Was bisher der Tarnanstrich war, könnte schon bald durch steuerbare Oberflächen ersetzt werden, die ihre Tarnung situativ anpassen können. Das dazu gestartete ASCALS-Projekt (Advanced solutions for camouflage of land systems) der Europäischen Verteidigungsagentur (European Defence Agency, EDA) geht nun in Erprobungsphase.
Möglichst spät aufgeklärt zu werden ist das Ziel jeder Tarnmaßnahme. Bislang beschränkte sich die Tarnung von Landsystem auf die Verwendung von Tarnmustern sowie Anstrichen, die die Reflexion von IR-Strahlung reduzieren und so die Aufklärung mit Restlichtverstärkern und IR-Optiken erschweren. Die Europäische Verteidigungsagentur hat daher 2023 ein Projekt zur Erforschung innovativer Materialien und Verfahren gestartet, um die Tarnung von Landsystem wesentlich zu verbessern. Ziel war es, aktive Tarnungen zu entwickeln, die die Signaturen im optischen, infrarot- und Radarspektrum zu reduzieren.
Projektabschluss der Forschungsphase
18 Monate nach Projektstart (ESuT berichtete) wurde die Forschungsphase erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, verschiedene Materialien zu entwickeln, die sich dynamisch an ihre Umgebung anpassen können. An dem Projekt wirkten zehn Industrie- und Forschungseinrichtungen aus sechs Ländern mit, das Budget betrug 1,3 Millionen Euro.
Die entwickelten Materialien lassen sich verschiedenen Kategorien zuordnen:
– Elektrochrome Materialien: Diese können bei Bedarf ihre Farbe und ihren Reflexionsgrad ändern und so dazu beitragen, dass die Trägersysteme sich nahezu perfekt in ihre Umgebung einfügen.
– Flüssigkristalle: Diese Materialien können die Lichtdurchlässigkeit und -reflexion verändern, insbesondere im Infrarotbereich, wodurch die Erkennung von Objekten erschwert wird.
– Phasenwechselmaterialien: Diese Materialien können Wärme speichern und gezielt abgeben, sodass Fahrzeuge ihre thermische Signatur besser steuern und sich an unterschiedliche Temperaturen anpassen können. So können diese Stoffe etwa die Abwärme eines Motors speichern und zu einem späteren Zeitpunkt freisetzen, was die thermische Signatur deutlich senkt.
– Graphen- und Elektrolytstrukturen: Diese Materialien eigenen sich für Tarnkappen (Stealth) Beschichtungen, da sie hohes Potenzial zur Verringerung von Infrarot- und Radarsignalen bieten.
– Steuerbare Meta-Oberflächen: Zu dieser Kategorie gehören Materialien, deren Radarsignatur sich mittels elektrischer Signale verändern lässt. Derartige Materialien könnten eine Schlüsselrolle bei der Tarnung von Landsystemen mit großen Flächen einnehmen.
Erprobung bis 2027
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Forschungsphase (ASCALS I), geht das Projekt nun in die Entwicklungsphase (ASCALS II) über. Ziel ist es, die herausgearbeiteten Technologien bis 2027 weiterzuentwickeln und auf militärischen Plattformen zu erproben. Da die Forschungsergebnisse bisher vielversprechend sind, könnten die Erkenntnisse künftig auch auf See- und Luftfahrtanwendungen angepasst und eingesetzt werden.
Redaktion / Simon Bäumer