Mit vier Verträgen für Produktion bzw. Entwicklung wurde im Dezember 2024 die wirtschaftliche Basis für das Kampfflugzeug Eurofighter gestärkt.
25 Eurofighter für Spanien
Den Auftakt bildete am 20. Dezember der Vertrag über die Lieferung von 25 Eurofightern im spanischen Halcon II-Programm, wie Eurofighter mitgeteilt hat. Die NATO Eurofighter and Tornado Management Agency (NETMA) hat im Auftrag der spanischen Regierung mit der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH die Lieferung der Kampfflugzeuge im Zeitraum 2030 bis 2035 vereinbart. Die Flugzeuge zählen zur Tranche 4 im Eurofighter-Programm. Mit 21 einsitzigen und vier zweisitzigen Eurofightern will Spanien einen Teil der F-18-Flotte ersetzen. Die spanische Eurofighter-Flotte wird damit auf 115 Flugzeuge anwachsen.
Long Term Evolution für den Eurofighter
Am selben Tag wurde der Vertrag für das Entwicklungsvorhaben Langfristige Entwicklung (Long Term Evolution, LTE), Technische Reifungsphase des Waffensystems Eurofighter von NETMA und Eurofighter im Auftrag der Bundeswehr unterzeichnet (ESuT berichtete). Damit soll die Wachstumskapazität des Eurofighter-Waffensystems durch die Entwicklung eines neuen Cockpits, von Missionsrechnern, Flugsteuerungsrechnern, Kommunikationsausrüstung und Bewaffnungssteuerung gesteigert werden, heißt es in der Mitteilung von Eurofighter.
24 Eurofighter für Italien
Am 23. Dezember folgte der Vertrag zur Lieferung von 24 Kampfflugzeugen Eurofighter für die italienische Luftwaffe, die ebenfalls zur Tranche 4 zählen. Italien will damit die Eurofighter der Tranche 1 ersetzen, die im Zeitraum 2003 bis 2008 ausgeliefert worden sind. Damit hat Italien insgesamt 120 Flugzeuge bestellt. Genauso wie die spanischen Halcon II werden auch die neuen italienischen Eurofighter mit fortschrittlicher Avionik, verbesserten Waffensystemen, die Brimstone III und Meteor einsetzen können, neuen Sensoren und verbesserter Konnektivität ausgestattet.
59 EJ200-Triebwerke für spanische Eurofighter
Für die spanische Eurofighter hat die NETMA am 23. Dezember bei der EUROJET Turbo GmbH 59 EJ200 Triebwerke bestellt. Das hat Rolls Royce für das Joint Venture EUROJET mitgeteilt. An dem Joint Venture sind neben Rolls Royce (UK) die MTU Aero Engines (Deutschland), ITP Aero (Spanien) und Avio Aero (Italien) beteiligt. Die Triebwerke, die in der ITP Aero Facility in Ajalvir montiert werden, sollen ab 2029 ausgeliefert werden. Mit seiner Leistungsbilanz, kombiniert mit Mehrrollenfähigkeit und höchster Verfügbarkeit bei wettbewerbsfähigen Lebenszykluskosten, ist das EJ200-Triebwerk perfekt geeignet, die Anforderungen der Luftwaffe sowohl heute als auch in Zukunft zu erfüllen, schreibt Rolls Royce.
EUROJET hat den Angaben zufolge seit 2003 mehr als 1.400 EJ200-Serientriebwerke an Kundenflotten in neun Nationen ausgeliefert, die mehr als 1,5 Millionen Flugstunden geleistet haben.
60 Eurofighter für Deutschland und die Türkei angekündigt
Wenngleich Deutschland 2020 unter dem Kennwort Quadriga 38 neue Eurofighter bestellt hat, die ebenfalls zur Tranche 4 gezählt werden, konnte die Bestellung weiterer 20 Eurofighter, die Bundeskanzler Olaf Scholz auf der ILA 2024 in Berlin angekündigt hatte, bisher noch nicht realisiert werden. Soweit bekannt, steht das Vorhaben auch nicht auf der Liste aktueller 25 Mio. Vorlagen. Damit scheint eine Freigabe von Haushaltsmitteln durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages frühestens – nach der Bundestagswahl und der Regierungsbildung – in der zweiten Jahreshälfte möglich.
Dem Interesse der Türkei über die Lieferung von 40 Kampfflugzeugen Eurofighter konnte bisher nicht Rechnung getragen werden, weil Deutschland den Export blockiert hat. Zwischenzeitlich hat der Bundessicherheitsrat die Lieferung genehmigt und Scholz hat bei einem Staatbesuch im Oktober in der Türkei seine Zustimmung signalisiert. Die Verhandlungen über den Export führt Großbritannien.
Eurofighter als Brücke für FCAS
Mit den neuen Produktionsaufträgen belaufen sich die Bestellungen für die Kampfflugzeuge Eurofighter auf insgesamt 730 Flugzeuge, schreibt die Eurofighter Jagdflugzeug GmbH bei Facebook. Für das Unternehmen sind die Aufträge wichtig, um die Produktionskapazitäten, insbesondere das hochspezialisierte Personal, solange auszulasten, bis Klarheit über das Future Combat Aircraft System (FCAS) hergestellt ist und die Produktion beginnen kann.
Gerhard Heiming