Print Friendly, PDF & Email

Wie das Verteidigungsministerium in London diese Woche berichtet, ist die „Joint Expeditionary Force“ (JEF) unter dem Operationsnamen „Nordic Warden“ aktiviert worden, um Bedrohungen gegen die kritische unterseeische Infrastruktur ausfindig zu machen und um die russische Schattenflotte zu überwachen. Auslöser hierfür war die Beschädigung der Unterwasser-HGÜ (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) „Estlink2“ zwischen Estland und Finnland am 25. Dezember.

Die „Joint Expeditionary Force“ (JEF) wurde aktiviert, um Unterwasser-Infrastruktur zu sichern.
(Foto: Royal Navy Media Archive, CC BY-NC 2.0, creativecommons.org)

Allem Anschein nach hat der unter der Flagge der Cookinseln fahrende Tanker „Eagle S“ das Unterseekabel sabotiert. Das in China gebaute Schiff hatte zuvor den russischen Hafen Ust-Luga verlassen. Die Europäische Union geht davon aus, dass die „Eagle S“ Teil der russischen Schattenflotte ist, mit der internationale Sanktionen im Zusammenhang mit dem russischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine umgangen werden sollen.

Die JEF hat daraufhin eine Erklärung veröffentlicht, wonach sie ihre Sorge über die Beschädigung von „Estlink2“ zum Ausdruck brachte. Diese multinationale Expeditionstruppe mit rund 10.000 Soldaten aller Teilstreitkräfte ist 2014 aufgestellt worden und besteht aus zehn Truppensteller-Nationen: Dänemark, Estland, Finnland, Island, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Norwegen und Schweden; Großbritannien führt als „Framework Nation.“ Vom operativen JEF-Hauptquartier in Northwood im Nordwesten Londons aus werden 22 Gebiete überwacht, darunter der Ärmelkanal, die Nord- und Ostsee sowie speziell das Kattegat. Ausgerechnet im südlichen Kattegat sind seit dem 6. Januar ungewöhnliche Manöver russischer Schiffe beobachtet worden, die auf mögliche Unterwasseroperationen hindeuten. (ESuT berichtete)

„Diese Regierung“, so Premierminister Sir Keir Starmer, „arbeitet eng mit unseren Verbündeten zusammen, um kritische nationale Infrastruktur – wie zum Beispiel unterseeische Kabel – zu schützen.“
(Foto: Prime Minister’s Office)

Die JEF nutzt dabei Künstliche Intelligenz (KI), um Sensordaten auszuwerten, wie zum Beispiel das „Automatic Identification System“ (AIS) für Schiffspositionen. Dabei kann für jedes Schiff, das in ein besonderes Interessengebiet einläuft, das entsprechende Sabotage-Risiko berechnet werden. In das KI-System sind insbesondere die Schiffe integriert worden, die als Teil der russischen Schattenflotte identifiziert worden sind. Dieser Ansatz, so der britische Verteidigungsminister John Healey, erlaube eine „noch nie da gewesene Fähigkeit, große Seegebiete mit vergleichsweise geringem Ressourceneinsatz zu überwachen.“

Dr. Gerd Portugall