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Der estnische EU-Abgeordnete Riho Terras wirbt im Angesicht des russischen Aggressors für ein schlagkräftiges Europa. Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt der Vizevorsitzende des EU-Verteidigungsausschusses, welche Rüstungsprojekte die EU jetzt angehen sollte und warum Deutschland aus seiner Sicht noch immer zu zaghaft handelt.

ES&T: Herr Terras, Deutschland spricht seit mehr als drei Jahren über die Zeitenwende. Einige spotten über die Zeitlupenwende. Was versprechen Sie sich außenpolitisch von der schwarz-roten Bundesregierung?

Terras: Mir ist im Februar 2022 fast die Tasse aus der Hand gefallen, als Olaf Scholz seine Rede über die Zeitenwende gehalten hat. Zur historischen Wahrheit gehört aber, dass die Bundeswehr jahrzehntelang unter einer Unterfinanzierung gelitten hat. Es wurde überall an Grundlagen gespart, militärisches Gerät ist aus der Zeit gefallen, die Munitionslager sind leer. Die Verteidigungsausgaben werden 100 Milliarden Euro weit übersteigen. Friedrich Merz hat das inzwischen erkannt und angemessen auf die gefährliche Weltlage reagiert – für die Verteidigung wird die Schuldenbremse ausgesetzt. Das ist ein gutes Zeichen.

ES&T: Der Koalitionsvertrag ist angesichts der russischen Bedrohung recht eindeutig. Merz sagte in einer Talkshow, er sei bereit, den Marschflugkörper Taurus an die Ukraine zu liefern, wenn dies europäisch abgestimmt werde. Scholz hatte das immer abgelehnt. Welches Signal kann von diesem Paradigmenwechsel ausgehen?

Terras: Ich glaube erst an einen Paradigmenwechsel, wenn Taurus tatsächlich an die Ukraine geschickt wird. Warum das erst nach einer europäischen Abstimmung passieren soll, verstehe ich nicht. Die Ukraine setzt neben Drohnen auf moderne Marschflugkörper. Franzosen und Briten haben ihre Scalps und Storm Shadows ohne Abstimmung geliefert.

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