Das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum in der Schäfer-Kaserne am Standort Bückeburg blickt auf eine lange Tradition der fliegerischen Ausbildung für Partnernationen seit 2007 zurück.
Erwähnenswert ist dabei unter anderem, dass nicht nur militärische Nutzer auf Ressourcen der damaligen Heeresfliegerwaffenschule zurückgegriffen haben, sondern auch private Nutzer wie die Rettungsflieger des österreichischen Automobilclubs, die Rettungsflieger aus Ungarn sowie die Firma Red Bull aus Österreich. Auch davor gab es schon Austauschprogramme in deren Rahmen internationale Trainingsteilnehmer in Bückeburg bzw. deutsche Trainingsteilnehmer im Ausland ausgebildet wurden. Über die Jahre haben einige Nationen ihr Ausbildungsengagement an der Heeresfliegerwaffenschule wieder beendet, neue sind hinzugekommen.
Als erster langjähriger Kunde der Hubschrauberführergrundausbildung hat sich seit September 2008 Schweden etabliert, der gemäß Vertrag eine Zusage für bis zu zwölf Ausbildungsplätze in der Hubschrauberführergrundausbildung pro Jahr hat, diesen Rahmen aber derzeit nicht ausschöpft. Besonderheit des Vertrages ist es, dass die Ausbildungsplatzzusage Eingang in die Organisationsstruktur der Lehrgruppe A der Heeresfliegerwaffenschule gefunden hat. Es wurde ein internationaler Hörsaal mit zwölf Trainingsplätzen ausgewiesen.
Foto: Bundeswehr/Bozic
Zum 1. Juli des Jahres 2015 erfolgte die Umbenennung von der Heeresfliegerwaffenschule zum Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum.
Als zweiter, fester Kunde sind im September 2015 die Niederlande dazu gestoßen, die eine Nutzung im Rahmen freier Kapazitäten vertraglich vereinbart haben. Je nach Verfügbarkeit freier Ressourcen wurden in den zurückliegenden Jahren bis zu sechs niederländische Trainingsteilnehmer pro Jahr in der Hubschrauberführergrundausbildung zum Piloten ausgebildet. Die Niederlande verfolgen seit einigen Jahren den Ansatz einer noch stärkeren Kooperation mit dem Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum.
Als dritter, fester Kunde ist seit September 2019 Dänemark mit zunächst zwei Trainingsteilnehmern dazugekommen. Hier boten sich freie, ungenutzte Kapazitäten im schwedischen Hörsaal an, da sich der schwedische Ausbildungssyllabus vom deutsch-niederländischen Ausbildungssyllabus unterschied und somit ein „Auffüllen“ freier Kapazitäten im schwedischen Hörsaal durch diese beiden Nationen nicht möglich war.
Über die Jahre wurden mittlerweile über 100 schwedische, mehr als 25 niederländische und über zehn dänische Piloten ausgebildet.
Mit diesen drei Nationen hat sich nunmehr eine feste Zusammenarbeit etabliert, die u. a. auch dadurch gekennzeichnet ist, dass alle drei Nationen mittlerweile eigene Fluglehrer zur Unterstützung an das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum versetzt haben, die „multifunktional“ in fliegerischen Trainings auf dem Luftfahrzeug EC 135 T1 eingesetzt werden können und im Falle des schwedischen Fluglehrers bereits selbst in Bückeburg ausgebildet wurden.
Wo gehen wir hin?
Das Interesse der Niederländer an einer stärkeren Kooperation ist in den letzten Jahren mehr und mehr gestiegen, ssodass nunmehr das Ziel verfolgt wird, die Zusammenarbeitsbeziehungen vom „Kunden-Status“ zum „Partner-Status“ fortzuentwickeln. Das wird durch die zusätzliche Abstellung von weiteren Fluglehrern und mittlerweile einer Truppenfachlehrerin für Grundlagenunterrichte untermauert und durch binationale Workshops und Arbeitsgruppensitzungen auf ministerieller Ebene forciert.
Neben einem „Letter of Intent“ bezüglich der binationalen Kooperation bei der Hubschrauberführerausbildung am Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum, unterschrieben vom deutschen Staatssekretär und dem niederländischen Verteidigungsministers, bildet der im Juni 2023 unterzeichnete „Commanders‘ Intent“ zwischen dem deutschen Inspekteur des Heeres als Verantwortlichem für die streitkräftegemeinsame Hubschrauberführergrundausbildung und dem niederländischen Inspekteur der Luftwaffe die Grundlage für die weitere Ausgestaltung und Untersuchung einer vertieften Integration der Niederländer im Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum.
Langfristiges Ziel ist es, eine voll integrierte binationale Militärhubschrauber-Trainingsorganisation zu entwickeln, die Standards im nordwesteuropäischen Raum in den Bereichen Qualität, Interoperabilität und Flugschüler-zentrierte, fliegerische Ausbildung von Militärhubschrauberführern setzt. Das dabei zu untersuchende mögliche Spektrum reicht auf der einen Seite von in die deutschen Strukturen integrierte niederländische Hörsäle, ähnlich dem internationalen Hörsaal, der aufgrund des Vertrages mit den Schweden etabliert wurde, mit zusätzlichen Elementen in weiteren Unterstützungsbereichen, wie Fliegerarzt, Flugverkehrskontrolldienst und Stabsfunktionen, bis hin zu einer eigenständigen Trainingsorganisation, die neben der Lehrgruppe A als der derzeitigen fliegerischen Ausbildungseinrichtung am Standort Bückeburg etabliert werden könnte.
Allen Untersuchungen gemeinsam ist neben der Betrachtung des personellen Beitrages auch die finanzielle bzw. materielle Unterstützung dieses Vorhabens durch die Niederlande.
Die beiden anderen Nationen zeigen großes Interesse an dem zwischen den Niederlanden und Deutschland eingeschlagenen Weg und unterstreichen immer wieder ihren festen Willen, auch langfristig am Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum ihre jungen Hubschrauberpilotenanwärter ausbilden zu wollen.
Mit dem Beitritt Finnlands zur NATO und den ersten bilateralen Heeresgeneralstabsgesprächen zwischen Deutschland und Finnland 2024 sollen mögliche Kooperationen in der fliegerischen Ausbildung ausgelotet werden. Derzeit stößt das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum aufgrund mehrerer Faktoren an seine Kapazitätsgrenze, sodass eine Aufnahme zusätzlicher Nationen für die nächsten Jahre eher unrealistisch ist. Nach Einführung des Leichten Kampfhubschraubers ab Ende 2024, der dafür erforderlichen umfänglichen Ausbildung aller Fluglehrer auf dem neuen Waffensystem und der parallel laufenden Umrüstung des Simulatorzentrums wird frühestens ab 2030 eine realistische Einschätzung für eine Aufnahme weiterer Nationen möglich sein.
Zusammenfassung
Das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum verfügt über eine langjährige Erfahrung in der Ausbildung von Hubschrauberpiloten befreundeter Nationen, die sich in den letzten Jahren auf die drei Nationen Schweden, Niederlande und Dänemark fokussiert hat.
Robert Mederacke
Autor: Oberstleutnant Robert Mederacke ist Angehöriger des Internationalen Hubschrauberausbildungszentrums.