Unidentifizierte Flugobjekte: Bedrohung oder harmloses Phänomen?
Unidentifizierte Flugobjekte an der US-Ostküste, insbesondere in New Jersey und New York, haben zu Spekulationen über mögliche Spionageaktivitäten durch ausländische Staaten geführt. Obwohl offizielle Stellen betonen, dass bisher keine Hinweise auf eine Bedrohung der nationalen Sicherheit vorliegen, bleibt die Herkunft dieser als „Drohnen“ bezeichneten Flugobjekte unklar.
Auf sozialen Medien machen sich immer mehr Sorge und Unmut über die Entwicklungen am Himmel breit. Denn offizielle Stellen der US-Regierung widersprechen sich in ihren Statements zu der Situation. Erklärungsversuche der Bevölkerung und Medien reichen von iranischen Mutterschiffen, über Drohnen für die Aufklärung radioaktiver Signaturen, bis hin zu außerirdischem Leben.
Was ist also besonders an diesen bisher unerklärten Sichtungen?
Zuerst einmal ist es die Anzahl an unerklärten Sichtungen. Laut FBI sind über die letzten Wochen 5.900 Hinweise zu unerklärten Flugkörpern eingegangen. Hunderte Videos zirkulieren parallel auf sozialen Medien. Alle zeigen ähnliche Bilder. Flugkörper, die vorrangig nachts entweder still in der Luft stehen, manövrieren oder miteinander interagieren. Dabei sind auf den Videos zwei Arten von Phänomenen zu sehen.
Zum einen leuchtende Kugeln, auch als „Orbs“ beschriebene unidentifizierte Flugobjekte, die mit hoher Geschwindigkeit manövrieren. Zum anderen drohnenähnliche Objekte mit grünen und roten Lichtern die den Federal Aviation Administration ( FAA) -Normen entsprechen. Diese interagieren in manchen geteilten Videos auch mit den heller leuchtenden, kugelförmigen Flugkörpern.
Viele der vermeintlich unerklärten Phänomene sind auf normale, im Regelbetrieb fliegende Flugzeuge, zivile Drohnen und Satelliten zurückzuführen. Bei gesteigerter Aufmerksamkeit für so ein Thema heizen allerding Falschmeldungen die Gemüter oft weiter an.
Doch dies ist trotzdem keine von Aluhutträgern angefachte Hysterie. Gouverneure und lokale Sicherheitsbehörden warnen vor den Drohnen und fordern Antworten durch die Regierung in Washington. Denn auch der Flugverkehr wird zunehmend gefährdet.
Der republikanische US Kongressabgeordnete Chris Smith beschreibt die Sichtungen in seinem Wahldistrikt so:
„Viele, viele Vollzugsbeamte haben es gesehen. Sie haben es auf eine Weise gesehen, die auf Formationen hinweist, die vom Meer ins Landesinnere kommen. (…) Ich meine, sie hatten keinen blassen Schimmer, was diese Objekte waren.“
Widersprüchliche Statements, auch durch den sicherheitspolitischen Sprecher John Kirby fördern Unsicherheiten und Spekulationen. So behauptete Kirby in einem Pressestatement letzten Donnerstag, dass die Sichtungen keine Gefahr darstellen würden und es sich wahrscheinlich um legal operierende zivile Drohnen und Flugzeuge handelt. Eine Beteiligung des US-Militärs oder feindlicher Nationen schloss Kirby aus.
Im Interview mit Fox News, einen Tag später, verkündete der Sprecher wiederum, dass man nicht wüsste um was es sich bei den Sichtungen handelt und dass man bisher noch kein Flugobjekt vom Himmel holen konnte.
Wenn die US-Regierung also nicht weiß, um was es sich bei den Sichtungen handelt, wie kann sie dann behaupten das es sich bei den unidentifizierten Flugobjekte nicht um ein Sicherheitsrisiko handelt?
Aktivitäten Unidentifizierte Flugobjekte
Laut der BBC fanden außer den hunderten online gestellten Videos weitere, von Behörden bestätigte, sicherheitsrelevante Sichtungen statt. Am 12. Dezember wurden mehrere Drohnen über der Bronx in New York City gesichtet. Einen Tag später, am 13. Dezember, musste das Stewart Airfield im Bundesstaat New York für etwa eine Stunde aufgrund von Drohnenaktivitäten geschlossen werden, wie Gouverneurin Kathy Hochul mitteilte. In Connecticut bestätigte die Polizei „verdächtige Drohnenaktivitäten“, woraufhin ein Drohnenerkennungssystem in der Nähe der Städte Groton und New London installiert wurde. In Maryland berichtete der ehemalige republikanische Gouverneur Larry Hogan, dass er „Dutzende“ Drohnen über seinem Haus in Davidsonville gesehen habe. Auch im Osten von Pennsylvania, einschließlich Philadelphia, gab es mehrere Drohnensichtungen. Im Oktober hatte das Wall Street Journal über mysteriöse Drohnen berichtet, die 17 Tage lang in der Nähe von US-Militäranlagen in Virginia gesichtet wurden. Schließlich wurde am 13. Dezember die Wright-Patterson US-Luftwaffenbasis in Ohio kurzzeitig geschlossen, nachdem kleine Drohnen in der Nähe gesichtet wurden. All das spricht nicht gerade für normale, legal operierende Drohnen.
