Der TAURUS-Hersteller TAURUS System GmbH, ein Joint Venture von MBDA Deutschland und Saab, hat das schwedische Rüstungsunternehmen Saab mit der Lieferung von Teilkomponenten für umfangreiche Systemverbesserungen und Modernisierungen des luftgestützten Lenkflugkörpers TAURUS KEPD 350 beauftragt. Das hat Saab am 3. März mitgeteilt.
Nach ES&T vorliegenden Informationen beträgt der Auftragswert 1,7 Milliarden schwedische Kronen (umgerechnet 150 Millionen Euro) bei einer Vertragslaufzeit von zehn Jahren bis 2035. „Die neuesten Upgrades werden der deutschen Luftwaffe erhebliche Verbesserungen bringen“, sagt Görgen Johansson, Leiter des Geschäftsbereichs Dynamics bei Saab.
Rahmenvereinbarung über Wartung und Modernisierung
Nach Bereitstellung der Finanzmittel durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 19. Dezember 2024 haben das Beschaffungsamt der Bundeswehr und die TAURUS System eine Rahmenvereinbarung über die Wartung und Modernisierung der TAURUS-Marschflugkörper unterzeichnet (ESuT berichtete). Vertragsgegenstand ist die zweite Grundüberholung des Flugkörpers ab dem Jahr 2025, um die erforderlichen Maßnahmen zum sogenannten Fähigkeitserhalt frühzeitig einzuleiten.
In der Bundeswehr kann das Waffensystem dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) zufolge derzeit nur mit dem Kampfflugzeug Tornado eingesetzt werden. Der Einsatz am Eurofighter werde zurzeit vorbereitet.
Technische Beschreibung
TAURUS ist das Akronym aus „Target Adaptive Unitary and Dispenser Robotic Ubiquity System“. Der Lenkflugkörper ist rund fünf Meter langer und fast 1.400 Kilogramm schwer. Er ist mit einem eigenen Triebwerk und einem Missionsplanungssystem ausgestattet. Der KEPD 350-Gefechtskopf (Kinetic Energy Penetrator and Destroyer) besteht aus einer Vorhohlladung und einem Penetrationskörper, die zeitgesteuert ausgelöst werden können. TAURUS ist für die Bekämpfung von strategisch wichtigen Zielen über große Entfernung vorgesehen. Die Reichweite wird mit über 300 km, die Höchstgeschwindigkeit im hohen Unterschallbereich angegeben. So müssen die Piloten für das Abfeuern nicht in den feindlichen Luftraum eindringen.
TAURUS für die Ukraine
TAURUS steht seit Längerem im Fokus der öffentlichen Diskussion in Deutschland. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wiederholt um die Bereitstellung des weitreichenden Marschflugkörpers gebeten, um Ziele auf russischem Territorium bekämpfen zu können. Bundeskanzler Olaf Scholz und große Teile der SPD sind dagegen, im Gegensatz zu Politikern der Grünen und der CDU/CSU.
Redaktion / gwh