Mit einem neuen Auftrag liefert der KI-Spezialist Helsing weitere 6.000 Kampfdrohnen des Typs HX-2 in die Ukraine. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens vom 13. Februar hervor. Bereits im vergangenen Jahr hatte Helsing im Rahmen der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung den Auftrag zur Produktion und Auslieferung von 4.000 Kampfdrohnen HF-1 erhalten. Die Auslieferung hat begonnen. Während letztere in der Ukraine hergestellt werden, hat Helsing für die HX-2 eine Resilience Factory in Süddeutschland aufgebaut, in denen die Drohnen zuverlässig, schnell und skalierbar produziert werden können. Nach eigener Angabe wird Helsing mit diesem neuen Drohnen-Auftrag einer der größten Hersteller von Kampfdrohnen weltweit.
Resilience Factories
Helsing beschreibt Resilience Factories (RF) als hocheffiziente Produktionsanlagen, die Nationalstaaten eine lokale und souveräne Fertigung ermöglichen. Helsing wird an mehreren Standorten in Europa weitere Resilience Factories errichten, die im Konfliktfall Zehntausende Einheiten pro Monat produzieren können. Die RF-1 in Süddeutschland hat zu Beginn eine monatliche Produktionskapazität von 1.000 HX-2 Kampfdrohnen.
„Wir steigern die HX-2 Produktion parallel zu neuen Bestellungen. Der Krieg in der Ukraine zeigt täglich, dass moderne, präzise Technologie zahlenmäßige Nachteile gegenüber älteren Systemen ausgleichen kann. Die NATO muss daraus schnell die richtigen Lehren ziehen. Mit unseren Resilience Factories setzen wir auf eine dezentrale Massenproduktion in ganz Europa. So können einzelne Länder direkt vor Ort produzieren und die Kontrolle über Produktion und Lieferkette behalten“, sagte Gundbert Scherf, Mitgründer von Helsing.
Niklas Köhler, Mitgründer von Helsing, ergänzte: „Wir haben Europas klügste Köpfe vereint, um die Massenproduktion der Zukunft zu entwickeln. Unsere Resilience Factories setzen auf ein softwarebasiertes Design und skalierbare Produktionstechniken. So lösen wir komplexe Probleme mit Software statt mit aufwendiger Elektronik. Das ermöglicht eine schnelle Produktion, stärkt die Abschreckung und schützt unsere Demokratien. HX-2 ist nur der Anfang – weitere Produkte werden nach diesem Prinzip folgen.“
HX-2 Technik
Die HX-2 Kampfdrohne wurde Ende 2024 vorgestellt (ESuT berichtete) und ist eine elektronisch angetriebene X-Wing-Präzisionsdrohne mit einer Reichweite von bis zu 100 km. Der Einsatz künstlicher Intelligenz macht die Drohne resistent gegen elektronische Kriegsführung und Störmaßnahmen. Helsings Aufklärungs- und Steuerungssoftware Altra ermöglicht es, mehrere HX-2 Drohnen zu Schwärmen zusammenzufassen, die von einem menschlichen Bediener kontrolliert werden. HX-2 wurde von Grund auf für die Massenproduktion konzipiert, mit deutlich geringeren Stückkosten als herkömmliche Systeme. Damit wird eine wachsende Fähigkeitslücke in der modernen Kriegsführung geschlossen.
„Die HX-2 kombiniert Loitering-Munitions-Systeme mit Künstlicher Intelligenz, eine Verbindung, die sie besonders wirksam macht. Sie ist speziell dafür ausgelegt, in sogenannten „toten Räumen” zu operieren – also in Reichweiten zwischen 30 und 80 Kilometern, wo herkömmliche Drohnensysteme oft an ihre Grenzen stoßen“, hat Simon Brünjes, Vice President Sales für Land-Systeme bei Helsing im Interview mit der Europäischen Sicherheit und Technik erklärt.
„Diese Gebiete sind elektromagnetisch meist stark umkämpft, mit gestörten Satellitensignalen und eingeschränkter Kommunikation. Unsere Drohne kann jedoch auch ohne diese Signale sicher navigieren und selbst bei aktiven Störmaßnahmen wichtige Datenpakete verarbeiten. Das macht sie zu einer wertvollen Lösung, um Ziele anzugreifen, die für andere Systeme unerreichbar bleiben“, so Brünjes weiter.
Gerhard Heiming