Auch der künftige US-Präsident Trump äußerte sich zu der Thematik. Die Biden Regierung wüsste, was am Himmel vor sich geht. Auch er betonte, dass er nicht glaubt, dass es sich um feindliche Akteure handelt, die Regierung sollte aber mit offenen Karten spielen.
Unidentifizierte Flugobjekte in Deutschland und Europa?
Ende November wurden auch Drohnen über drei US-Luftwaffenstützpunkten im Vereinigten Königreich gesichtet, wobei britische Verteidigungsquellen der BBC mitteilten, dass der Verdacht auf einen „Staatsakteur“ gefallen sei. Auch in Deutschland wurden Drohnen über sensiblen Infrastrukturen, sowie über der US-Basis Ramstein gesichtet. So berichtete der NDR über Drohnenflüge über dem ChemCoast Park in Brunsbüttel, die möglicherweise darauf abzielen, Unsicherheit zu erzeugen. Sicherheitsexperten vermuten, dass solche Aktionen darauf abzielen könnten, Schwachstellen offenzulegen oder psychologischen Druck auszuüben.
Die Bundeswehr verzeichnete im Jahr 2023 insgesamt 446 Drohnensichtungen über ihren Standorten, was auf eine Zunahme solcher Aktivitäten hindeutet.
Es wird vermutet, dass hinter einigen dieser Vorfälle staatliche Akteure stehen könnten, die Informationen sammeln oder Sabotageakte vorbereiten wollen. Allerdings betonen Behörden, dass viele Sichtungen auf legale kommerzielle oder Hobby-Drohnen zurückzuführen sein könnten.
Ob die Sichtungen in Deutschland jedoch mit den Entwicklungen in den aus den USA zusammenhängen, ist unklar. Sprecher der amerikanischen Regierung betonten mehrmals, dass sie in den unerklärten Sichtungen in New Jersey und Co keine Aktionen von feindlichen Nationen sehen.
Außerirdisches Phänomen?
Unidentifizierte Flugobjekte erwecken Spekulationen und Theorien zu außerirdischen Flugkörpern an US-Küsten und nahe militärischer Einrichtungen neu zum Leben. Prominente Vertreter dieser Szene wie Ex Geheimdienstmitarbeiter David Grusch und der ehemalige Navy Pilot Ryan Graves sehen in den medialen Sichtungen bekannte Muster.
Denn das US-Verteidigungsministerium gab bereits 2021 offiziell die Veröffentlichung von drei Navy-Videos bekannt, die „unidentifizierte Flugphänomene“ zeigen. Diese Aufnahmen, die seit Jahren Spekulationen über unbekannte fliegende Objekte anheizen, sollen „Missverständnisse“ über ihre Echtheit ausräumen. Die Pentagon-Pressestelle bestätigte, dass die Videos authentisch sind.
Die Videos, die von Marinefliegern aufgenommen wurden, zeigen Objekte, die mit hoher Geschwindigkeit durch den Himmel fliegen. Eines davon dreht sich gegen den Wind, während die Piloten im Hintergrund Verwirrung und Erstaunen äußern.
Trotz des Interesses der U.F.O.-Forschung mahnen Experten, dass es gewöhnlich irdische Erklärungen für solche Sichtungen gibt. Die Pentagon-Veröffentlichung befeuerte zwar die Hoffnungen der Enthusiasten, die nach Anzeichen für extraterrestrisches Leben suchen, doch warnen Fachleute, dass das Fehlen einer Erklärung nicht zwangsläufig auf Außerirdische hinweist.
Die Pentagon-Sprecherin Susan Gough erklärte, dass die Navy die in den Videos gezeigten Phänomene stets als „unidentifiziert“ betrachtet habe. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 2004 und 2015 und wurden über dem Pazifik sowie vor der Ostküste aufgenommen. Trotz der offiziellen Bestätigung bleibt das Pentagon jedoch vage, was die genaue Natur der Phänomene betrifft.
Auch bei den neuen Sichtungen bleibt die US-Regierung vage. Viele US-Amerikaner glauben nun an die kommende „Disclosure“, also die Enthüllung der Existenz von außerirdischem Leben auf der Erde. Warum sich Aliens nur in der Nähe der USA offenbaren würden, ist eine andere Frage, aber wer kann der amerikanischen Bevölkerung bei so viel Verschwörungsstoff Vorwürfe machen?
Jannis Düngemann