Nach der Auswahl des bodengestützten Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM für die mittlere Reichweite haben das Bundesamt für Rüstung armasuisse und die Schweizer Armee die Erprobung des Radar-Sensors TRML-4D für das neue System abgeschlossen. Einer Mitteilung der armasuisse vom 11. April zufolge wurde damit ein weiterer Schritt im Beschaffungsprozess erreicht. Für die bodengestützte Luftverteidigung mittlerer Reichweite (Bodluv MR) wurde im Rüstungsprogramm 2024 ein Verpflichtungskredit von 660 Millionen Franken (umgerechnet 647 Millionen Euro) bewilligt.

Vom Test zum Beschaffungsvertrag
Die Schweizer Topographie stellt besondere Anforderungen an den Sensor, daher wurde in verschiedenen Szenerien die Frequenzverträglichkeit mit zivilen Systemen wie dem Wetterradar abgeprüft. Mit dem Abschluss der gemeinsamen Erprobung haben jetzt die Verhandlungen für einen Beschaffungsvertrag mit dem Hersteller Diehl Defence begonnen. Ziel ist es, den Vertrag im dritten Quartal 2025 zu unterzeichnen.
Die Beschaffung soll im Rahmen einer Programmvereinbarung der European Sky Shield Initiative (ESSI) stattfinden. Die Schweiz war der von Deutschland gestarteten Initiative im Oktober 2024 beigetreten. Mit ESSI wurde eine gemeinsame Basis geschaffen, um die Lücken in der Luftverteidigung zu schließen. ESSI ist eine Reaktion auf die Bedrohung durch Russland, die sich im Krieg gegen die Ukraine manifestiert hat.
Projekt «Bodluv MR»
Beim Projekt „Bodluv MR“ handelt es sich armasuisse zufolge um ein Beschaffungsprojekt zur Erneuerung wichtiger Fliegerabwehr-Systeme der Schweizer Armee. Die Erneuerung werde eine bestehende Fähigkeitslücke in der Abwehr von Abstandswaffen schließen, um anfliegende Ziele auf eine mittlere Distanz zu bekämpfen und damit die bodengestützte Luftverteidigung größerer Reichweite mit dem System Patriot zu ergänzen.

Luftverteidigungssystem IRIS-T SL
IRIS-T SL ist ein Luftverteidigungssystem von Diehl Defence, in dem die ursprünglich für Luft-Luft-Bekämpfung entwickelte Lenkrakete IRIS-T für Boden-Luft-Bekämpfung (Surface Launched, SL) weiterentwickelt worden ist. Im Verbund mit dem Radar-Sensor TRML-4D von Hensoldt, der Gefechtsführungssoftware von Airbus und 8×8 HX2-Lkw von Rheinmetall als Trägerfahrzeuge werden die Lenkraketen von Diehl-Werfern abgefeuert. Das System ist als SLS für kurze und als SLM für mittlere Reichweite ausgelegt. Mit SLX ist eine Version für größere Reichweiten in der Entwicklung.
In der Ukraine beweist IRIS-T SLM täglich seine hohe Wirksamkeit. Sechs Systeme sind – von Deutschland finanziert – im Einsatz, vier weitere sollen nach einer Ankündigung von Verteidigungsminister Boris Pistorius am 11. April noch in diesem Jahr geliefert werden (ESuT berichtete). Weitere acht Länder, darunter Deutschland, haben mindestens 30 Systeme unterschiedlicher Reichweite bestellt bzw. bereits erhalten.
Redaktion / gwh


















