Die Bewegungen russischer Marineeinheiten im Vorfeld des NATO-Manövers BALTOPS 2025 unterstreichen den sicherheitspolitischen Anspruch Moskaus.
Am 20. Mai 2025 verließ die Fregatte der Admiral-Gorshkov-Klasse „Admiral Kasatonov“ ihren Heimathafen Severomorsk in Richtung Skagerrak. Der genaue Auslaufzeitpunkt des ebenfalls zur Nordflotte gehörenden Zerstörers der Udaloy Klasse „Vitse Admiral Kulakov“ lässt sich nicht genau bestimmen, allerdings wurde das Schiff in den Folgetagen in der Ostsee gesichtet. Beide Einheiten gehören zur Nordflotte der Seestreitkräfte der russischen Föderation.
Während die „Vitse Admiral Kulakov“ rasch die Ostsee befuhr und sich dort über zehn Tage, auch in der Nähe der BALTOPS-Einheiten aufhielt, bezog die „Admiral Kasatonov“ offenbar gezielt Position im Skagerrak. Ihre Passage durch die dänischen Meerengen erfolgte erst nach Verlegung des Hauptverbandes der NATO. Dies lässt vermuten, dass der russische Einsatz vorrangig der Aufklärung und Lagebildgewinnung der NATO-Übung diente.
Beide Schiffe stehen für unterschiedliche Ausprägungen russischer Marinedoktrin: Die moderne „Admiral Kasatonov“ verfügt über präzisionsfähige Langstreckenwaffen und ist vollständig netzwerkfähig. Die 1981 in Dienst gestellte „Vitse Admiral Kulakov“ bleibt, dank einer – wenn auch nur begrenzten – Modernisierung, ein regelmäßig eingesetztes Instrument zur Projektion von Seemacht und zum „Flaggezeigen“ in erweiterten Einflusszonen.
Berichte über Schutzmaßnahmen für russische Schattenflotten-Tanker im Golf von Finnland existieren, jedoch ohne direkte Verbindung zu den genannten Schiffen. Somit ist ihr Einsatz als demonstrative Gegenpräsenz im maritimen Vorfeld der NATO-Übung zu werten. Russland sendet ein demonstratives Signal – operativ sichtbar und strategisch interpretierbar.
Parallel zum diesjährigen BALTOPS-Manöver läuft die eigenständige NATO-Operation Baltic Sentry, die seit Januar 2025 dauerhaft zur Sicherung kritischer Infrastruktur in der Ostsee beiträgt. Ihre Aktivitäten – darunter maritime Patrouillen, Drohneneinsatz und Sensorfusion – sind Teil einer langfristigen Resilienzstrategie.
Hans Uwe Mergener und Michael Nitz