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Die Deutsch-Französische (DF) Brigade könnte in naher Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Sicherung der NATO-Ostflanke spielen. Während deutsche und französische Verteidigungsministerien die Zuordnung der DF-Brigade zum multinationalen Korps Nord-Ost im polnischen Stettin bestätigen, lassen jüngste Entwicklungen aufhorchen: Ein möglicher Einsatz der Brigade in Litauen ab 2026 wird in Fachkreisen und Medien diskutiert. Doch was bedeutet das für die Bundeswehr, die französischen Streitkräfte und Europa?

Starke Partnerschaft: Einbindung in das NATO-Force-Model

Am 23. Januar 2025 trafen sich der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein französischer Amtskollege Sébastien Lecornu in Paris, um die Integration der DF-Brigade in die NATO-Strukturen zu konkretisieren. Das Bundesministerium der Verteidigung hob in einer Pressemitteilung die Bedeutung der deutsch-französischen Zusammenarbeit hervor, insbesondere vor dem Hintergrund der Einbindung in das NATO-Force-Model. Laut einer Pressemitteilung des französischen Verteidigungsministeriums wird die Brigade ab diesem Jahr an NATO-Übungen teilnehmen und könnte ab 2026 Missionen an der Ostflanke übernehmen.

Deutsche und französischen Infanteristen der Deutsch-Französischen Brigade üben bei der Übung Quadriga 2024 in Pabrade (Litauen) gemeinsam den Kampf im urbanen, bebauten Gelände
(Foto: Bundeswehr/Marco Dorow)

Spekulationen um Litauen: Einsatz im Osten Europas?

Insbesondere die Möglichkeit eines Einsatzes in Litauen sorgt für Gesprächsstoff. Die deutsch-französische Brigade hat bereits 2024 in Litauen und Rumänien Übungen absolviert, um sich auf mögliche Szenarien vorzubereiten. Die französische Presse deutet an, dass Litauen eine mögliche Einsatzregion sein könnte – konkrete Aussagen oder Bestätigungen seitens der deutschen Medien fehlen bislang. Dennoch erscheint diese Möglichkeit angesichts der geopolitischen Spannungen in Osteuropa plausibel.

Struktur der Brigade: Eine binationale Einheit mit Signalwirkung

Mit 5.400 Soldaten, davon 40 % Franzosen und 60 % Deutsche, ist die DF-Brigade eine der stärksten bi-nationalen Verbände Europas. Ihr Hauptquartier befindet sich in Müllheim, der einzigen binationalen Garnison. Die Integration in das Multinationale Korps Nord-Ost unterstreicht die strategische Bedeutung der Brigade für die NATO.

Ein deutscher und ein französischer Gruppenführer besprechen während der Übung Quadriga 2024 in Pabrade (Litauen) auf Englisch den Sturm und Einbruch in das nächste Gebäude, beide Nationen verfolgen den gleichen Plan
(Foto: Bundeswehr/Marco Dorow)

Kosten und Herausforderungen: Was steht bevor?

Die geplanten Einsätze werfen Fragen nach den Kosten und dem logistischen Aufwand auf. Die Verlegung einer solchen Brigade nach Osteuropa ist ein Mammutprojekt, das erhebliche Ressourcen bindet. Neben der Finanzierung von Übungen und Einsätzen dürften auch infrastrukturelle Maßnahmen in den Einsatzgebieten notwendig werden. Für die Bundeswehr und die französischen Streitkräfte könnte die intensive Kooperation zusätzliche Anpassungen im operativen und organisatorischen Bereich erfordern.

Verteidigungsminister Pistorius und sein französischer Amtskollege Lecornu haben am 23. Januar in Paris wichtige Kooperationsprojekte unterzeichnet.
(Foto: Bundeswehr/Tom Twardy)

Strahlwirkung auf Luftwaffe und Marine?

Sollte sich die DF-Brigade in Litauen bewähren, könnte dies Signalwirkung auf andere Bereiche der deutsch-französischen Zusammenarbeit haben. Insbesondere die Luftwaffe und Marine könnten von der gestärkten Partnerschaft profitieren. Denkbar wären gemeinsame Einsätze im Luftraum oder auf See, um die NATO-Ostflanke weiter zu stärken.

Fazit: Chancen und offene Fragen

Die Einbindung der DF-Brigade in die NATO-Strukturen markiert einen bedeutenden Schritt in der europäischen Verteidigungspolitik. Ob und wie sich mögliche Einsätze in Litauen konkretisieren, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass diese Entwicklung erhebliche politische, militärische und finanzielle Implikationen mit sich bringen könnte. Die kommenden Monate dürften zeigen, wie die NATO, die Bundeswehr und Frankreich diese Herausforderungen angehen werden.

HUM / jf