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Wie das US-Verteidigungsministerium am 11 März berichtete, fand am gleichen Tag vor dem Unterausschuss für Seemacht und Kräfteansatz eine Anhörung des Repräsentantenhauses in Washington statt. Dabei sprach Brett A. Seidle, stellvertretender Abteilungsleiter für Forschung, Entwicklung und Beschaffung (DASECNAV) im Marineamt des Pentagon, über den Zustand des Schiffbaus in den Vereinigten Staaten. „Unsere Nation und die Welt brauchen die Stärke unserer Seestreitkräfte“, betonte Seidle.

Das Jagd-U-Boot USS „Hampton“ kommt am 8. März ins Trockendock der Portsmouth-Werft im US-Bundesstaat Maine.
(Foto: U.S. Navy, Branden Bourque)

Die Auslieferung von US-Schiffen erfolge in der Regel ein bis drei Jahre hinter dem Zeitplan und deren Kosten würden schneller steigen als die Inflation. Dies betreffe sowohl den nuklearen als auch den konventionellen Schiffbau, erklärte der leitende Beamte.

Man befinde sich in einer Zeit, in der „Gegner rund um den Erdball“ das weltweite maritime Gemeingut herausforderten, so Seidle. Deshalb müsse die amerikanische Werftindustrie die Menge an Schiffen in einer Frequenz produzieren, die nötig sei.

Herausforderung China

An welchen Gegner die Trump-Administration im Besonderen denkt, zeigt ein auf den 27. Februar datierter Entwurf einer Durchführungsverordnung des US-Präsidenten: „Die Vereinigten Staaten sind schon immer eine Seemacht gewesen, aber mittlerweile hat China auf dem Weltmarkt des Schiffbaus eine dominierende Stellung durch unfaire Praktiken eingenommen.“ Der Marinenachrichtendienst der USA ist 2023 zu dem Schluss gekommen, dass Chinas Produktionskapazitäten von Kriegsschiffen und U-Booten mittlerweile das 200-fache derjenigen der Vereinigten Staaten betragen.

Zwar verfügen die Vereinigten Staaten laut Wissenschaftlichem Dienst des US-Kongresses mit 296 Kriegsschiffen über die personalstärkste und kampfkräftigste Marine der Welt. Die zahlenmäßig größten Seestreitkräfte besitzt mit 395 Kriegsschiffen jedoch die Volksrepublik China, wenngleich die USA bei der Gesamttonnage – noch – vorne liegen.

Niemand fordert die US-Marine so sehr heraus wie die Seestreitkräfte Chinas – hier bei einer Übung in iranischen Gewässern im März.
(Foto: Ministry of National Defense of the People’s Republic of China, Ren Ke)

In seinem Bericht zur Lage der Nation am 4. März sagte Präsident Donald Trump: „Wir werden die amerikanische Schiffbauindustrie einschließlich des kommerziellen und militärischen Schiffbaus auferstehen lassen, um die industrielle Grundlage unserer Verteidigung anzukurbeln.“ Deshalb kündigte er bei dieser Gelegenheit die Einrichtung eines neuen Büros für die Schiffbauindustrie innerhalb des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses an.

Und Europa?

Die Fokussierung der Trump-Administration auf China könnte sich negativ auf die bisherige Präsenz von US-Seestreitkräften in und um Europa auswirken, auch wenn dies von offizieller Seite bislang nicht angekündigt wurde.

Dr. Gerd Portugall