In seiner letzten Sitzung in der ablaufenden Legislaturperiode hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 29. Januar gut 50 Millionen Euro für den Einstieg in die CAVS-Beschaffung freigegeben. Das Common Armoured Vehicle System (CAVS) ist ein Gemeinschaftsprogramm Finnlands, Lettlands und Schwedens, in dem Deutschland seit wenigen Tagen Vollmitglied ist (ESuT berichtete).
Die Bundeswehr will für den Ersatz von knapp tausend Transportpanzern Fuchs das 6×6-Patria Trägerfahrzeug beschaffen, das die Basis für CAVS ist. Die modular ausgelegten CAVS-Fahrzeuge sollen als einheitliche Plattform dienen, in die unterschiedliche Missionsausstattungen integriert werden. Im CAVS-Programm existieren bisher die Varianten Transportpanzer, Führungsfahrzeug und schwerer Transportpanzer. Jetzt soll als neue Variante der „Schwere Mörser“ entwickelt werden. Als Auftragnehmer ist der finnische Fahrzeughersteller Patria vorgesehen.
Als schwerer Mörser ist der halbautomatische 120mm-NEMO-Mörser (NEw MOrtar) von Patria ausgewählt, der sowohl im Stand als auch während der Fahrt feuern kann. Im MRSI-Verfahren (Multiple Round Simultaneous Impact) können bis zu sechs Geschosse so abgefeuert werden, dass sie gleichzeitig im Ziel aufschlagen. Im Munitionsvorrat können bis 60 Schuss mitgeführt werden.
Jetzt gilt es, im Rahmen der Entwicklung, den Mörser nach den Anforderungen der Bundeswehr im Patria 6×6 zu integrieren. Dazu muss ein Beladekonzept erarbeitet werden, mit dem u.a. die deutsche Ausrüstung untergebracht werden kann. Im Sektor Führung und Kommunikation ist das Waffensystem in das Führungs- und Waffeneinsatzsystem ADLER einzubinden und für die Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO) vorzubereiten. Dazu ist die Beteiligung der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH vorgesehen.
Zudem ist die deutsche Sekundärbewaffnung wie lafettiertes MG5 und Nebelmittelwurfanlage unterzubringen und die Nachtkampffähigkeit herzustellen. Weitere Stichworte der Anpassentwicklung sind Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), Dokumentation für die Logistik und StVZO:
Die Bundeswehr will zwei Prototypen des Schweren Mörserfahrzeugs und den Prototypen eines Führungsfahrzeugs beschaffen. Die Auslieferung des ersten Prototypen des Mörserfahrzeugs soll für wenige Monate nach Vertragsschluss vereinbart werden. Die beiden anderen Prototypen (Mörser, FührungsFz) werden 18 Monate später erwartet. Die Qualifizierung soll binnen drei Jahren abgeschlossen werden.
Der Serienanlauf könnte 2026 erfolgen. Die Bundeswehr plant die Beschaffung des Schweren Mörsers auf Patria 6×6 im Rahmen von CAVS in drei Losen. Das erste Los mit 45 Mörserfahrzeugen und 12 Führungsfahrzeugen soll im Zeitraum 2027 bis 2029 zulaufen. Dafür wird mit einem Finanzaufwand in Höhe von 262 Millionen Euro gerechnet. Die weiteren zwei Lose sind mit zusammen 332 Millionen Euro angesetzt.
Gerhard Heiming