Das neue AESA-MK1-Radar (Active Electronically Scanned Array) für die deutschen und spanischen Eurofighter der Tranche 4 wird in Zusammenarbeit von Airbus Defence and Space und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) an Bord der modifizierten A320 ATRA getestet. Das geht aus Airbus-Mitteilung vom 22. Januar hervor.
Das AESA-MK1-Radar soll in der neuesten Generation der spanischen „Halcón I“- und der deutschen „Quadriga“-Eurofighter, die zur Tranche 4 gehören, zum Einsatz kommen (ESuT berichtete). Das Radar werde die Fähigkeiten des Eurofighters bei Luft-Luft- und Luft-Boden-Operationen verbessern und darüber hinaus mit Funktionen für den elektronischen Kampf ausstatten.
Am 18. Dezember 2024 hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages weitere Entwicklungsmittel für das Radar freigegeben.
Nach Ausstattung der Quadriga-Eurofighter, die ab 2025 zulaufen und die Flugzeuge der Tranche 1 ersetzen sollen, ist die Nachrüstung der übrigen deutschen Eurofighter-Flotte geplant.
Spanien hat 2022 und 2024 insgesamt 45 Eurofighter der Tranche 4 bestellt (ESuT berichtete hier und hier), die ab 2026 zulaufen sollen.
Für Test- und Erprobungszwecke betreibt das DLR sei 2008 eine A320-232 mit der Kennung D-ATRA. Das Advanced Technology Research Aircraft (ATRA) ist eine flexible, moderne Flugforschungsplattform, die neue Maßstäbe für luftgestützte Testfahrzeuge in der europäischen Luftfahrtforschung setzt, beschreibt das DLR das Flugzeug.
„Um das neue Radar für den Eurofighter zu testen und zur technischen Reife zu bringen, braucht das Testflugzeug eine entsprechende Frontpartie, um das sogenannte AESA-MK1-Radar (Active Electronically Scanned Array) unterzubringen“, erklärte Thomas Hirsch, E-Scan-Radar-Projektleiter bei Airbus. Dazu erhält die A320 eine Eurofighter-Nase, in der beim Original-Kampfjet das Radar untergebracht ist.
Damit die A320 ATRA die neue Nase auch problemlos aufnehmen und sicher mit ihr fliegen kann, haben Ingenieure und Mechaniker von Airbus Defence and Space und Commercial Aircraft nach Angabe des Unternehmens eine komplett neue Frontpartie entwickelt und die A320-Flugzeugzelle verstärkt. Alle Modifizierungen wurden in Übereinstimmung mit dem ordnungsgemäßen Verfahren des Inhabers der Musterzulassung, Airbus Commercial Aircraft in Toulouse, durchgeführt. Neben der Integration des neuen Bugs werden die Teams in einem nächsten Schritt auch umfangreiche Testausrüstung in der A320-ATRA-Kabine installieren, darunter einen maßgeschneiderten Eurofighter-Avionik-Prüfstand und die unterstützende Kühl- und Strominfrastruktur.
Auf die Frage, warum das Radar nicht direkt auf einem Eurofighter getestet werde, antwortete Projektleiter Hirsch: „Die A320 ATRA hat einen deutlich kürzeren Freigabeprozess und kann länger in der Luft bleiben als ein Eurofighter.“ Das bedeute, dass die „Testzeit“ in einer realen Umgebung, also in der Luft, bei einer A320 erheblich früher, schneller und länger stattfinden könne, so Hirsch weiter. Diese Aspekte beschleunigen den Radarentwicklungsprozess erheblich.
Der Erstflug der A320 ATRA mit Eurofighter-Nase hat bereits stattgefunden. Damit kann die Testkampagne beginnen, mit der die Entwicklung abgeschlossen und die Leistungsfähigkeit des AESA-MK1-Radars nachgewiesen werden kann.
Gerhard Heiming