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Mit zwei D-LBO-Verträgen in Höhe von zusammen 3,2 Milliarden Euro nimmt die Einrüstung von Funkgeräten und IT-Systemen in vorhandene Fahrzeuge der Truppe endlich Fahrt auf. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat gestern die Mittel dafür zum Teil aus dem Sondervermögen und zum Teil aus dem Kernhaushalt freigegeben.

Einer Mitteilung des BAAINBw zufolge ist Gegenstand des „Integrationsvertrages“ die Muster- und Serienintegration von digitalen Führungsfunkkomponenten in mehr als 9.000 Plattformen und Fahrzeuge der Deutschen Landstreitkräfte. Konkret umfassen diese Komponenten sowohl die unterschiedlichen Geräteausstattungen der neuen Führungsfunkgeräte nebst dazugehöriger Funktionskomponenten als auch die Integration und Modifikation sämtlicher hierzu erforderlicher Peripherieausstattung – von der Modifikation der Antennensysteme über die Integration neuer Kabelbäume bis zur Anpassung von Energieverteilungssystemen in den Plattformen. Zudem sind die Erstellung und Anpassung sämtlicher hiermit in Verbindung stehender technischer Dokumentation sowie die Deckung eines Ersatzteilerstbedarfs Bestandteile des Vertrages.

Arbeitsgemeinschaft ArGe D-LBO

Auftragnehmer ist die ArGe D-LBO, in der sich KNDS Deutschland und Rheinmetall zusammengefunden haben. In einer gemeinsamen Presseerklärung haben die beiden Unternehmen den Auftragswert mit 1,98 Milliarden Euro angegeben, der zu gleichen Teilen auf ArGe-Partner aufgeteilt werde.

Die ArGe benennt die „Digitalisierung Landbasierte Operationen“ als eines der wichtigsten Vorhaben des deutschen Heeres im Bereich modernster Kommunikation. Demnach liegen die Schwerpunkte der IT-Umrüstung auf dem Austausch der Funkgeräte mit dem neuen Führungsfunkgerät D-LBO und dem Wechsel der Software. Dieses neue IT-System bestehe unter anderem aus Kommunikationsendgeräten, Rechnern, Software und IT-Services. Das ermögliche die Vernetzung von Plattformen, Soldaten und Sensoren für den Austausch von Echtzeitinformationen und erhöht somit deren Einsatzfähigkeit und Interoperabilität.

Muster- und Serienintegration von digitalen Führungsfunkkomponenten betreffen mehr als 9.000 Plattformen und Fahrzeuge der Deutschen Landstreitkräfte. (Foto: PIZ AIN)

Ablauf der Umrüstung D-LBO

Den Angaben zufolge umfasst der Vertrag alle Arbeiten zur Integration neuer digitaler Funk- und Führungssysteme im Rahmen von zahlreichen Musterintegrationen und geht gesamthaft an den Auftragnehmer ArGe D-LBO, die die Abwicklung des Gesamtvertrags sicherstellt. Die Formulierung lässt darauf schließen, dass zahlreiche Unterauftragnehmer an der Durchführung der Arbeiten beteiligt werden.

Vorrangiges Ziel ist die Ausstattung der „Division 2025″ als ersten Verband des Heeres mit D-LBO Systemkomponenten in der Version D-LBO Basic.

In sieben vorgezogene Einzelverträgen ist bereits zu Beginn des Jahres 2024 die Musterintegrationen ausgewählter Plattformen und Fahrzeuge für die „Division 2025″ In Auftrag gegeben worden. Angesichts der Komplexität des Programmes war diese zeitliche Entzerrung der Integrationsarbeiten geboten, schreibt das BAAINBw. Ergebnis sei, dass schon heute einzelne Musterintegrationen erfolgreich abgeschlossen werden konnten.

Nach Angabe des BAAINBw werden ab Mitte 2025 darauf aufbauend die Einrüstungen im Rahmen der Serienintegrationen „in der Fläche“ beginnen, um die „Division 2025″ bis Ende 2027 voll auszustatten. Die Serienintegrationen soll zu großen Teilen standortnah durchgeführt werden. Die Entscheidung hierfür ergebe sich aus der Notwendigkeit, über verschiedene Plattform- und Fahrzeugtypen hinweg möglichst verbandsweise geschlossen umzurüsten, um so die Übungs- und Einsatzfähigkeit der jeweiligen Truppenteile im Verbund mit dem neuen Führungsfunksystem sicherstellen zu können.

Die Ausstattung aller übrigen Plattformflotten soll bis Ende 2030 abgeschlossen sein. Weitere Unterstützungsfahrzeuge aus dem Pool der Bundeswehr Fuhrpark Service GmbH werden zeitlich parallel in eigenen Integrationssträngen umgerüstet.

Integration der IT-Systeme

In einem zweiten Vertrag werden im Rahmen des D-LBO-Projekts die IT-Systeme in alle Fahrzeug- und Plattformsysteme der Landstreitkräfte integriert. Auftragnehmer ist die ArGe ISI (Arbeitsgemeinschaft IT-Systemintegration), die von Rheinmetall Electronics und blackned gebildet wird. Herausgehobener Unterauftragnehmer ist Airbus Defence and Space. Rheinmetall beziffert das Volumen des Vertrags auf 1,2 Milliarden Euro, von denen 730 Millionen Euro auf Rheinmetall und 470 Millionen Euro auf blackned entfallen.

Bis Mitte 2030 soll die neue Technologie Rheinmetall zufolge in mehr als 10.000 Kampf- und Unterstützungsfahrzeuge der Bundeswehr integriert werden. Dieser hardwarebezogene Anteil, der die vorgelagerte Umrüstung der Fahrzeug- und Plattformsysteme beinhaltet, ist in dem oben beschriebenen Beschaffungsvertrag in Auftrag gegeben worden.

Der Vertrag für die IT-Systemintegration hat eine Laufzeit von bis zu zehn Jahren und umfasst alle Arbeiten zur Integration neuer digitaler Funk- und Führungssysteme in ein einheitliches IT-System. Dieses wird unter Konfigurationskontrolle der BWI GmbH – dem IT-Systemhaus der Bundeswehr – bereitgestellt.

Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG: „Die neue Technologie wird die Führungsfähigkeit der Heeresverbände erheblich steigern und die Interoperabilität innerhalb der Bundeswehr und zu den NATO Partnern verbessern, was insbesondere für die neue Brigade 45 in Litauen von großer Bedeutung sein wird.“

Redaktion / gwh