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Viereinhalb Jahre nach Beginn der tri- und später quadrolateralen Gemeinschaftsentwicklung eines 8×8-Rad-Transportpanzers übernahm die europäische Beschaffungsorganisation OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en Matière d’Armement) am 10. Dezember 1999 die Verantwortung für die Beschaffung des Fahrzeugs im Auftrag der nur noch drei Programm-Nationen Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden, nachdem Frankreich kurz zuvor ausgetreten war. Großbritannien verließ das Programm 2003

2009 begann die Auslieferung der mittlerweile Boxer genannten Fahrzeuge an Deutschland und die Niederlande. Mit der Bestellung eines zweiten Loses für die Bundeswehr 2015 und dem Einstieg Litauens in das Programm ein Jahr später erhielt das Vorhaben neue Impulse. Es folgte 2018 Australien, die den Boxer allerdings außerhalb der OCCAR bestellt haben. Endgültig auf die Erfolgsspur kam der Boxer mit dem Wiedereintritt Großbritanniens in das Programm 2018 und der Bestellung von insgesamt 628 Fahrzeugen ab 2019. Seitdem hat eine Flut von neuen Bestellungen aus allen Boxer-Programm-Nationen eingesetzt. Bisher sind mehr als 1.500 Boxer in – je nach Zählung – über 30 Versionen bestellt und das Interesse ist ungebrochen. Mit der bevorstehenden Lieferung des ersten Artillerie-Boxers RCH 155 wird die Ukraine der fünfte Boxer-Nutzer.

Der Boxer mit dem Luftverteidigungssystem Skyranger 30 ist eine der jüngsten Boxer-Bestellungen aus Deutschland . (Foto: Gerhard Heiming)

Boxer international verwurzelt

Die OCCAR schreibt in einer Mitteilung vom 10. Dezember, dass das effektive modulare Konzept eines gemeinsamen Antriebsmoduls und eines austauschbaren Missionsmoduls ein Höchstmaß an strategischem Vorteil und taktischer Mobilität in einem breiten Spektrum von Einsatzszenarien gewährleistet. Das Jubiläum als wichtige Meilenstein im Lebenszyklus des Programms gebe die Möglichkeit, über den bisherigen Weg des Boxer nachzudenken, seine Errungenschaften zu feiern und einen Blick auf die geplanten künftigen Entwicklungen zu werfen.

Der Boxer sei fest international verwurzelt. Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich waren in den 1990er Jahren an der Konzeption und den frühen Phasen der Boxer-Plattform beteiligt. Ein besonderer Schwerpunkt war der OCCAR zufolge die Entwicklung einer Fahrzeugfamilie, die ein breites Spektrum von Einsatzszenarien abdecken und gleichzeitig die wichtigsten Anforderungen an Mobilität, Schutz und Tragfähigkeit erfüllen sollte.

Mit dem Vilkas für Litauen wurde erstmals ein Boxer in der Version Infanteriekampffahrzeug eingeführt. (Foto: OCCAR)

Zusammenarbeit im Boxer-Programm

Wie bei jedem erfolgreichen Programm sind das Programmmanagement hinter den Kulissen, die Lieferteams und die Interaktion mit weiteren Interessengruppen von entscheidender Bedeutung, schreibt die OCCAR. So arbeite die Boxer-Programmabteilung der OCCAR mit ihren 31 funktionsübergreifenden und multinationalen Mitarbeitern eng mit dem Hauptauftragnehmer ARTEC zusammen. Die ARTEC ist ein Joint Venture von KNDS Deutschland, Rheinmetall Landsysteme und Rheinmetall Defence Nederland B.V. Die Zusammenarbeit zwischen der OCCAR und wichtigen Fachleuten aus den Staaten, der Industrie und der gesamten Lieferkette sei für den Fortschritt und den Erfolg des Boxer-Programms von grundlegender Bedeutung und habe einen effektiven Transfer von Wissen und bewährten Verfahren ermöglicht. Die Boxer werden an Produktionsstätten in Deutschland, den Niederlanden sowie in Großbritannien und Australien hergestellt mit Zulieferern aus ganz Europa und Australien.

Erfolgreicher Boxer

In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Boxer als gepanzertes Radfahrzeug von Weltklasse etabliert, mit über 1.300 über die OCCAR bestellten Boxer-Fahrzeugen und einem Auftragsvolumen von mehr als 6,2 Milliarden Euro. Der Schlüssel zur Langlebigkeit und zum anhaltenden Erfolg des Boxer liege in seiner Modularität, Anpassungsfähigkeit und internationalen Zusammenarbeit, schreibt die OCCAR. Dadurch sei die Plattform kontinuierlich weiterentwickelt und modernisiert worden, um technologischen Fortschritten Rechnung zu tragen und gleichzeitig die sich verändernden Anforderungen an die Fähigkeiten zu erfüllen.

Das ungebrochene Interesse am Boxer zeigt sich an fortlaufenden Investitionen der Programmstaaten in die Weiterentwicklung. Upgrades, Verbesserungen. Neue Varianten werden nach Angabe der OCCAR entweder aktiv vorangetrieben oder seien bereits in Planung.

Jüngste Entwicklungen

Erst kürzlich hat Litauen 27 weitere Boxer-Fahrzeuge bestellt, darunter eine neue technische Variante, die im Oktober 2024 ausgeliefert werden soll. Für alle anderen Nationen werden derzeit neue Verträge ausgearbeitet, in deren Rahmen in naher Zukunft neue Varianten wie Brückenleger, Reparatur- und Bergungsfahrzeuge, Panzermörser, elektronische Kampfführung und neue Schützenpanzer in Auftrag gegeben werden könnten.

Aus Sicht der OCCAR befindet sich das Boxer-Programm somit in einer spannenden Phase, in der verbesserte Fähigkeiten und ein höheres Leistungs- und Schutzniveau bereitgestellt werden können, um die Nationen bei der Erreichung wichtiger Verteidigungsziele und der Anpassung an das sich verändernde globale Sicherheitsumfeld zu unterstützen.

Gerhard Heiming