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Am 6. November 2024 hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen das neue Dynamic Motion Simulation Center (DMSC) eröffnet. Einer Mitteilung des DLR vom 6. November zufolge besteht die weltweit einzigartige Anlage aus drei Bewegungssimulatoren mit austauschbaren Cockpits die hochdynamische Flug- und Fahrsimulationen ermöglichen. Diese können einzeln oder gemeinsam betrieben werden und bieten vielfältige Anwendungen für Forschung und Industrie.

Das DLR nennt als Besonderheit, dass zwei der Simulatoren des DMSC auf Industrieroboter-Armen basieren. Diese ermöglichen einen erweiterten, flexibleren Bewegungsraum im Vergleich zu klassischen Simulatoren. Vor allem für die Simulation von kleinen Flugzeugen, Lufttaxis oder Helikoptern seien die Roboterarme geeignet. Der dritte Simulator wird als Hexapod beschrieben, eine Plattform, die auf sechs Antriebselementen basiert und besonders belastbar ist.

Blick in das Simulationszentrum DSMC: IM Vordergrund die zwei der Roboterarme mit angebrachten Cockpits, Im Hintergrund der Hexapod. (Foto: DLR)

Die Simulatoren bieten zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten: Sie können für die Pilotenausbildung, die Entwicklung von Mixed-Reality-Technologien, die Verbesserung von Regelungstechnik eingesetzt werden. Ein Fokus liegt auf der Untersuchung des menschlichen Faktors. So wird unter anderem erforscht, wie Flugbewegungen den menschlichen Körper beeinflussen oder wie Luftkrankheit frühzeitig erkannt und behandelt werden kann. Ein Beispiel ist die seit 2021 laufende Studie des Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) in der zusammen mit dem DLR und dem Institut für Flugsysteme der Universität der Bundeswehr die Erkennung von Kinetose, sogenannter „Motion Sickness“, bei Pilotenanwärtern untersucht wird (ESuT berichtete). Das Projekt unter dem Namen Früherkennung Kinetose- Risiko hat sich zum Ziel gesetzt, bei Pilotenanwärtern mögliche Veranlagungen für Kinetose zu erkennen. Tests mit realen Anwärtern sollen noch in diesem Jahr beginnen.

Der „Robotic Motion Simulator“ ermöglicht unter anderem durch eine weltweit einzigartige Schleifringkonfiguration endlose Rotationen, extreme Neigewinkel und dadurch realistische Manöver.

Ein weiteres Highlight ist der Personal Air Vehicle Simulator (PAVSIM), der ebenfalls auf einem Industrieroboter-Arm basiert. Er ist besonders für die Entwicklung von senkrechtstartenden Flugfahrzeugen geeignet und unterstützt auch Tests von Mixed-Reality-Technologien. Während der Simulation können Pilotinnen und Piloten ihre Bewegungen spüren und gleichzeitig die virtuelle Umgebung über eine VR-Brille erleben.

Ein weiteres System, das vermutlich auch für die Kinetose-Studie wichtig wird, ist der Dynamic Motion Simulator (DynSim), der mit acht Antriebsachsen für schnelle und kräftige Rotationen sorgt. Er ermöglicht realistische Tests für Flugzeuge und Fahrzeuge, indem er beispielsweise die Auswirkungen von Tankflüssigkeiten auf die Dynamik simuliert. Der DynSim kann Objekte bis zu 700 Kilogramm steuern und komplexe Bewegungen durchführen.

Das DMSC bietet nach Angabe des DLR als innovative Forschungsplattform neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Luft- und Raumfahrttechnologien sowie für die Untersuchung von Mensch-Maschine-Interaktionen. Es ist offen für Kooperationen mit Industrie und Forschung. Die Simulatoren sind mit offenen Schnittstellen ausgestattet, sodass sie mit kundenspezifischer Software integriert werden können.

Redaktion / jd