität haben muss. Für Litauen ist diese dauerhafte Präsenz von existenzieller Bedeutung, da das Land sich durch die russische Aggressionspolitik direkt bedroht fühlt.

Gleichwohl sind mit diesem Projekt Herausforderungen verbunden: Die logistischen und infrastrukturellen Anforderungen sind enorm, die Personalgewinnung und -bindung für die Bundeswehr bleibt eine Aufgabe, und die Stationierung in unmittelbarer Nähe zu einem von Russland beeinflussten Staat birgt das Potenzial für erhöhte geopolitische Spannungen und Provokationen.

Die EIB-Entscheidung von heute untermauert nicht nur die finanzielle Machbarkeit, sondern auch die breite europäische Unterstützung für ein Projekt, das weit über die militärische Dimension hinausgeht und ein klares Signal der Abschreckung und Solidarität in unsicheren Zeiten aussendet. Es ist ein langfristiges Engagement, das Deutschlands Rolle als verlässlicher Partner in der NATO und als sicherheitspolitischer Akteur in Europa neu  definiert.

Hans Uwe Mergener