Am 3. Februar 2025 verlegte das russische U-Boot „Krasnodar“ der verbesserten KILO-Klasse (Projekt 636.3) gemeinsam mit dem Hochseeschlepper „Evgeniy Churov“ (SB-921) durch den Großen Belt in Richtung Skagerrak verlegt. Inzwischen hat das Duo den Ärmelkanal passiert und befand sich laut OSINT-Quellen am Morgen des 11. Februar westlich von Portugal außerhalb der portugiesischen Hoheitsgewässer.
U-Boot „Krasnodar“ auf dem Marsch
Das russische Duo wurde auf seiner Verlegung von Bornholm bis in die Nordsee von dem Offshore Patrol Vessel HDMS Triton (F 358) der Königlich Dänischen Marine begleitet. Während ihrer Passage durch das deutsche Interessengebiet in der Ostsee wurden sie von den Einsatzschiffen „Bamberg“ und „Neustadt“ der Bundespolizei See überwacht.
Zu Jahresbeginn fiel die „Krasnodar“ auf, als sie gemeinsam mit dem des U-Bootversorgers „Sergey Balk“ eine zehntägige Operation im Kattegat durchführte (ES&T berichtete). Erst auf dem Rückweg konnte sie eindeutig identifiziert werden, weshalb Beobachter zunächst fälschlicherweise annahmen, es handele sich um, die „Mozhaisk“, in baugleiches U-Boot, das für die Pazifikflotte bestimmt war. Annahme erwies sich jedoch als falsch, als später im Januar im Internet Fotos auftauchten, die die „Mozaisk“ in der Ostsee zeigten.
Im Dezember 2024, hatte die „Krasnodar“ nach einer Werftliegezeit in Kronstadt ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis gestellt. Das russische Verteidigungsministerium meldete am 23. Dezember 2024, dass das U-Boot in der Ostsee einen Torpedoschiessabschnitt absolvierte. Dabei operierte die „Krasnodar“ mit Unterstützung aus Kaliningrad.
Es scheint nun, als hätten Boot und Besatzung über das orthodoxe Weihnachtsfest hinaus einen Sonderauftrag im Kattegat erfüllt. Die Zeit nach dem Einlaufen in Kaliningrad wurde zur Vorbereitung und Ausrüstung für die aktuelle Mission genutzt.
Russische Rochade
Sollte sich die Passage der Straße von Gibraltar bestätigen, so könnte sich eine erneute Stationierung eines russischen U-Bootes im Mittelmeer abzeichnen. Das zuletzt dort verbliebene U-Boot, die „Novorossiysk“, verließ im Dezember 2024 Tartus und wurde am 2. Januar in der Meerenge zwischen Gibraltar und Afrika gesichtet.
Am 14. Januar passierte die „Novorossiysk“ auf dem Weg in die Ostsee, die dänischen Meerengen – begleitet von der Fregatte „Boikiy“ der Steregshicichiy-Klasse. Nach dem Machtwechsel in Syrien und der weiterhin unklaren Zukunft der russischen Marinebasis Tartus entschied sich die russische Marineführung offenbar für eine Verlegung des U-Bootes in die Ostsee.

Die „Krasnodar“ gehört – ebenso wie die „Novorossiysk“ – zur russischen Schwarzmeerflotte. Da beide Boote zu Beginn der russischen Invasion im Mittelmeer stationiert waren, konnten sie nicht mehr in ihren Heimathafen im Schwarzen Meer zurückkehren.
Gesucht: Eine neue U-Boot Basis im Mittelmeer
Eine Stationierung der „Krasnodar“ in Syrien würde eine baldige Übereinkunft zwischen der russischen Regierung und den neuen syrischen Machthabern über die erneute Nutzung der Marinebasis Tartus voraussetzen. Ohne eine geeignete Hafen-Infrastruktur wäre das im November 2015 in Dienst gestellte U-Boot, das laut russischer Wikipedia getaucht 3.950 Tonnen verdrängt, nur bedingt einsatzfähig.
Als Alternative könnte eine Stationierung in Algerien in Betracht kommen. In Mers El-Kébir betreibt die algerische Marine einen Stützpunkt für ihre Kilo-Klasse-U-Boote. Da diese zur gleichen Baureihe gehören wie die „Krasnodar“ – modifizierte Kilo-U-Boote des Projekts 636.3 – könnten sich Synergieeffekte bei Versorgung und Wartung ergeben.
Parallel gibt es Spekulationen über eine mögliche Stationierung russischer See- und Luftstreitkräfte in Libyen. Inwiefern dort eine adäquate Infrastruktur für den Betrieb und die Wartung eines U-Bootes geschaffen werden kann, bleibt fraglich. In Tartus hat sich die russische Marine mit Hilfsschiffen und deren Werkstätten beholfen, doch ein vergleichbares logistisches Netzwerk müsste in Libyen erst aufgebaut werden.
Syrien war lange das russische Drehkreuz für Söldneroperationen in Afrika. In Libyen könnte Tobruk möglicher Stützpunkt infrage kommen. Russland unterstützte dort Khalifa Haftar durch den Einsatz von Söldnern, Waffenlieferungen und Ausbildungshilfe. Analysten sind sich einig, dass eine Marinebasis im Mittelmeer für Moskau strategisch essenziell bleibt. Bisher war Tartus der einzige Flottenstützpunkt außerhalb des russischen Festlandes. Von dort aus – ebenso wie vom nahegelegenen Militärflugplatz Khmeimim – konnte Moskau seine Macht ins Mittelmeer projizieren und seine geopolitischen Interessen sichern. Einige Hinweise deuten darauf hin, dass Libyen als Ersatz für Syrien in Betracht gezogen wird. Bereits zuvor gab es Spekulationen über eine mögliche russische Marinebasis im Roten Meer (Port Sudan).
Ein Wechsel nach Libyen könnte das russische Engagement in Afrika langfristig sichern und die sicherheitspolitische Lage in der Region verändern. Experten betonen jedoch die damit verbundenen Unsicherheiten. Die geopolitischen Folgen für den Krieg gegen die Ukraine sowie die Auswirkungen auf das Russlands Ansehen bei afrikanischen Partnern, die Moskaus Verhalten in Syrien mit Skepsis betrachten, sind noch unklar.
Die jüngsten Bewegungen russischer Schiffe deuten auf eine strategische Neuausrichtung hin. Der Rückzug aus Syrien und eine mögliche Neustrukturierung in Libyen könnten Russlands Rolle im Mittelmeerraum nachhaltig verändern. Womöglich wird aus dem Syrien-Express bald ein Libyen-Express.
Hans Uwe Mergener und Michael Nitz