Der erste in Großbritannien gebaute Boxer hatte bei der International Armored Vehicles Conference (IAVC) in Farnborough vor dem dort versammelten Fachpublikum einen großen Auftritt. Die britische Ministerin für Rüstungsbeschaffung und Industrie, Maria Eagle, enthüllte das Fahrzeug und gab es für die Besichtigung frei.
Die überwiegende Zahl der 628 bestellten Boxer wird in den zwei eigens dafür aufgebauten Unternehmen, RBSL (Rheinmetall BAE Systems Land) und KNDS UK, unterstützt von zahlreichen Zulieferern aus dem Land gebaut. Die ersten 105 Exemplare kommen aus deutscher Produktion.
Mit dem Boxer-Produktionsvertrag wurde die Herstellung von gepanzerten Gefechtsfahrzeugen nach Großbritannien zurückgeholt, schreibt Rheinmetall in einer Mitteilung. Damit werden die Verteidigungsfähigkeiten, die wirtschaftliche Stärke und die technische Exzellenz des Vereinigten Königreichs belebt.
Die Reise des Boxer auf britischen Boden begann 2019, als das Verteidigungsministerium den Auftrag über die europäische Beschaffungsbehörde OCCAR an die ARTEC GmbH vergab – eine Partnerschaft zwischen Rheinmetall und KNDS, wobei die Herstellung der Boxer-Fahrzeuge an RBSL und WFEL (heute KNDS UK) untervergeben wurde. Rheinmetall und KNDS haben kräftig in die britischen Unternehmen investiert und hochmoderne Produktionsstätten geschaffen, die über moderne Fertigungslinien für Panzerstahl, fortschrittliche Oberflächenbehandlungssysteme und integrierte Montagelinien für Antriebs- und Missionsmodule verfügen. Jeder Boxer, der vom Band läuft, ist ein Beweis für die hochqualifizierten Arbeitskräfte in der gesamten Lieferkette, schreibt Rheinmetall.
Rund 75 Prozent der Komponenten des Boxer werden nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums im Inland beschafft, um eine stabile inländische Versorgung zu gewährleisten. Fünf Milliarden Pfund (umgerechnet 5,9 Milliarden Euro) werden in die Ausrüstung der British Army mit 623 gepanzerten Boxer-Fahrzeugen und 148 Challenger 3-Panzern investiert, die bis Ende 2030 in Dienst gestellt werden sollen. Zusammen mit der Produktion des Ajax – der dritten Plattform für die Army – würden 6.000 Arbeitsplätze in UK erhalten bzw. geschaffen.
„Es war mir eine Freude, den ersten vollständig in Großbritannien gefertigten Boxer zu enthüllen – ein Beweis für das Know-how und die Innovation der wachsenden britischen Verteidigungsindustrie“, sagte Eagle. „Die Produktion dieses Weltklassefahrzeugs im eigenen Land ist ein Beispiel für den Plan for Change unserer Regierung, der unsere Partnerschaft mit der Industrie vertieft, um Tausende hochqualifizierter Arbeitsplätze zu schaffen und das Wachstum im gesamten Vereinigten Königreich zu fördern“, so Eagle weiter.
John Abunassar, CEO von Rheinmetall in Großbritannien, fügte hinzu: „Die Enthüllung des ersten in Großbritannien hergestellten Boxers ist ein historischer Moment für die britische Rüstungsindustrie. Sie symbolisiert nicht nur die Rückkehr der Produktion von gepanzerten Fahrzeugen auf britischen Boden, sondern unterstreicht auch das Engagement von Rheinmetall, dem Vereinigten Königreich souveräne Fähigkeiten, Innovation und wirtschaftlichen Wohlstand zu bieten. Der Boxer ist mehr als ein Fahrzeug – er ist ein Wegbereiter für die ‚Future Force‘ und stellt sicher, dass die britische Armee für die Herausforderungen von morgen gerüstet ist, während er heute echte Vorteile bietet.“
Das britische Testprogramm für den Boxer schreitet Rheinmetall zufolge erfolgreich voran, wobei die Prototypen alle Tests beim ersten Versuch bestanden haben. Diese von ARTEC und KNDS unterstützten Tests umfassten Bewertungen der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV), Schießübungen auf den Lulworth Ranges in Dorset und Bewertungen extremer klimatischer Bedingungen auf dem Millbrook Proving Ground in Bedfordshire. Diese fehlerfreien Leistungen unterstreichen die außergewöhnliche Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft des Boxers, selbst in den schwierigsten Umgebungen. Insbesondere habe die British Army die Fähigkeit des Boxers, durch Wasser zu waten, erfolgreich getestet und dabei seine Stabilität und Kontrolle bei unvorbereiteten Gewässerdurchfahrten unter Beweis gestellt.
Nach Abschluss der Prüfungen werden in den nächsten Wochen die ersten britischen Besatzungen im Handling mit den Fahrzeugen ausgebildet, bevor sie mit ihren Fahrzeugen in das Heimatregiment gehen, wo die taktische Ausbildung folgt.
Gerhard Heiming