Der niederländische Verteidigungsstaatssekretär Gijs Tuinman hat am 23. September das Parlament mit einem Kammerbrief über den Sachstand des Teilprojekts „Großes gepanzertes Radfahrzeug“ Boxer informiert und darin den Bedarf der Streitkräfte an weiteren Boxern beschrieben.
Demnach plant der Verteidigungsbereich die Beschaffung von 72 weiteren Boxern. Dabei handele es sich um das Basisfahrzeug mit Missionsmodul, den RCT30. Dieser Boxer verfüge über einen unbemannten Turm, der mit einer modernen 30-mm-Kanone und einem integrierten Panzerabwehrwerfer ausgestattet ist. Damit soll die Feuerkraft der 13. Light Brigade (Medium Infantry Brigade) verstärkt werden.
Nach der Beschreibung von KNDS vereint der Boxer RCT30 die hohe Mobilität und den überragenden Schutz des Boxer mit der Feuerkraft des Puma. „Der vollstabilisierte, hochmoderne fernbedienbare Turm mit „state of the art“ optischen und optronischen Sichtmitteln ermöglicht der gesamten Besatzung eine 360°-Rundum-Beobachtung, -Erkennung und -Identifizierung von Zielen auf große Entfernung. Die Airburst-fähige vollstabilisierte, automatische 30-mm-Maschinenkanone ermöglicht eine zielgenaue Bekämpfung von Zielen sogar aus der Fahrt. Lagebedingte Zielbekämpfung mit zwei getrennt geführten Munitionssorten durch automatischen Doppelgurtzuführer auf Knopfdruck“, schreibt KNDS.
Die verwendete Kanone ist die 30mm x 173mmMK30-2/ABM von Rheinmetall, die auch als Hauptwaffe im Puma eingesetzt ist. Die Kanone kann mit einer Kadenz von 700 Schuss/Minute bis zu drei km weit gegen Land-, Luft- und Seeziele wirken. Für die weitreichende Abwehr von Panzern und Hubschraubern stehen zwei Panzerabwehrlenkflugkörper Spike LR (MELLS) zur Verfügung.
Für die Beschaffung wollen die Niederlande mit Deutschland zusammenarbeiten. Deutschland beabsichtigt, die mittleren Kräfte mit rund 150 Radschützenpanzern Boxer RCT30 ausstatten. Nach bekannten Plänen wird angestrebt, noch in diesem Jahr einen Beschaffungsvertrag zu schließen. Die Niederlande und Deutschland sind beide Mitglieder der europäischen Beschaffungsbehörde OCCAR, die bisher schon die Boxer für die beiden Länder beschafft hat.
Außerdem hat der Staatssekretär die Beschaffung von zehn Boxern mit Missionsmodul „Joint Electronic Attack“ (EOV) angekündigt. Damit sollen die mobilen elektronischen Fähigkeiten ersetzt bzw. erneuert werden. Das Projekt ist bereits im April 2022 angekündigt worden (ESuT berichtete). Im Zuge der Erneuerung der EloKa-Systeme soll eine Erweiterung für neue Aufgaben im Bereich der Cyber Electro-Magnetic Activities (CEMA) erfolgen. Die ursprüngliche Planung sah die Lieferung der Boxer mit EloKa-Missionsmodulen im Zeitraum 2027 bis 2028 vor.
Gerhard Heiming